Der Fach- und Arbeitskräftemangel motiviert viele Unternehmen auch verstärkt Geflüchtete und Zugewanderte in Arbeit und Ausbildung zu nehmen. Dies zeigt sich auch in Magdeburg und Region. Sven Giegold, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, und Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, begrüßen heute den Floristikbetrieb Christine Floristik als 4.000stes Mitglied im „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ in Salzwedel.

Sven Giegold: Immer mehr Unternehmen stellen Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte ein. Dies ist mit viel zusätzlichem Engagement und Einsatz verbunden. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen sind wertvoll für die deutsche Wirtschaft. Denn die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte sind eine zentrale Stellschraube gegen den Arbeitskräftemangel und helfen auch bei ihrer Integration. Jedes Unternehmen, das sich für die Integration Geflüchteter engagiert, profitiert nicht nur selbst, sondern verdient auch den Dank von uns allen. Leider dauern die Verfahren bei der Einstellung von Geflüchteten oft zu lange und sie sind zu bürokratisch. Deshalb wird die Bundesregierung, wie in der Wachstumsinitiative beschlossen, die bisherigen Arbeitsmarktregeln für Geflüchtete grundlegend vereinfachen. Das ist gut für die Betriebe, die oft die passenden Leute haben, aber bislang viel zu lange auf die Arbeitserlaubnis warten müssen. Geflüchtete sollen für ihren Lebensunterhalt auch arbeiten können.

Achim Dercks ergänzt dazu: Christine Heuer und ihr Mitarbeiter Said Farid Sadat sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Integration von Menschen mit Fluchtgeschichte in den Arbeitsmarkt gelingt. Auch hier zeigt sich, dass die duale Berufsausbildung dafür ein erfolgversprechender und in vielen Fällen idealer Weg ist – sie bietet einen perspektivenreichen Start ins Arbeitsleben, erleichtert durch viele zwischenmenschliche Kontakte die weitere Integration und ermöglicht es Unternehmen, den eigenen Fachkräftebedarf zu sichern. Die Politik kann wichtige Weichen stellen, damit dieses positive Zusammenspiel noch öfter gelingt: Flexiblere und stärker digitale Azubi-Berufssprachkurse wären ein wichtiger Baustein dafür.

Christine Heuer über ihre Erfahrungen in der Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund: Die Ausbildung von Said war für das gesamte Team etwas Besonderes. Er hatte bereits in Afghanistan mit Pflanzen gearbeitet, was sich schon während des Praktikums zeigte. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich ihm die Ausbildung anbieten möchte. Die Sprache war am Anfang eine große Hürde, die Said mit Unterstützung des gesamten Teams von Christine Floristik mit Bravour gemeistert hat. Zu sehen, mit welchem Fleiß, Ehrgeiz und Begeisterung er diesen Beruf erlernt und jetzt auch ausübt, ist beeindruckend. Auch in der Floristik ist es nicht immer einfach, geeignetes Personal zu finden. Wer den Mut hat, geflüchtete Personen auszubilden, kann aktiv etwas gegen den Fachkräftemangel tun und gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Die Mühe hat sich für uns alle definitiv gelohnt.

Die Ausbildungslage in der Region Magdeburg

2.447 junge Menschen haben 2024 bislang in der IHK-Region Magdeburg bei einem Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsbetrieb ihre Berufsausbildung gestartet. 11 % der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge entfallen dabei 2024 auf Menschen mit Zuwanderungshintergrund – Tendenz steigend. Die Top 3 der Herkunftsländer sind Vietnam, Marokko und Syrien.

„Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte sind in den letzten Jahren für viele Unternehmen eine wichtige Zielgruppe geworden, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Auch für die Betriebe der IHK-Region Magdeburg wird die Zielgruppe immer wichtiger. Über alle Ausbildungsjahrgänge hinweg haben inzwischen über 9 % der Azubis einen Zuwanderungshintergrund“, ergänzt Stefan Korneck, Vizepräsident der IHK Magdeburg und geschäftsführender Gesellschafter scm energy GmbH.

Das „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ unterstützt Betriebe aller Branchen und Größen deutschlandweit mit individueller Beratung, Informationsmaterialien, Praxis-Tipps, Erfahrungsaustausch und regelmäßigen Updates zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten.

Weitere Informationen

Das „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ wurde 2016 als gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundeswirtschaftsministeriums gegründet. Mit 4.000 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs umfassen Beratung, Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen und sind wie die Mitgliedschaft kostenlos. Mitglied werden können Betriebe unter: www.nuif.de/mitglied-werden

Pressebilder

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Pressekontakt

Katharina Reiche
NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: reiche.katharina@dihk.de
Tel.: 030 20 308 6559