Fragen und Antworten zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie

Nachfolgend finden Sie unsere FAQs zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten.

Was sind die Ziele der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten?

Die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten verfolgt die übergeordneten Ziele,

  • eine gesunde Lebensweise zu fördern,
  • den Anteil der Übergewichtigen und Adipösen in der Bevölkerung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu senken und
  • die Häufigkeit von nichtübertragbaren Krankheiten zu verringern, die durch Ernährung mitbedingt werden – wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2.

Um diese Ziele zu erreichen, sollen die Ausgewogenheit der Energiebilanz und die Nährstoffversorgung der Bevölkerung verbessert werden.

Die Strategie baut auf dem wissenschaftlichen Konsens auf, dass die Entstehung von nichtübertragbaren Krankheiten multifaktoriell bedingt ist und dass eine übermäßige Aufnahme von Zuckern, Fetten und Salz das Risiko für solche Krankheiten erhöhen kann.

Gleichzeitig berücksichtigt die Strategie, dass die Aufnahme von Zuckern, Fetten und Salz in Deutschland, trotz umfangreicher Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen und bereits erreichter Fortschritte, über den wissenschaftlichen Empfehlungen liegt.

Wie wurde die Reduktionsstrategie erarbeitet?

Als Ergebnis von Gesprächen und Runden Tischen unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung sowie von Verbänden und Institutionen aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Verbraucherschutz und Wissenschaft konnte eine gemeinsame Basis gefunden werden, die unter anderem am 26. September 2018 in der Unterzeichnung einer Grundsatzvereinbarung zwischen BMEL und Lebensmittelwirtschaft mündete. Die Verabschiedung der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie im Bundeskabinett folgte am 19. Dezember 2018.

Die Beteiligten haben sich gemeinsam auf die Handlungsfelder geeinigt und Arbeitsgruppen gegründet, die zu spezifischen Fragen und Herausforderungen konkrete Maßnahmenvorschläge entwickelt haben. Anschließend wurden produkt- bzw. branchenbezogene Prozess- und Zielvereinbarungen von der Lebensmittelwirtschaft erarbeitet. Die Umsetzung dieser Vereinbarungen erfolgt in einem dialogorientierten Prozess zwischen dem BMEL und den Wirtschaftsverbänden, begleitet durch ein wissenschaftsbasiertes Monitoring sowie ein Begleitgremium aus Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung, der Bundesländer sowie von Verbänden und Institutionen aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Verbraucherschutz und Wissenschaft.

Welche Maßnahmen werden im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie umgesetzt?

Die Grundsatzvereinbarung zwischen dem BMEL und den teilnehmenden Wirtschaftsverbänden erklärt das übergreifende Ziel, die Energieaufnahme der Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken und dabei die Nährstoffversorgung im Blick zu behalten. Dazu sollen Zucker- und Fettgehalte von verarbeiteten Lebensmitteln verringert und Portionsgrößen verkleinert werden. Außerdem soll die Aufnahme von Salz und industriellen trans-Fettsäuren in der Bevölkerung weiter reduziert werden.

Die Umsetzung der Strategie begann Anfang 2019 und soll bis zum Jahr 2025 im Wege eines transparenten Prozesses fortgeführt werden. Bislang haben elf Verbände der Lebensmittelwirtschaft produkt- bzw. branchenbezogene Prozess- und Zielvereinbarungen mit ihren Mitgliedsunternehmen festgelegt. Diese betreffen die Zuckerreduktion in Erfrischungsgetränken, fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz, Frühstückscerealien für Kinder und gesüßten Milchprodukten für Kinder sowie die Salzreduktion in Backwaren (handwerklich hergestelltes Brot und verpackte industrielle Produkte), Tiefkühl-Pizzen und erhitzten industriell hergestellten Fleischerzeugnissen. Bei diesen Produktgruppen handelt es sich um Lebensmittel, die mitunter hohe Zucker- bzw. Salzgehalte aufweisen und in Deutschland häufig verzehrt werden. Der Lebensmittelhandel hat darüber hinaus zugesagt, alle strategierelevanten Lebensmittelwarengruppen seines Eigenmarkensortiments zu überarbeiten.

Die beteiligten Verbände und Institutionen engagieren sich durch vielfältige Aktivitäten: die Lebensmittelwirtschaft insbesondere durch die Reformulierung von Produkten, die Anpassung von Produktsortimenten und die Integration der Thematik in die Aus- und Fortbildung. Zudem beteiligen sich verschiedene Akteure mit Informationsangeboten für Verbraucherinnen und Verbraucher und Maßnahmen im Bereich der Ernährungsbildung.

Technologische und sensorische Herausforderungen werden in innovativen Forschungsprojekten in Angriff genommen. Die Forschung zur so genannten "Reformulierung", das heißt zu Anpassungen von Rezepturen und Herstellungsprozessen von Lebensmitteln, umfasst unter anderem Fragestellungen zur Anwendung neuer Technologien, zur Sicherheit und Haltbarkeit reformulierter Produkte und nicht zuletzt zu deren ernährungsphysiologischer und geschmacklicher Qualität. Dabei hat das BMEL insbesondere die Belange des Handwerks sowie kleinerer und mittlerer Unternehmen im Blick, denen eine praktikable Umsetzung ermöglicht werden soll.

Mithilfe eines engmaschigen Produktmonitorings untersucht das Max Rubner-Institut (MRI) die Veränderungen der Energie- und Nährstoffgehalte der strategierelevanten Lebensmittelgruppen im Zeitverlauf. So können die erzielten Fortschritte und das Erreichen der vereinbarten Reduktionsziele bewertet werden.

Weitere wichtige Maßnahmen waren das Inkrafttreten des nationalen Verbots des Zusatzes von Zucker und anderen süßenden Zutaten zu Kräuter- und Früchtetee für Säuglinge oder Kleinkinder im Mai 2020 sowie die Einführung des Nutri-Score in Deutschland als erweitertes Nährwertkennzeichnungssystem im November 2020.

Sind Zucker, Fette und Salz generell schädlich?

Zucker, Fette und Salz sind Bestandteile der Ernährung und nicht generell schädlich. Zu viel an zugesetztem Zucker, bestimmten Fetten und Salz sowie mangelnde Bewegung erhöhen jedoch das Risiko für nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus Typ 2. Eine hohe Aufnahme zuckergesüßter Getränke führt beispielsweise zu einem Anstieg des Risikos für Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. Zu viel Salz kann Bluthochdruck hervorrufen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Ebenso kann eine hohe Zufuhr an gesättigten und trans-Fettsäuren das Herz-Kreislauf-System belasten.

Im Vergleich zu den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist der Verzehr von Zuckern, Fetten und Salz in Deutschland zu hoch. Es herrscht wissenschaftlicher Konsens, dass die Reduktion der Aufnahme von Zuckern, bestimmten Fetten und Salz sowie der Gesamtenergiezufuhr eine gesündere Ernährungsweise fördern und das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von nichtübertragbaren Krankheiten senken kann. Die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Reduktionsstrategie: Welche Zucker sollen reduziert werden und warum?

Zucker sorgen nicht nur für einen süßen Geschmack, sie erfüllen auch technologische Funktionen während der Herstellung (Textur) und der Lagerung (Haltbarkeit) von verarbeiteten Lebensmitteln. Die Reduktionsstrategie verfolgt das Ziel, die Menge an freien Zuckern, die bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln zugesetzt wird, zu verringern.

Freie Zucker sind laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Monosaccharide (Glukose, Fruktose, Galaktose) und Disaccharide (Saccharose, Laktose, Maltose, Trehalose), die Hersteller, Köche oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen, sowie in Honig, Sirupen, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften natürlich vorkommende Zucker. Natürlicherweise vorkommende Zucker in (intaktem) Obst und Gemüse sowie Milch und Milchprodukten sind ausgenommen.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG), die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) haben sich der Empfehlung der WHO aus dem Jahr 2015 angeschlossen, die Zufuhr freier Zucker auf weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr zu begrenzen.

Der Konsum von Zucker ist ein Risikofaktor für Karies. Ein übermäßiger Konsum von Zucker in Form von zuckergesüßten Getränken kann darüber hinaus laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) das Risiko für Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Für freie Zucker insgesamt wird die wissenschaftliche Evidenz (Gewissheit) für einen positiven Zusammenhang mit dem Risiko für Adipositas und Fettstoffwechselstörungen als moderat eingestuft.

In Deutschland zählen zuckergesüßte Getränke neben Süßwaren zu den Hauptquellen für die Zufuhr freier Zucker. Ein hoher Konsum dieser Getränke wird kritisch gesehen, weil dadurch relativ hohe Energiemengen aufgenommen werden, ohne entsprechend zur Sättigung beizutragen. Weitere Quellen für die Aufnahme freier Zucker sind Backwaren und Milchprodukte.

Weitere Informationen und Empfehlungen für die Reduzierung der Zuckerzufuhr im Alltag finden Sie unter https://www.in-form.de/wissen/lebensmittel/weniger-ist-mehr-zucker-in-der-ernaehrung.

Reduktionsstrategie: Welche Fette sollen reduziert werden und warum?

Fette sind wichtige Energielieferanten. Darüber hinaus sind bestimmte Fettsäuren für den Menschen essentiell, das heißt, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden und gehören zu einer gesunden Ernährung. Aus diesem Grund ist die Zusammensetzung der mit der Nahrung aufgenommenen Fette entscheidend. Erwünscht ist ein hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren, der vor allem in pflanzlichen Ölen und Fisch zu finden ist. Gesättigte Fette sollten hingegen nur in geringen Mengen verzehrt werden und der Anteil an industriellen trans-Fettsäuren (also trans-Fettsäuren, die nicht natürlicherweise in tierischen Fetten vorkommen) sollte möglichst niedrig sein.

Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) kann eine hohe Gesamtfettzufuhr die Entstehung von Adipositas begünstigen und den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen. Für Jugendliche und Erwachsene hat die DGE daher einen Richtwert für die Gesamtfettzufuhr von 30 Prozent der Gesamtenergiezufuhr formuliert und weist darauf hin, dass Personen mit erhöhtem Energiebedarf (hoher körperlicher Aktivität) höhere Prozentsätze benötigen können.

Studien deuten darauf hin, dass sich eine hohe Zufuhr von gesättigten Fettsäuren ungünstig auf den Fettstoffwechsel auswirkt. Durch den Austausch von gesättigten durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren kann das Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK) gesenkt werden. Deshalb empfiehlt die DGE, die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren auf 7 bis 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr zu beschränken.

Es besteht überzeugende Evidenz, dass eine hohe Zufuhr von trans-Fettsäuren das Risiko für Fettstoffwechselstörungen steigert. Auch kann das Risiko für eine KHK erhöht werden. Es liegt unzureichende Evidenz für eine unterschiedliche Wirkung von industriellen und ruminanten (aus Fetten von Wiederkäuern) trans-Fettsäuren vor. Die DGE empfiehlt, die täglich zugeführte Menge von trans-Fettsäuren möglichst gering zu halten. Ihre Zufuhr sollte weniger als 1 Prozent der Nahrungsenergie ausmachen. Die EU-Kommission hat mit der Verordnung (EU) Nr. 2019/649 vom 24. April 2019 einen verbindlichen EU-weit gültigen Grenzwert für industrielle trans-Fettsäuren in Lebensmitteln festgelegt. Danach dürfen in Lebensmitteln, die für den Endverbraucher und den Einzelhandel bestimmt sind, maximal 2 Gramm industrielle trans-Fettsäuren pro 100 Gramm Fett enthalten sein.

Die Reduktionsstrategie verfolgt das Ziel, in verarbeiteten Lebensmitteln nicht nur die Gesamtfettgehalte, sondern insbesondere auch die Gehalte an gesättigten Fettsäuren zu reduzieren.

Weitere Informationen und Empfehlungen für die Verwendung von Fetten im Alltag finden Sie unter https://www.in-form.de/wissen/auf-die-richtigen-fette-kommt-es-an/.

Auf welche Lebensmittel zielt die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie ab?

Die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie will dort ansetzen, wo die größten Wirkungen erzielbar sind: Sie fokussiert daher auf Fertigprodukte. Im Sinne der Strategie sind Fertigprodukte verarbeitete Produkte, die aus einer oder mehreren Zutaten bestehen und denen Zucker und/oder Fette und/oder Salz zugesetzt sind, wie z. B. Erfrischungsgetränke, Brot, Milchprodukte, Fleischerzeugnisse wie Wurst, Frühstückscerealien oder Tiefkühl-Pizzen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Alltags der meisten Verbraucherinnen und Verbraucher. Nicht selten weisen diese Produkte allerdings hohe Gehalte an Zucker, Fetten und/oder Salz auf.

Einen besonderen Fokus legt die Strategie auf speziell an Kinder und Jugendliche gerichtete Lebensmittel, denn bereits in der frühen Kindheit werden Geschmackspräferenzen geprägt, die einen Einfluss auf spätere Ernährungsgewohnheiten haben können.

Wie wird der Erfolg der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie bewertet?

Mit dem vom Max Rubner-Institut (MRI) durchgeführten Produktmonitoring können potenzielle Veränderungen der Zucker-, Fett-, Salz- und Energiegehalte von Fertigprodukten im Zeitverlauf ermittelt werden. Die Basis des Produktmonitorings bildet eine umfassende Erhebung des MRI aus dem Jahr 2016, in der die Energie- und Nährstoffgehalte (Big Seven) von 12.500 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel häufig gekauften Fertigprodukten erfasst wurden. Die Lebensmittel wurden dabei in 18 Produktgruppen (z. B. Joghurtzubereitungen) und 167 Untergruppen (z. B. Fruchtjoghurt) unterteilt. Im Jahr 2018 erfolgte eine ergänzende Erhebung der Zuckergehalte von 1.750 Erfrischungsgetränken.

Zur Überprüfung der von der Lebensmittelwirtschaft vereinbarten Reduktionsziele werden die Energie-, Zucker-, Fett- und Salzgehalte in den entsprechenden Produktgruppen in regelmäßigen Abständen erneut erhoben.

Die Umsetzung der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie wird von einem Begleitgremium flankiert, das aus Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung, der Bundesländer sowie von Verbänden und Institutionen aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelwirtschaft, Verbraucherschutz und Wissenschaft besteht.

Was hat sich seit Beginn der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie verändert?

Die Ergebnisse des Produktmonitorings zeigen bei einigen Lebensmittelgruppen bereits positive Entwicklungen. Die erzielten Veränderungen reichen jedoch aus Sicht des BMEL noch nicht aus, um die Zucker-, Fett-, Salz- und Energieaufnahme in der Bevölkerung deutlich zu senken. In vielen Produktgruppen bestehen weiterhin Reduktionspotentiale, z. B. in Bezug auf Zucker bei an Kinder gerichteten Produkten oder Salz in Fleischerzeugnissen und unverpacktem Brot. Daher werden nun wissenschaftlich fundierte und auf Zielgruppen abgestimmte Reduktionsziele geschaffen. Die Entwicklung der Methodik zur Ableitung von Reduktionszielen soll im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft unter Leitung des Max Rubner-Institutes (MRI) erfolgen. Bis Ende 2024 sollen für relevante Lebensmittelgruppen Reduktionsziele vorliegen.

Wieviel Zucker, Fette und Salz enthalten Produkte mit Kinderoptik?

Bei Produkten mit Kinderoptik sind in einigen Lebensmittelgruppen seit 2016 zwar Reduktionsbemühungen erkennbar, z. B. bei den Zuckergehalten von gesüßten Joghurt- und Quarkzubereitungen, Frühstückscerealien, Erfrischungsgetränken und Feingebäck. Gleichzeitig liegen die Zucker-, Fett- und Salzgehalte vielfach noch auf hohem Niveau oder haben sich zuletzt kaum verändert. Mitunter sind auch Anstiege zu verzeichnen, z. B. im Hinblick auf die Gehalte an Fett und gesättigten Fettsäuren bei Frühstückscerealien.

Das Produktmonitoring des MRI zeigt, dass Produkte mit Kinderoptik in den meisten Lebensmittelgruppen mehrheitlich ähnliche oder niedrigere mediane Gehalte an Energie, Zucker, Fetten und Salz aufweisen als vergleichbare Produkte ohne Kinderoptik bzw. die Gesamtstichprobe. Dies gilt allerdings nicht für alle Lebensmittelgruppen.

Eine Auswertung des MRI zur Einordnung der erhobenen Produkte mit Kinderoptik in Bezug auf das aktuelle Nährwertprofil-Modell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verdeutlicht außerdem, dass deutlich weniger als die Hälfte der einbezogenen Produkte mit Kinderoptik dem Nährwertprofil-Modell der WHO entsprechen. Sie lässt aber auch erkennen, dass die Einhaltung der WHO-Kriterien möglich ist.

Eine ausführliche Darstellung der Fortschritte bei Produkten mit Kinderoptik im Rahmen der Reduktionsstrategie liefert der am 4. Juli 2023 veröffentlichte Sonderbericht des BMEL zu Produkten mit Kinderoptik.

Warum liefert die Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) zur Entwicklung der Zuckergehalte in Erfrischungsgetränken abweichende Ergebnisse zum Produktmonitoring des Max Rubner-Institutes?

Am 21. Februar 2023 wurde eine Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), die in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM) durchgeführt wurde, zur Entwicklung der Zuckergehalte von Erfrischungsgetränken veröffentlicht. Gemäß dieser Studie sei der durchschnittliche absatzgewichtete Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland zwischen 2015 und 2021 um 2,2 Prozent gesunken.

Auch das Max Rubner-Institut (MRI) untersucht im Rahmen des Produktmonitorings Erfrischungsgetränke. Bislang liegen diesbezüglich Daten aus den Jahren 2018, 2019 und 2022 vor, wonach der gewichtete mittlere Zuckergehalt der am meisten gekauften Erfrischungsgetränke zwischen den Jahren 2018 und 2019 um etwa 13 Prozent gesunken ist, sich aber zwischen 2019 und 2022 nicht verändert hat.

Die Studie der DANK basiert auf anderen Datenquellen und Methoden als das Produktmonitoring des MRI. Dies kann abweichende Ergebnisse erklären. Unterschiede bestehen insbesondere im Hinblick auf folgende Aspekte:

  • Die DANK-Studie stützt sich auf Daten des Marktforschungsinstitutes Euromonitor International, die aus Primär- und Sekundärquellen bezogen wurden, darunter beispielsweise Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Produktinformationen und Schätzungen von Branchenexpertinnen und -experten. Grundlage des MRI-Produktmonitorings bilden hingegen deklarierte Nährwertangaben von Produkten des Lebensmitteleinzelhandels sowie Daten eines für Deutschland repräsentativen Haushaltspanels des deutschen Marktforschungsinstitutes GfK.
  • Es können Unterschiede in der Marktabdeckung vorliegen. Das MRI-Produktmonitoring gewährleistet – je nach Erhebungsjahr – aufgrund der Zusammenführung zweier Datenquellen (eigene Erhebung und GfK-Daten) eine Abdeckung zwischen 60 und 72 Prozent des Gesamtmarktes.
  • Bei Euromonitor fließen im Unterschied zum Produktmonitoring des MRI auch Daten des Außer-Haus-Verzehrs ein.
  • Auch gibt es Unterschiede bei den einbezogenen Produktkategorien von Erfrischungsgetränken. Im Gegensatz zum MRI-Produktmonitoring wurden in der DANK-Studie u. a. auch Nektare erfasst.
  • Der Untersuchungszeitraum ist unterschiedlich (2015-2021 vs. 2018-2022).

Warum wird in Deutschland keine Zuckersteuer eingeführt?

Die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, die Bedingungen für Verbraucherinnen und Verbraucher so gestalten zu wollen, dass eine gute, das heißt gesunde, stärker pflanzenbetonte und nachhaltige Ernährung, im Alltag ermöglicht wird. Neben steuerpolitischen Maßnahmen können auch viele andere verhältnispräventive und verhaltenspräventive Maßnahmen einen Beitrag zu diesem Ziel leisten.

Eine hohe und häufige Zuckerzufuhr, insbesondere über zuckergesüßte Getränke, erhöht das Risiko für Übergewicht, Adipositas und ernährungsmitbedingte Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über zuckergesüßte Getränke wird besonders viel Zucker aufgenommen. Erfahrungen aus anderen Ländern mit einer Steuer auf zuckergesüßte Getränke weisen darauf hin, dass eine solche Steuer durchschnittlich zu einer verminderten Zuckerzufuhr über solche Getränke führen kann. Gleichzeitig gibt es z. B. im Vereinigten Königreich auch Hinweise auf Ausweichreaktionen im Konsumverhalten. Der ernährungsphysiologische Nutzen und gesundheitliche Mehrwert einer Zuckersteuer ist noch nicht abschließend bewertet.

Die Zuständigkeit für steuerliche Maßnahmen liegt beim Bundesministerium der Finanzen.

Weniger Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten: Wie werden Verbraucherinnen und Verbraucher aufgeklärt und informiert?

Rezepturänderungen allein garantieren keine gesündere Ernährung. Letztlich entscheiden die Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrem Einkauf selbst darüber, welche Lebensmittel sie kaufen und inwieweit bei der Auswahl gesundheitsrelevante Aspekte eine Rolle spielen. Um Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage zu versetzen, ihren Ernährungsalltag selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu gestalten und beim Lebensmittelkauf die gesündere Wahl zu treffen, ist eine Stärkung ihrer Ernährungskompetenz erforderlich. 

Vor diesem Hintergrund setzt das BMEL nicht allein auf die Verhältnisprävention, sondern ergreift auch Maßnahmen zur Verbraucheraufklärung, beispielsweise im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Dabei arbeitet des BMEL eng mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), ansässig in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), zusammen, das die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie mit zahlreichen kommunikativen Maßnahmen begleitet. Auch das Max Rubner-Institut (MRI) ist regelmäßig auf Verbraucherveranstaltungen präsent, um die Ergebnisse seiner Forschung zur Reformulierung von Lebensmitteln vorzustellen und Verbraucherinnen und Verbraucher mithilfe von Verkostungen reformulierter Produkte für die Zucker-, Fett- und Salzaufnahme zu sensibilisieren.

Ein weiteres zentrales Element, das es Verbraucherinnen und Verbrauchern erleichtern soll, die gesündere Wahl zu treffen und Lebensmittel einer Produktkategorie hinsichtlich ihres nährwertbezogenen Gesamtwertes zu vergleichen, ist der Nutri-Score als erweiterte Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite der Lebensmittelverpackung.

Auch die an der Reduktionsstrategie Beteiligten aus den Bereichen Verbraucherschutz, Gesundheit, Ernährung und Lebensmittelwirtschaft engagieren sich mit Maßnahmen zur Verbraucheraufklärung.

Reduktionsstrategie: Welche Schritte sind als Nächstes geplant?

Die im Rahmen der Strategie erzielten Veränderungen reichen aus Sicht des BMEL bisher noch nicht aus. In vielen Produktgruppen bestehen weiterhin Reduktionspotentiale, z. B. in Bezug auf Zucker bei an Kinder gerichteten Produkten oder Salz in Fleischerzeugnissen und unverpacktem Brot. Daher werden nun wissenschaftlich fundierte und auf Zielgruppen abgestimmte Reduktionsziele geschaffen. Die Entwicklung der Methodik zur Ableitung von Reduktionszielen soll im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses mit externen Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft sowie sachkundigen Personen aus der Lebensmittelwirtschaft unter Leitung des Max Rubner-Institutes (MRI) erfolgen. Bis Ende 2024 sollen für relevante Lebensmittelgruppen Reduktionsziele vorliegen.

Das MRI entwickelt das Produktmonitoring kontinuierlich weiter und trägt dabei bestehenden und zukünftigen Reduktionszielen ebenso Rechnung wie aktuellen Marktentwicklungen. Die Veröffentlichung des Berichtes zur Erhebung 2023, in der Brot und Kleingebäck, Wurstwaren und weitere Fleischerzeugnisse sowie Riegel erneut untersucht wurden, ist in der ersten Jahreshälfte 2024 geplant.

Ein zweiter Zwischenbericht zur Reduktionsstrategie soll im Frühjahr 2024 veröffentlicht werden.

Sollen die wissenschaftlich erarbeiteten Reduktionsziele als staatliche Rezepturvorgaben dienen?

Die Darstellung, wonach die Lebensmittelwirtschaft künftig ihre Rezepturen für bestimmte zucker-, fett- und salzhaltige Lebensmittel staatlichen Vorgaben anpassen müsse, ist falsch.

In der im Jahr 2018 angestoßenen Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten sollen Fertigprodukte gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie verbessert und gesünder werden.

Die selbst gesteckten Ziele der Lebensmittelwirtschaft für Produktreformulierungen im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie sind noch nicht erfüllt, die Reduktionsbemühungen lassen zum Teil nach. Dies zeigen die Monitoringergebnisse des Max Rubner-Instituts (MRI).

Vor diesem Hintergrund hat das BMEL das MRI mit der Durchführung eines Stakeholder-Prozesses beauftragt, in dem wissenschaftlich fundierte Methoden zur Ableitung von Reduktionszielen für Zucker, Fette und Salz entwickelt werden sollen. Beteiligt werden Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen der unabhängigen und freien Wissenschaft, von Fachverbänden sowie der Lebensmittelwirtschaft. Außerdem werden die Verbände der Lebensmittelwirtschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter aus anderen gesellschaftlichen Bereichen mit Bezug zu den Reduktionszielen angehört und erhalten Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme. Die Ergebnisse zu den Reduktionszielen sind für Ende des Jahres 2024 geplant und werden eine innovative, objektive und wissenschaftlich fundierte Grundlage sein, die fachlich ausgewertet und der Lebensmittelwirtschaft übermittelt werden wird, um diese in ihrem weiteren Reformulierungsbestreben zu unterstützen. Staatliche Rezepturvorgaben sind dabei nicht geplant.

Die Umsetzung der Reduktionsziele wird weiterhin durch das Produktmonitoring des MRI begleitet. Ziel ist es, dass gesündere Lebensmittel angeboten werden und somit für alle Konsumentinnen und Konsumenten eine breitere Auswahl zu ermöglichen.

Erschienen am im Format FAQ-Liste

Das könnte Sie auch interessieren

Ergebnisse des Produktmonitorings des Max Rubner-Instituts (Thema:Reduktionsstrategie)

Das Max Rubner-Institut (MRI) führt ein engmaschiges, regelmäßiges Produktmonitoring durch, das sich in mehrere Einzelerhebungen gliedert. Die Ergebnisse geben Auskunft über die Entwicklung der Zusammensetzung von am Markt erhältlichen, verpackten verarbeiteten Lebensmitteln im festgelegten Zeitverlauf und zeigen, ob Bedarf zur Nachsteuerung oder weiterer Handlungsbedarf besteht.

Mehr

Forschung zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie (Thema:Reduktionsstrategie)

Das BMEL fördert viele Projekte, die dazu forschen, wie sich Zucker, Fette und Salz sowie der Gesamtenergiegehalt reduzieren lassen.

 

Mehr

Salzzufuhr in Deutschland: Ergebnisse der DEGS- und KiGGS-Studie (Thema:Gesunde Ernährung)

Eine zu hohe tägliche Salzzufuhr ist ein Risikofaktor für Bluthochdruck und damit auch für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 6 Gramm Salz zu sich zu nehmen.

Mehr