BMEL legt Zukunftsprogramm Pflanzenschutz vor

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat nach einem ausführlichen Beteiligungsprozess sein Zukunftsprogramm Pflanzenschutz vorgestellt. Darin werden Wege aufgezeigt, wie ein nachhaltiger Pflanzenschutz in der Landwirtschaft und im Sonderkulturanbau in Einklang gebracht werden kann mit hoher Produktivität und guten Einkommen für die Betriebe.

Beim Zukunftsprogramm Pflanzenschutz setzt das BMEL auf Kooperation, Förderung, Beratung und Innovation statt auf Verbote oder ordnungsrechtliche Vorgaben. Für das Zukunftsprogramm wurden von Anfang an Agrar-, Wirtschafts- und Umweltverbände eng beteiligt genauso wie Wissenschaft oder landwirtschaftliche Praktiker aus dem Dialognetzwerk Zukunftsfähige Landwirtschaft.

Ziel ist, die Betriebe in der Landwirtschaft und im Sonderkulturanbau auf dem Weg zu einem gezielteren und biodiversitätsschonenden Pflanzenschutz unterstützen. Die Landwirtschaft soll weiterhin sichere und gesunde Nahrungsmittel für alle erzeugen und ökonomisch tragfähig sein. Gleichzeitig wollen wir die Grundlagen der Landwirtschaft – Artenvielfalt, gesunde Böden, saubere Luft und unbelastetes Wasser – für kommende Generationen erhalten und schützen. Damit kommen wir auch den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) nach, die Belastungen durch Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.

Nur mit einer gemeinsamen Anstrengung können der Einsatz und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu gefährden. Das BMEL orientiert sich an dem in der Farm to Fork-Strategie der EU-Kommission festgelegten und von vielen Bundesländern schon aufgegriffenen Ziel, die Verwendung und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Dieses Ziel bedeutet nicht, dass pauschal auf jeder Anbaufläche 50 Prozent weniger von jedem Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, sondern es geht um den Gesamteinsatz in Deutschland. In die Bilanzierung fließen Agrarumweltmaßnahmen ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ebenso ein wie der Ökolandbau. Berücksichtigt werden soll neben der Giftigkeit von Stoffen künftig auch, dass bestimmte Pflanzenschutzmittel leichter durch alternative Verfahren zu ersetzen sind als andere.

Ich bin überzeugt, dass wir ein Programm mit Maß und Mitte gefunden haben. Mit unserem Dreiklang aus Innovation, Kooperation und Alternativen unterstützen wir unsere Landwirtschaft dabei, den beschrittenen Weg zur Pflanzenschutzmittelreduktion fortzusetzen.

Bundesminister Cem Özdemir

Der Bezugszeitraum für das Reduktionsziel ist 2011 bis 2013. Die Erfolge des letzten Jahrzehnts, etwa bei der Ausweitung des Ökolandbaus, bei der Ausdehnung vielfältiger Fruchtfolgen oder die Anstrengungen der Landwirtschaft für Blühflächen, fließen so angemessen ein.

Um diese Ziele zu erreichen, verfolgen wir einen Dreiklang:

  1. Innovation: Durch die Stärkung von Forschung, Beratung und Erprobung wollen wir mit Hilfe neuer pflanzenschutzmittelarmer Anbaumethoden sowie moderner Technik den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.
  2. Kooperation: In Kooperationen von Landwirtschaft und Naturschutz und durch die gezielte Nutzung von Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wollen wir die Biodiversität in Schutzgebieten wirksam schützen und Rückzugsflächen für die Biodiversität in der Agrarlandschaft schaffen.
  3. Alternativen: Wir wollen die Verfügbarkeit risikoarmer Produkte erhöhen und Indikationslücken schließen – und zu diesem Zweck die Pflanzenschutzmittelzulassung überarbeiten. Mit gezielter Forschung für biologischen Pflanzenschutz legt die BMEL-Ressortforschung die Grundlage dafür, Alternativen zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu entwickeln.

Damit wollen wir messbare Verbesserungen für den Schutz der natürlichen Ressourcen und vor allem für die Artenvielfalt erreichen und eine resiliente, zukunftsfähige und zugleich eine für die Betriebe wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft unterstützen.

Fragen und Antworten zum Zukunftsprogramm Pflanzenschutz

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Kooperativer Ansatz

Die Maxime ist es, kooperativen Lösungen den Vorzug zu geben. Stellschrauben für einen nachhaltigeren Schutz unserer Kulturpflanzen sehen wir insbesondere bei folgenden Maßnahmen:

  • Stärkung des integrierten Pflanzenschutzes,
  • Verbesserung der Verfügbarkeit biologischer Pflanzenschutzverfahren und risikoarmer Pflanzenschutzmittel,
  • Stärkung des kooperativen Naturschutzes,
  • Förderung von Technik, Forschung und Innovationen sowie
  • Stärkung des Wissenstransfers.

Ein Mix bestehend aus Modellregionen, finanziellen Anreizen, Informations- und Beratungsangeboten und Forschungsförderung soll die Landwirtinnen und Landwirte unterstützen.

Für eine transparente Evaluierung der Maßnahmen streben wir ein verbessertes Monitoring auf Basis weiterentwickelter Indikatoren an, aufgrund derer ein Nachjustieren ermöglicht wird.

Breiter Beteiligungsprozess

Um die vielfältigen Perspektiven, innovative Ideen, Empfehlungen und Anregungen im Rahmen des Zukunftsprogramms Pflanzenschutz zu berücksichtigen, hat das BMEL in einem breiten Beteiligungsprozess ein Ideenpapier zum Zukunftsprogramm zur Diskussion gestellt. Alle Interessensgruppen konnten ihre Positionen einbringen. Mehr als 90 schriftliche Stellungnahmen sind eingegangen. Diese Rückmeldungen waren eine wichtige Grundlage für die endgültige Ausgestaltung des Zukunftsprogramms. Auch die 2023 erarbeiteten Vorschläge des „Dialognetzwerks zukunftsfähige Landwirtschaft“ sind eingeflossen. Bestehende Programme aus den Bundesländern sollen mit dem Zukunftsprogramm Pflanzenschutz verbunden werden, um Synergien zu nutzen. Vorbilder sind das Biodiversitätsstärkungsgesetz aus Baden-Württemberg oder der sogenannte Niedersächsische Weg.

Die Beteiligung geht nach der Veröffentlichung des Zukunftsprogramms weiter: Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen sind im Rahmen von Beteiligungsprozessen weiter auszugestalten. Denn nur mit allen Stakeholdern gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern und die Voraussetzungen für einen nachhaltigeren Pflanzenschutz schaffen.

Erschienen am im Format Basistext

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