Tipps zum bienenfreundlichen Gärtnern
Sie haben im Garten, auf dem Balkon oder auf der Fensterbank noch etwas Platz? Dann machen Sie daraus ein Bienenbuffet. Auch Grünflächen und Parks in Städten und Gemeinden, Schul- und Firmengelände oder Straßenränder lassen sich bienenfreundlich gestalten. Gut ist ein Mix aus früh-, mittel- und spätblühenden Pflanzen, die viel Nektar und Pollen bieten. So finden die Insekten vom Frühjahr bis in den Herbst hinein „Futter“.
Wichtig ist auch die Blütenform: Bei offenen und kelchförmigen Blüten gelangen die kleinen Bestäuber besser an Nektar und Pollen. Zudem sollten Sie auf bienenschädliche Pflanzenschutzmittel verzichten, um den Insekten nicht zu schaden.
Tipps für ein bunt blühendes Bienenbuffet:
Für sonnige Standorte
Blühende Kräuter wie zum Beispiel Rosmarin (Mai/Juni)*, Salbei (Juni/Juli) und Oregano (Juli-September) eignen sich für Balkon und Garten. Ungefüllte Rosen (Mai-Oktober), Lavendel, Sonnenbraut und Sonnenhut (Juli-Oktober) fühlen sich im Garten und in Kübeln wohl. Traubenhyazinthe (März-Mai), Gänseblümchen (März-Oktober) und Löwenzahn (Mai-Oktober) locken auf dem Rasen Bienen an. *Die Angabe in Klammern ist immer die Blütezeit.
Für den Halbschatten
Walderdbeere (April-Juni)*, Vanilleblume (Juni-September), Kapuzinerkresse (Juli-Oktober) und Besenheide (August bis Oktober) beispielsweise brauchen nicht ganz so viel Sonne und wachsen auch im Topf gut. Lenzrosen (Februar-April) und Margeriten (Juni bis August) gedeihen besser in Kübeln oder im Garten. Für Staudenbeete eignen sich zum Beispiel Akelei (Mai-September), Beinwell (Mai-August) und Astern (August-November). Wer mehr Platz hat, kann Weide (März-Mai), Apfel oder Birne (April-Mai) pflanzen. *Die Angabe in Klammern ist immer die Blütezeit.
Für schattige Standorte
Egal ob im Topf oder Beet: Primeln (März bis Juni)* und blühende Minze (Juli-September) bieten auch im Schatten den Bienen Futter. Für den Garten oder große Kübel eignen sich zum Beispiel Phlox (Juni-September), Brombeere (Juni-August) und Wilder Wein (Juli-September). *Die Angabe in Klammern ist immer die Blütezeit.
Für echte Gourmets
Koriander, Rosmarin, Oregano, Thymian, Salbei, Minze, Borretsch und viele weitere Kräuter verfeinern nicht nur Ihr Essen, auch Bienen bieten sie reichlich Nektar und Pollen. Wer sich einen blühenden Kräutergarten anlegen möchte, wählt dafür am besten einen sonnigen Standort.
Für Obstliebhaber
Alle blühenden Obstbaumarten wie Apfel, Birne, Pflaume oder Kirsche sind eine fantastische Pollen- und Nektarweide für Bienen und andere Insekten. Auch Beerensträucher eignen sich gut für einen insektenfreundlichen Garten oder Balkon. So besucht zum Beispiel die Fuchsrote Lockensandbiene besonders gern Johannisbeeren, Stachelbeeren und Pflaumen. Brombeeren und Himbeeren sind bei Hummeln wie der Baumhummel und der Wiesenhummel sehr beliebt. Übrigens: Untersuchungen zeigen, dass der Ertrag steigt, wenn neben Honigbienen auch Wildbienen die Blüten bestäuben. Es gibt nicht nur mehr Früchte, sie sind auch größer und von besserer Qualität!
Für Pollenallergiker
Trotz Pollenallergie lässt sich Ihr Garten bienenfreundlich gestalten! Es gibt zahlreiche pollenarme, aber zugleich nektarreiche Pflanzen wie Ysop, Linde, Thymian und Hornklee. Auch Primeln, Walderdbeere, Gänseblümchen und Hibiskus haben zum Beispiel wenig Pollen, ziehen aber Bestäuber an.
Für den Frühling
Nach dem Winter benötigen Bienen im Frühjahr pollen- und nektarreiche Blüten als Nahrungsquellen. Ein besonderes reichhaltiges Bienenbuffet bieten zum Beispiel diese Frühlingsblüher:
- Traubenhyazinthe
- Wildkrokus
- Kegelblume
- Blausternchen
Die besonders früh blühenden Pflanzen sind sogenannte Geophyten oder Zwiebelpflanzen, die wegen ihrer unterirdischen Speicherorgane sehr früh zur Blüte kommen können. Die meisten Zwiebelpflanzen werden im Herbst des Vorjahres gepflanzt, man kann die Pflanzen aber auch nach der Blüte umsetzen.
Für Rosen-Fans
Bei der Züchtung von Rosensorten wurde in der Vergangenheit vor allem auf große Blüten, Farbe und Duft geachtet. Deshalb bieten viele moderne Sorten den Insekten nur wenig Nahrung. Aber es gibt sie, die bienen- und insektenfreundlichen Rosen! Und auf Blütenpracht muss dabei nicht verzichtet werden: Besonders geeignet sind ungefüllte oder höchstens halbgefüllte Rosenblüten, die in der Mitte offen sind, so dass die Bienen die Staubgefäße gut erreichen können. Sie bieten reichlich Pollen, den die Insekten für die Aufzucht ihrer Brut benötigen. Besonders interessant für die Tiere sind öfterblühende Rosen, die durch ihre lange Blütezeit zu verschiedenen Zeiten im Jahr eine Nahrungsquelle bieten. Gut geeignet sind deshalb verschiedene Wild-, Strauch-, Kletter- und Zwergrosen.
Echte Hummel-Magneten
Für alle, die in der zweiten Jahreshälfte den niedlichen Brummern etwas Gutes tun möchten: Für den Balkon geeignet sind Lavendel, Salbei, Katzenminze, Oregano und Sommer-Heide – sie blühen lange und können auch einen heißen Sommer gut überstehen. Im Garten sind Beinwell, Brombeeren, Flockenblumen, Natternkopf, Wegwarte, verschiedene Klee-Arten sowie Disteln und die Wilde Karde echte Hummel-Magneten.
Für größere Flächen und Blühwiesen
Hier sind artenreiche Samenmischungen gut, die zu 100 Prozent aus Blütenpflanzen ohne Gräseranteil bestehen und neben ein paar einjährigen möglichst viele mehrjährige Pflanzenarten enthalten. So ist die ganze Saison über für ein kontnuierliches Pollen- und Nektarangebot gesorgt, das unterschiedliche Bienenarten anlockt. Viele Gärtnereien, Pflanzenmärkte und auch der Onlinehandel bieten solche Mischungen an.
Weitere Informationen zu großen Bienenweiden gibt es hier.
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Ein bienenfreundlicher Balkon oder Garten bedeutet auch, ohne bienenschädliche Pflanzenschutzmittel gärtnern. Im heimischen Garten und auf dem Balkon sollte die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln die Ausnahme sein. Nicht jeder Befall mit Schädlingen oder Pflanzenerkrankungen ist bekämpfungswürdig, und häufig gibt es nicht-chemische Alternativen. Bereits bei der Anlage des Gartens kann man einiges tun, um Pflanzen gesund zu halten, indem man z. B. weniger gegen Krankheiten und Schädlinge anfällige Sorten auswählt sowie passende Standort- und Bodenverhältnisse schafft. Sollte es dennoch einmal erforderlich sein, Pflanzenschutzmittel im heimischen Garten einzusetzen, ist Folgendes zu beachten:
- Privatpersonen dürfen nur die Pflanzenschutzmittel anwenden, die mit dem Hinweis „Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig“ gekennzeichnet sind. Über die Eignung entscheidet die Zulassungsbehörde, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Kriterien sind unter anderem Umwelt und gesundheitliche Eigenschaften der Mittel, Art und Größe der Verpackung sowie die Darreichungsform. In seinem Internetangebot informiert das BVL über zugelassene Pflanzenschutzmittel und Pflanzenschutzmittel für Haus und Kleingarten.
- Vor dem Einkauf kann man sich beim örtlichen Pflanzenschutzdienst informieren oder beraten lassen.
- Pflanzenschutzmittel sollten nur im Fachhandel gekauft werden. Besondere Vorsicht ist beim Internet-Einkauf geboten: Es besteht die Gefahr, Mittel zu erhalten, die für das Pflanzenschutzproblem untauglich sind oder die nicht für die Anwendung durch Laien zulässig sind. Vorteil des Fachhandels: Hier kann man sich außerdem ausführlich über den Umgang mit einem Pflanzenschutzmittel informieren lassen.
- Es ist nicht nur vorgeschrieben, sondern auch wichtig, die Gebrauchsanleitung zu befolgen: Welche Pflanzen gegen welche Schaderreger behandelt werden dürfen, wann das Mittel angewendet werden darf, in welcher Dosierung und außerdem, was zum persönlichen Schutz zu tun ist, aber auch zum Schutz unbeteiligter Dritter, von Haus- und Wildtieren und der Umwelt. Warum die Gebrauchsanleitung eingehalten werden muss, zeigt dieses Beispiel: Wird ein Pflanzenschutzmittel, das zur Behandlung von Zimmerpflanzen in geschlossenen Räumen zugelassen ist, draußen an blühenden Pflanzen angewendet, können Schäden bei Bienen und anderen Bestäubern auftreten.
- Ein Tipp: Viele Hersteller heben auf den Verpackungen hervor, dass das Pflanzenschutzmittel nicht bienengefährlich ist.
Nist- und Brutplätze
Wildbienen brauchen zudem nicht nur ausreichend verfügbare Nahrung, sondern auch geeignete Nist- und Brutplätze. Verschiedene Wildbienenarten haben ganz unterschiedliche Anforderungen an den Ort zur Eiablage. Solche Stellen kann man gut im Garten an abseits gelegenen, vorzugsweise sonnigen Orten anlegen:
- Freie Erdflächen: Etwa drei Viertel der Wildbienenarten nisten im Boden. Sonnige Hügel, Böschungen und Steilkanten aus sandig-lehmigem Boden, lückiger Rasen und Trampelpfade werden besonders gern besiedelt.
- Totholz, z. B. Äste und alte Stämme von abgestorbenen Obstbäumen.
- Manche Arten benötigen Röhren wie zum Beispiel Schilfhalme, hier können auch Insektenhotels als Nisthilfe dienen – und sind gleichzeitig ein guter Ort, um verschiedene Wildbienenarten zu beobachten!
Aber Achtung: Nicht jedes Insektenhotel, das man kaufen kann, ist auch wirklich sinnvoll und geeignet. Fächer mit Kiefernzapfen, Borkenstücken oder Holzspänen taugen nicht als Nisthöhlen. Sinnvoll sind zum Beispiel Materialien wie Hartholz mit unterschiedlich großen Bohrungen (3 bis 10 Millimeter), hohle Schilf- oder Bambusstängel oder Lehmmörtel und ungebrannte Lehmziegel. Die Löcher und Röhren müssen dabei glatte Kanten haben, damit die Tiere ins Innere gelangen können, ohne sich zu verletzen. Zudem sollte das Holz trocken sein, damit sich keine Risse bilden, die Parasiten den Zugang erleichtern und die Bohrgänge unbesiedelbar machen.
Insgesamt sind vor allem strukturreiche Gärten mit einer großen Vielfalt an blühenden Pflanzen und unterschiedlichen Nistmöglichkeiten besonders geeignet, um Wildbienen und andere Insekten zu schützen und zu fördern.
Weitere Informationen und Tipps
Eine Auswahl bienenfreundlicher Pflanzen sowie Pflanzen für spezialisierte Wildbienen finden Sie in unserem Online-Pflanzenlexikon oder dem Lexikon als Broschüre.
Weitere Informationen zum bienen- und umweltfreundlichen Gärtnern finden Sie auch auf dem Informationsportal oekolandbau.de der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).