Forschungsprojekte zur Digitalisierung ländlicher Räume gefördert - Ergebnisse vorgestellt

Mit der Forschungsfördermaßnahme "Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung" hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Forschungsprojekte gefördert, die sich mit der Digitalisierung in ländlichen Räumen beschäftigen. Die Ergebnisse der Forschungsmaßnahme wurden nun auf der Fachkonferenz Forschung.Digital in Pasewalk vorgestellt und sollen als Handlungsempfehlungen für die BMEL-Politik dienen.

Die geförderten Projekte hatten im Frühjahr 2020 ihre Arbeit aufgenommen und bearbeiteten ein breites Spektrum an Themen und Fragestellungen. Sie wurden mit bis zu 300.000 Euro für eine Projektlaufzeit von bis zu drei Jahren gefördert. Das BMEL erwartet von den geförderten Forschungsvorhaben konkrete Handlungsempfehlungen für seine Politikgestaltung für ländliche Räume. Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. Die Fördermaßnahme ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULEplus).

Engagement, Wirtschaft, Daseinsvorsorge und mehr: Vielfältige Forschungsthemen

Das Projekt "Digitales Engagement auf dem Land - Eine qualitative Bestandsaufnahme individueller und gesellschaftspolitischer Gelingensbedingungen für innovative Engagementformen im ländlichen Raum" untersuchte beispielsweise Formen und Erfolgsfaktoren des digitalen freiwilligen Engagements im ländlichen Raum. Das Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IZGS) der Evangelischen Hochschule Darmstadt erfasste, systematisierte und beschrieb mittels Recherchen und Interviews den aktuellen Stand des digitalen Engagements im ländlichen Raum. Am Ende standen Best-Practice-Beispiele sowie konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis zur Weiterentwicklung des digitalen Engagements in ländlichen Kommunen.

In einem weiteren Projekt - "Daseinsbezogene Informationskompetenz in ländlichen Räumen" - untersuchte die Universität Hildesheim, über welche Kompetenzen Bürgerinnen und Bürger aller Generationen verfügen sollten, um sich zukünftig über Angebote der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum informieren zu können. In empirischen Studien wurde erhoben, welche Kompetenzen aus Nutzersicht für den digitalen Wandel in ländlichen Regionen notwendig sind. Ein besonderes Augenmerk legten die Forscher/innen dabei auf die Informationskompetenz, die als Voraussetzung dafür gilt, dass Bürger/innen im Sinne eines lebenslangen Lernens digitale Angebote souverän bewerten und mit ihnen umgehen können.

In einer fallvergleichenden Studie "Digitales Dorfleben" untersuchte die Fachhochschule Münster die Auswirkungen digitaler Nachbarschaftsnetzwerke auf das Zusammenleben in Dörfern. Dazu wurden vier Ankerbeispiele mit jeweils einem regionalen Vergleichsbeispiel ausgewählt, so dass insgesamt acht Orte in den alten und neuen Bundesländern im Fokus standen. Leitend war dabei die Frage, ob die Nutzung digitaler Nachbarschaftsplattformen einen Effekt auf das nachbarschaftliche Zusammenleben im ländlichen Raum hat und wie sich ein solcher Effekt gestaltet. Erfolgreiche Unternehmen im ländlichen Raum, so genannte "Hidden Champions", wurden beispielsweise von den Universitäten Hannover und Gießen gemeinsam untersucht. Ziel war es, den Beitrag der Hidden Champions zur Stabilisierung und sozioökonomischen Entwicklung ländlicher Räume darzustellen. Dazu gehörte die Erfassung der Hidden Champions selbst, ihrer Strategien im Zuge der Digitalisierung und der Wechselwirkungen zwischen Hidden Champion und Region.

Ziel war es zu verstehen, wie diese Unternehmen die Digitalisierung in ländlichen Räumen strategisch nutzen und wie sich dies auf die unternehmensinternen Standortanforderungen auswirkt. Darüber hinaus wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Wechselwirkungen zwischen Unternehmen und Region in der Folge verändern. Das Forschungsprojekt hat Erfolgsfaktoren identifiziert, die zur erfolgreichen Nutzung von Digitalisierungspotenzialen beitragen. In der politischen Praxis können diese Erkenntnisse genutzt werden, um geeignete Förderinstrumente zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen in ländlichen Räumen zu konzipieren und diese auch im Hinblick auf neue Technologien gezielt zu unterstützen.

Hintergrund: Digitalisierung als Chance für die ländlichen Räume

Die Digitalisierung wirkt sich mittlerweile auf nahezu alle Wirtschafts- und Lebensbereiche aus: von Arbeit, Nahversorgung und Mobilität über Wohnen und soziales Miteinander bis hin zu wirtschaftlicher Produktion, Gesundheit und Bildungsangeboten. Während es bereits zahlreiche Smart-City-Ansätze und entsprechende Studien gibt, stecken integrierte Ansätze für digitale ländliche Regionen noch in den Kinderschuhen. Dabei bieten sich gerade für ländliche Räume Chancen, Standortnachteile durch innovative Lösungen wie z.B. Telemedizin auszugleichen. Gleichzeitig kann der digitale Wandel aber auch tiefgreifende wirtschaftliche, soziale und räumliche Veränderungen auslösen und bestehende Strukturen destabilisieren. Das BMEL möchte den digitalen Wandel in ländlichen Räumen zum Nutzen der Menschen begleiten und mitgestalten.

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