Im Notfall nicht sprachlos: Mit der Rescue-App sprechen Rettungskräfte mehrere Weltsprachen

In medizinischen Notfällen ist schnelle Hilfe entscheidend – wenn nicht-deutschsprachige Patienten sich allerdings nur schwer verständlich machen können, stellen Sprachbarrieren Rettungskräfte vor große Herausforderungen. Dolmetscher sind in ländlichen Regionen in der Regel jedoch nicht unmittelbar verfügbar und das nächste Krankenhaus ist oft nicht so schnell erreichbar wie zum Beispiel in der Stadt.

Das über das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung geförderte Projekt "DICTUM Rescue Königslutter" der Universitätsmedizin Göttingen und Kooperationspartnern aus dem Rettungsdienst hilft bei der Kommunikation zwischen medizinischem Personal und nicht-deutschsprachigen Patienten in Notfallsituationen: Die "aidminutes.rescue-App" funktioniert dabei wie ein medizinischer Sprachassistent. Rettungskräften stehen in der App hunderte Phrasen zur Verfügung, um Patienten zu befragen, zu informieren und ihr Einverständnis für eine Untersuchung einzuholen. Zudem können junge Patienten in kindergerechter Sprache adressiert oder auch Umstehende über einen Patienten befragt werden. Alle Inhalte stehen sowohl per Sprachausgabe und als Text in der Sprache der Patienten zur Verfügung. In der App steckt ein umfangreiches Repertoire an eigens von professionellen Dolmetschern eingesprochenen und mit Rettungskräften aus Ostniedersachsen entwickelten Dialogen, die nun auch anderen Rettungsdiensten für eine fachlich einwandfreie Ersteinschätzung ihrer Patienten zur Verfügung stehen.

Zu Beginn wurde die Anwendung als Teil einer klinischen Studie konzipiert. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat das Projektteam diese für den Rettungseinsatz noch einmal weiterentwickelt, wo sie jetzt bereits häufig genutzt wird. Eine eigens ergänzte COVID-19-Kategorie enthält spezifische Fragen um eine genaue Diagnose hinsichtlich einer möglichen COVID-19-Infektion treffen zu können und Patienten über zu treffende Schutz- und Quarantänemaßnahmen zu informieren.

Die App ist seit Mai 2020 zum Download in den App Stores verfügbar und wurde zwischenzeitlich über 15.000 Mal heruntergeladen. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass mit der Entwicklung eines Tools zur Überwindung von Sprachbarrieren im Rettungsdienst ein wichtiger Nerv getroffen wurde. Aktuell werden 20 in Europa relevante Sprachen und Dialekte unterstützt, wobei sowohl die Nutzersprache für die Rettungskräfte als auch die Ausgabesprache für die Patienten frei gewählt werden können: So hilft sie auch Rettungskräften außerhalb Deutschlands. Nach erfolgreicher Installation wird bei Verwendung der App keine Onlineverbindung mehr benötigt – so ist sichergestellt, dass die App auch ohne Netzabdeckung funktioniert.

Hintergrundinformation

Land.Digital ist ein Baustein des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE), das das Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) umsetzt. Die Projektnehmer erprobten modellhafte, praxistaugliche Konzepte, die das Leben auf dem Land durch intelligente Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien verbessern sollen. Das Projekt wurde gemeinsam umgesetzt von dem Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, aidminutes GmbH, die Berufsfeuerwehr Braunschweig, dem Rettungsdienst des Landkreises Helmstedt, und dem Malteser Hilfsdienst in Braunschweig, Königslutter und Wendhausen.

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