Aus "Berichte über Landwirtschaft"
Heft 4, Dezember 2004

Warum liegen die Hochburgen der ackerbaulichen Produktion nicht in den Ursprungsländern des Ackerbaues?

H. Hartge, Hannover, R. Horn, Kiel und H. Kretschmer, Rostock

Die Beurteilung des Wasserhaushaltes als Kriterium für Fruchtwahl und Fruchtfolge erfolgte frühzeitig. Sie schlug sich nieder in Ausdrücken wie "ackerfähig" oder "Weizen/ Zuckerrübenboden". Dieser Wachstumsfaktor verlor mit der Intensivierung anderer Faktoren - vor allem der Düngung - an Gewicht, zumal er kaum beeinflussbar war. Seit allerdings das Gewicht und die Leistungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Maschinen aus ökonomischen Gründen immer weiter zunehmen, hat sich dies grundlegend geändert.

Inzwischen werden aber auch die Folgen dieser Entwicklung immer deutlicher. Daher ist zu fordern:

  1. Dem Trend weiterer Gewichtszunahmen von Geräten und damit zunehmender Bodenverformung ist mit Skepsis zu begegnen. Veränderung von Dauer und Intensität von Nassstellen müssen aufmerksam beobachtet werden. Wo bereits Zunahme von Zeitspannen und Flächengrößen von Nassstellen beobachtet werden, müssen die Maschinengewichte unter allen Umständen vermindert werden. Außerdem ist an derartigen Stellen umgehend nach neuen Kulturverfahren zu suchen.(Nichtbefahren der Ackerfläche?). Nur wo heute auf Ackerflächen noch keine Vernässungen oder Erosionszunahmen beobachtet werden, kann wie bisher weiter verfahren werden.
  2. Verzicht auf das Herausstellen der Schlagkraft als Hauptargument bei der weiteren Entwicklung von Maschinen. Diese einseitige Betonung gefährdet zunehmend die Nachhaltigkeit der ackerbaulichen Flächennutzung.
  3. Die Festlegung von Grenzen für Maschinengewichte und für Bodendichten kann nur eine Interimslösung sein, weil sie wegen der Komplexität der Einflussgrößen den Eindruck einer Sicherheit erweckt, den sie nicht geben kann. Zudem lenkt sie vom Zentralproblem ab, nämlich der Erhaltung der Wasserhaushaltsbedingungen der landwirtschaftlichen Kulturen auf ihrem durch unsere Klimazone ermöglichten hohen Niveau.
  4. Obwohl sich also bei der Mechanisierung der Bodenbewirtschaftung ernsthafte Probleme hinsichtlich der Erhaltung und Stabilisierung des Bodengefüges und des damit zusammenhängenden Bodenwasser- und -lufthaushaltes eingestellt haben, werden die heutigen "Kornkammern" dennoch Hochburgen des Getreidebaues bleiben. Hierfür sprechen einerseits die beschriebenen natürlichen Standorteigenschaften und die langjährigen Erfahrungen der Bewirtschafter, andererseits aber auch die Tatsache, dass diese Probleme gelöst werden können. Sie müssen gelöst werden, denn davon hängt nicht nur der Getreidebau, sondern der gesamte landwirtschaftliche Pflanzenbau dieser Zone in der Zukunft ab.

Entscheidungsunterstützung bei der Gestaltung von Agrarumweltprogrammen: Ein interaktiver, PC-gestützter Programmierungsansatz für Sachsen-Anhalt

D. Kirschke, A. Häger, K. Jechlitschka und S. Wegener, Berlin, E. Daenecke und K. Kästner, Magdeburg

In dem Beitrag wird dargelegt, wie in Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Verwaltung kon­krete Entscheidungsunterstützung für die Politikgestaltung in komplexen Systemen geleistet werden kann. Zur Anwendung kommt ein interaktiver PC-gestützter Programmierungsansatz, dessen Möglichkeiten für die Verbesserung von Agrarumweltprogrammen in Sachsen-Anhalt genutzt werden. Gemeinsam mit den betroffenen Akteuren wird auf der Grundlage interaktiv durchgeführter Simulationsrechungen unter Einbeziehung verschiedener Einflussfaktoren (Zielgewichtung, Kofinanzierungssätze und Budgetumfang) eine Strategie zur Verbesserung des Agrarumweltprogramms entwickelt.

Stilllegungsflächen nach EU-Verordnung und Biotopflächen nach Bundesnaturschutzgesetz für den Umwelt-, Boden-, Landschafts-, Natur-, Arten- und Biotopschutz nutzen

Dietmar Schröder, Trier

Die Ziele und Maßnahmen des EU-Stilllegungsprogramms und des Bundesnaturschutzgesetzes sind harmonisch zusammenzufügen. Die jeweils bereitzustellenden Flächen sind aus Sicht der Produktion eher geringwertig, so dass eine Übereinkunft leicht fallen sollte.

Die "ökologischen Vorrangflächen" beider Programme sollten in einen ungenutzten zentralen und einen als extensives Grünland genutzten peripheren Teil gegliedert werden. Ackerland sollte nur "nachhaltig" genutzt werden, das heißt, mit einer Produktionsintensität, die negative externe Effekte weitgehend ausschließt. Die Erhaltung wertvoller Landschaftselemente ist durch die Direktzahlungen-Verpflichtungenverordnung, den Rahmenplan der GAK-Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" 2004 - 2007 und den Fördermöglichkeiten durch die EU bereits gut geregelt, muss aber für die "Renaturierung ausgeräumter Landschaften" erweitert werden.

Dies führt zu Ertragseinbußen, schafft damit Marktgleichgewicht und entlastet die Volkswirtschaft von Marktordnungskosten und externen Kosten. Damit entsteht Spielraum für geringfügig erhöhte Agrarpreise, so dass Konsumenten, Produzenten und Umwelt profitieren würden. Stilllegungsflächen (Grenzertragsböden), die für die Nahrungs- und Futterproduktion nicht rentabel zu nutzen sind, sollten zur umweltverträglichen Energiegewinnung genutzt werden, vor allem durch Biogaserzeugung aus extensiv genutzten Grünflächen.

Die bisher beschlossenen und geplanten nationalen und EU-Maßnahmen schaffen keine grundsätzliche Umweltentlastung. Der hier vorgestellte Indikatorenkatalog greift wesentlich konsequenter.

Auswirkungen der MTR-Beschlüsse im Milchbereich

Werner Kleinhanss und Silke Hüttel, Braunschweig

Ende Juni 2003 wurde eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik beschlossen. Im Milchbereich sind Stützpreissenkungen vorgesehen sowie Milchprämien, die spätestens 2007 in das entkoppelte Prämienvolumen einzubeziehen sind. Ferner wird in Deutschland angestrebt, eine Umwidmung des Prämiensystems in einheitliche flächenbezogene Zahlungsansprüche vorzunehmen (Kombimodell).

Ziel dieses Beitrages ist es, mögliche Auswirkungen dieser Reform für Milchvieh haltende Betriebe zu analysieren. Dazu wird ein den deutschen Agrarsektor repräsentierendes Betriebsgruppenmodell verwendet. Die Szenarienanalysen beziehen sich auf das Zieljahr 2010. Neben unterschiedlichen Preisentwicklungen für Milch werden zwei Ausgestaltungsmöglichkeiten der Entkopplung über die Betriebsprämie oder nach dem Kombimodell im Vergleich zu einer Fortschreibung der bisher bestehenden Agrarpolitik untersucht.

Hierbei zeigen sich folgende Ergebnisse: Die Milchquote wird bei ungünstiger Milchpreisentwicklung in einigen Regionen nicht mehr ausgeschöpft. Im Zuge des Quotenhandels zeichnet sich eine Verlagerung der Milcherzeugung zugunsten größerer Betriebe ab. Milchpreissenkung und Entkopplung führen zu einem starken Rückgang der Preise für Milchquote. Durch regional differenzierte Flächenprämien nach dem Kombimodell sind verhältnismäßig starke Prämienumverteilungen sowie ein Anstieg der Pachtpreise für Grünland zu erwarten, die vor allem zulasten von Milchviehbetrieben mit hoher Milcherzeugung je Hektar Hauptfutterfläche gehen.

Optimierung von Produktions-, Ernte- und Aufbereitungsverfahren bei Spargel

Monika Schreiner, Stefanie Schmidt und Ilona Schonhof, Großbeeren,
Christoph Wonneberger, Osnabrück, Peter-J. Paschold und Jürgen Jaki, Geisenheim,
Martin Geyer und Sibylle Tischer, Bornim, Joachim Ziegler, Neustadt,
Hans-R. Rohlfing, Oppenheim, Wolfgang Bokelmann und Georg Ruhm, Berlin

Anliegen und Ziel des Projekts Optimierung von Produktions-, Ernte- und Aufbereitungsverfahren bei Spargel war es, basierend auf den umfangreichen Ergebnissen, sowohl für das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft als auch für den gärtnerischen Berufsstand allgemeingültige Grundlagen für eine Entscheidungsfindung auf nationaler und auch betrieblicher Ebene bei sich ändernden ökologischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen in der Gestaltung der Spargelkultur zu erarbeiten.

Die Auswirkungen von Veränderungen des gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Umfeldes sowie verfahrenstechnischer Möglichkeiten auf die Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit im Produktions-, Ernte- und Aufbereitungsprozess bei Spargel wurden mit Hilfe der erarbeiteten Ergebnisse transparent und nachvollziehbar gemacht. Sie ermöglichen auf diese Art und Weise das frühzeitige Abschätzen eines notwendigen Anpassungsbedarfes.

Gesetze zur Stärkung der Familienfarm und ihre Auswirkungen auf die Schweinehaltung in den USA

Hans-Wilhelm Windhorst, Vechta

Die Schweinehaltung in den USA unterliegt gegenwärtig einem starken Wandel in ihren sektoralen und regionalen Strukturen. Zum einen findet ein schneller sektoraler Konzentrationsprozess statt, zum anderen entstehen neue Zentren der Schweinehaltung. Am Beispiel der nördlichen und zentralen Staaten der Great Plains wird aufgezeigt, wie gesetzliche Regelungen die beiden Prozesse beeinflussen. Es ist offensichtlich, dass in den Staaten, in denen keine gesetzlichen Beschränkungen bezüglich der Kapitalinvestitionen für agrarindustrielle Unternehmen, so genannte non-family corporations, im Pflanzenbau und der Nutztierhaltung bestehen, die Schweinhaltung in den beiden vergangenen Jahrzehnten sehr schnell ausgeweitet wurde, während dort, wo entsprechende Gesetze verabschiedet wurden, eine Stagnation oder auch sogar eine rückläufige Entwicklung zu beobachten sind. Von besonderem Einfluss ist die Initiative 300 in Nebraska, die zu Beginn der 80er-Jahre als Verfassungszusatz erlassen wurde. Dieser Verfassungszusatz wird gegenwärtig sehr kontrovers diskutiert, weil erkennbar wird, dass er auch die Entwicklungsmöglichkeiten der Familienfarmen einschränkt. Auf der anderen Seite hat jedoch auch die ungehinderte Ausweitung einer industriellen Schweineproduktion in Oklahoma ein Plateau erreicht. Ökologische Probleme und der Widerstand der Bevölkerung gegen neue Großanlagen sind dabei die wichtigsten Steuerungsfaktoren. Allerdings bedeutet dies nicht notwendigerweise auch das Ende der wachsenden Bedeutung der industriellen Schweinehaltung, denn neue Standorte in Texas und einigen Staaten der Rocky Mountains befinden sich in Vorbereitung.

Die Beschäftigung mittel- und osteuropäischer Saisonarbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft

Sebastian Hess, Göttingen

Die Beschäftigung mittel- und osteuropäischer Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft stellt ein System zirkulärer, temporärer Arbeitsmigration ohne Hinweise auf dauerhafte Immigration dar. Innerhalb des landwirtschaftlichen Saisonarbeitsmarktes existieren ein formeller und ein informeller Sektor.

Dieser Beitrag präsentiert den Bedarf an Saisonarbeitsstunden, wie er sich rechnerisch für eine Auswahl von 126 arbeitsintensiven landwirtschaftlichen Kulturen und Produkten ergibt. Die Berechnungen basieren auf modifizierten KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft)- Werten zur Arbeitserledigung pro Hektar, welche mit der Anbaufläche einer jeweiligen Kultur multipliziert und um jährliche Ertragsschwankungen korrigiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass der informelle Arbeitsmarkt nach wie vor bedeutsam ist, obwohl politische Maßnahmen während des betrachteten Zeitraumes von acht Jahren diese informelle Beschäftigung erfolgreich reduzieren konnten. In Zukunft werden mittel- und osteuropäische Saisonarbeiter wahrscheinlich weiter Familienarbeit substituieren und komplementär zum strukturellen Wandel auftreten. Die Mobilität deutscher Arbeitssuchender in den landwirtschaftlichen Saisonarbeitsmarkt wird hingegen durch die gegenwärtigen Rahmenbedingungen stark eingeschränkt. Die Auswirkungen der EU- Osterweiterung auf landwirtschaftliche Arbeitsmigration von Ost nach West bleiben ungewiss.

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