Aus "Berichte über Landwirtschaft"
Heft 3, Oktober 2004

Eignung von betriebs- und schlagbezogenen Stickstoffsalden zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen in die Umwelt

Markus Quirin, Christoph Emmerling und Dietmar Schröder, Trier

Um die Eignung von betriebs- und schlagbezogenen Stickstoffsalden zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen in die Umwelt zu überprüfen, wurden die schlagbezogenen Stickstoffbilanzen von vier konventionell wirtschaftenden Betrieben dem betrieblichen Mittel gegenübergestellt. Dabei zeigten sich große Abweichungen zum betrieblichen Mittel, wobei überdurchschnittlich hohe bzw. niedrige Stickstoffsalden einerseits kulturartenabhängig waren, wie beispielsweise hohe für Winterraps und niedrige für Kleegras. In den meisten Fällen ergaben sich sehr hohe Stickstoffüberschüsse aber vor allem dann, wenn neben Handelsdüngern noch hohe Mengen an Wirtschafts- und/oder Sekundärrohstoffdüngern aufgebracht wurden und der darin enthaltene Stickstoff bei der Düngeplanung nicht angerechnet wurde. Darüber hinaus zeigte sich, dass ein verminderter Stickstoffinput zur Reduzierung von Stickstoffüberschüssen führt, weshalb ein Instrument entwickelt wurde, mit dem die Stickstoffzufuhr auf Betriebsebene in Abhängigkeit von der Anbaustruktur begrenzt wird. Durch die betriebliche Begrenzung der Stickstoffzufuhr werden Stickstoffüberschüsse reduziert und es wird davon ausgegangen, dass der Umgang mit Wirtschaftsdüngern effizienter erfolgt.

Schlag- und/oder betriebsbezogene Stickstoffbilanzen sollten aus ökologischen und ökonomischen Gründen von jedem Betrieb auf freiwilliger Basis erstellt werden, um Bewirtschaftungsfehler zu erkennen und sie in Zukunft zu vermeiden. Als direktes Instrument zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen in die Umwelt sind sowohl Betriebs-, wie auch Schlagbilanzen weniger geeignet.

Akteursnetze nachhaltigen Wirtschaftens in ländlichen Regionen

Astrid Segert und Irene Zierke, Potsdam

Die deutsche Agrarwirtschaft befindet sich gegenwärtig in einer problematischen Situation, die Übergänge zu nachhaltigen Entwicklungen herausfordert. Die Autorinnen sehen in der Vernetzung verschiedener Akteure des ländlichen Raumes eine wichtige soziale Ressource für den Übergang zu einer nachhaltigen Agrarwirtschaft, denn der Wandel der europäischen und nationalen Agrarpolitik bedarf aktiver Adressaten auf der regionalen Ebene.

Auf der empirischen Basis von zwei Fallbeispielen im ostdeutschen ländlichen Raum untersuchten sie die Konstituierung ländlicher Netzwerke und deren soziale Entwicklungsbedingungen. Es wird gezeigt, wie solche regionalen Netzwerke organisiert werden müssen und durch welche soziokulturellen Kontexte sie geformt sind. Die Institutionalisierung von Leitbildern partnerschaftlicher Kooperation und die Verankerung regionaler Netzwerke in einem Raum sozialer Milieus sind bedeutsam für ihre Entstehung und ihre Fähigkeit, sich wechselnden Umweltbedingungen flexibel anzupassen.

Verminderung von Emissionen der Intensivtierhaltung durch den Einsatz von Aluminiumverbindungen

Peter Schweigert, Hannover

Intensivtierhaltung, wie sie in Deutschland beispielsweise im Raum Vechta/Cloppenburg anzutreffen ist, kann verschiedene Umweltbelastungen verursachen. Sowohl reaktive Stickstoff- (N) als auch Phosphor- (P) verbindungen aus Wirtschaftsdünger belasten regional die Böden und das Grundwasser. Die Agrarpolitik befürwortet eine weniger intensive Tierhaltung, aber gelegentlich ist diese Politik erst nach Jahren wirksam. Um die Entlastung der Umwelt zu beschleunigen können technische Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Zu diesem Zweck wurde der Einsatz von Aluminiumsalzen und aluminiumhaltigen Rückständen der Trinkwasseraufbereitung besonders in den USA untersucht. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass der wasserlösliche P-Gehalt in Wirtschaftsdüngern und Böden so deutlich gesenkt werden kann. Bei der Ausbringung auf dem Feld kann so eine Verminderung der P-Konzentration im Oberflächenabfluss erreicht werden. Durch die Behandlung von Wirtschaftsdüngern wird auch die NH3-Emission als Folge eines abgesenkten pH-Wertes vermindert. Dadurch ist in der Geflügelproduktion eine Verbesserung der Gesundheit der Tiere sowie eine wirtschaftlichere Produktion erreicht worden. Weitere positive Effekte sind geringere Schwermetall- und Hormonkonzentrationen im Oberflächenabfluss. Die Ergebnisse legen nahe, dass auch in Deutschland eine Reduktion der diffusen Stoffbelastungen in den genannten Bereichen bewirkt werden könnte. Forschungsbedarf besteht besonders hinsichtlich optimaler Einsatzmengen und anderer verwendbarer Reststoffe.

Perspektiven in der Landnutzung - Regionen, Landschaften, Betriebe, Entscheidungsträger und Instrumente - Bericht über die 43. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus (GEWISOLA) 2003 in Hohenheim

Stephan Dabbert, Werner Grosskopf, Franz Heidhues und Jürgen Zeddies, Hohenheim

Der Beitrag enthält einen zusammenfassenden Überblick über 60 Referate und sechs Plenarvorträge der 43. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V. in Hohenheim. Die Tagung stand unter dem Rahmenthema "Perspektiven in der Landnutzung - Regionen, Landschaften, Betriebe - Entscheidungsträger und Instrumente". Die Tagung gliederte sich in die vier Schwerpunktbereiche

  • Landnutzung
  • Unternehmensentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit
  • Transformationsprozesse und internationaler Kontext sowie
  • Verbraucherpolitik, Lebensmittelqualität und Tiergerechtheit.

Im Bereich Landnutzung wurden Analysen und Bewertungen aus der aktuellen Landnutzungsforschung präsentiert. Multifunktionalität der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes, Landnutzungsmodellierung, interdisziplinäre Untersuchungen zu den Auswirkungen von Landnutzungsänderungen sowie Auswirkungen aktueller Vorschläge nationaler, europäischer und globaler Agrarpolitik wurden vorgetragen und diskutiert. Im Bereich Unternehmensentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit standen Analysen über die Auswirkungen von Politikoptionen auf die interregionale und internationale Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund. Dargestellt sind die Auswirkungen der Politikreformen zur Agenda 2000, zur Reform der Zuckermarktordnung der Europäischen Union sowie Einflüssen von Klimaschutzstrategien auf landwirtschaftliche Betriebe, deren Anpassungspotenziale und Konsequenzen für den Strukturwandel. Im Bereich Transformationsprozesse und internationaler Kontext stehen Wirkungsanalysen zu Reformvorschlägen der Europäischen Union sowie Beitrittsvereinbarungen und deren Auswirkung auf die Landwirtschaft der Beitrittsländer im Mittelpunkt. Aus aktuellen Forschungsprojekten zu den Auswirkungen auf Arbeits-, Kapitalmärkte und Institutionen wird in verschieden Beiträgen berichtet. Im Bereich Verbraucherpolitik, Lebensmittelqualität und Tiergerechtheit behandeln mehrere Beiträge Qualitätsmanagement, Qualitätssicherungssysteme, Einkaufs- und Verbraucherverhalten sowie Produktinnovationen.

Die Perspektiven der Landnutzung werden abschließend auch im Kontext globaler Entwicklungen wie Klima, Ernährungssicherung, Ressourcenschutz und Entwicklungspolitik behandelt. Dabei geht es um die Chancen und Gefahren der von Landnutzungsänderungen ausgehenden Effekte auf die Welternährung und den internationalen Agrarhandel. Im Zusammenhang damit wird die Bedeutung der internationalen Agrarnutzungsforschung auch aus der Sicht internationaler Institutionen diskutiert.

Anmerkungen zur Lage der Landwirtschaft in den neuen Bundesländern

Heinz Gollnick, Hamburg und Herrmann Howitz, Halle (Saale)

Im vorliegenden Beitrag wurden Eingangs die landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen in den neuen Ländern vor und nach der Wende kurz umrissen. Die ehemals vorhandenen rund 5000 Hektar großen sozialistischen Betriebe der Pflanzenproduktion wurden zum Beispiel in der Mehrzahl in durchschnittlich 1500 bis 2000 Hektar große genossenschaftliche Nachfolgebetriebe überführt, die nach dem Prinzip der freien Marktwirtschaft wirtschaften.

Herausgearbeitet wird, dass sich die zweimalige Verringerung der Arbeitskräfte, auf jeweils etwa die Hälfte, als das schwerwiegendste Problem im Prozess der Umgestaltung darstellte.

An Hand sächsischer Buchführungsbetriebe wird eine detaillierte Beschreibung der drei wichtigsten Betriebsgruppen - Einzelunternehmen (100 bis 300 Hektar), Personengesellschaften (200 bis 660 Hektar) und juristische Personen (1100 bis 1600 Hektar) - und die Herausarbeitung ihrer Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit vorgenommen (Tabelle 1).

Der Vergleich wurde dann auf alle anderen neuen Bundesländer und die fünf größten alten Bundesländer ausgedehnt (Tabelle 2 und 3). Eindeutig ließen sich "economies of scale" der größeren Betriebe, das heißt, die der Personengesellschaften und juristischen Personen, im Vergleich zu den kleineren bäuerlichen Familienbetrieben nachweisen (Tabelle 4).

Abschließend wurde auf Betriebsbesichtigungen im Sommer 2003 eingegangen, die in mehreren rund 2000 Hektar großen Betrieben, wie auch einem 7000 Hektar großen landwirtschaftlichen Unternehmen stattfanden. Die geschilderten Eindrücke ermöglichen es, auf zukünftige Entwicklungen hinzuweisen, bei denen die landwirtschaftlichen Großbetriebe im Vergleich zu den bäuerlich.

Möglichkeiten der Resistenzzüchtung im Hinblick auf den Befall der Nutzpflanzen mit Fusarium

Volker Lind, Doris Kopahnke, Ilona Krämer und Frank Ordon, Aschersleben

Die Fusarium-Pilze verursachen neben Ertragsverlusten auch die Bildung und Akkumulation von Mykotoxinen in den Getreidekörnern, bei deren Verzehr gesundheitliche Schäden für Menschen und Tiere auftreten können. Die Bewertung der Resistenz in den verschiedenen Wachstumsstadien erfolgt nach künstlicher Inokulation durch quantitative Messverfahren. Die Ausprägung der Resistenz wird stark durch eine Reihe nicht genetischer Faktoren beeinflusst. Trotzdem gibt es eine signifikante genetische Variation, die einen Züchtungsfortschritt erwarten lässt. Die Korrelationen zwischen Resistenzmerkmalen und dem Mykotoxingehalt haben nur eine mittlere Stärke und hängen vom Einfluss der Umwelt ab. Die Verwendung neuer Resistenzgene aus genetischen Ressourcen führt zu einer Erweiterung der genetischen Grundlage der Resistenz. Bei der Gerste ist die für die Züchtung nutzbare genetische Variation geringer als bei Weizen. Sowohl bei Weizen als auch bei Gerste stellen molekulare Marker effiziente Hilfsmittel bei der Kombination von Resistenzgenen und verschiedenen Resistenztypen dar, um möglichst dauerhaft resistente Sorten zu erzeugen.

Fumonisinaufnahme des deutschen Verbrauchers

I. Zimmer, R. Dietrich, E. Märtlbauer, Oberschleißheim, E. Usleber, Giessen, H. Klaffke, R. Tiebach, R. Weber, Berlin, P. Majerus und H. Otteneder, Trier

Um die Fumonisinaufnahme des deutschen Verbrauchers zu ermitteln wurden im Zeitraum von Dezember 1998 bis Juli 2001 in einer umfangreichen Erhebung Lebensmittelproben in Groß- und Einzelhandelsgeschäften gekauft und untersucht. Es wurden insgesamt 1.960 Proben auf Fumonisine und 272 Proben auf hydrolysierte Fumonisine untersucht. Zur Routineanalytik wurden Enzymimmuntests eingesetzt, zur Absicherung und Datenvalidierung wurden die Proben zusätzlich mit Hochdruckflüssigkeitschromatographie (RP-HPLC) und Massenspektrometrie (LC-MS/MS) untersucht. Aufgrund der durchschnittlichen Verzehrsgewohnheiten und der mittleren Fumonisinbelastung der untersuchten Lebensmittelgruppen lässt sich eine generelle oder besondere Gefährdung des deutschen Verbrauchers nicht ableiten. Es treten jedoch immer wieder Spitzenbelastungen bei bestimmten Produkten (Chargen) auf, die im Einzelfall durchaus geeignet sind die Gesundheit des Verbrauchers zu schädigen und im Fall von Säuglings- und Kleinkindernahrung als besonders kritisch anzusehen sind. Diese Spitzenbelastungen sollten durch die jüngst erfolgte Einführung von Höchstmengen für Fumonisine eliminiert werden können.

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