Aus "Berichte über Landwirtschaft"
Heft 1, März 2004

Das Instrument des Wettbewerbs als Impulsgeber für die regionale Zusammenarbeit - Ergebnisse der Evaluation des Wettbewerbs "Regionen Aktiv" hinsichtlich seiner Wirkungen auf die nicht als Modellvorhaben geförderten Regionen -

Silke Brocks, Coesfeld und Katrin Weiß, Dortmund

Bislang beruhen Evaluierungen von Wettbewerben schwerpunktmäßig auf einer Betrachtung von Gewinnerregionen. Es bestehen jedoch Forschungslücken über bisher unerkannte Potenziale und Probleme des Instrumentes Wettbewerb in Bezug auf die Nicht-Gewinnerregionen. In dem vorliegenden Artikel stellen die Autorinnen ihre neuen Erkenntnisse anhand der Evaluierungsergebnisse des Wettbewerbs "Regionen Aktiv" hinsichtlich seiner Impulswirkung auf die regionale Zusammenarbeit in den Nicht-Gewinnerregionen dar.

Sie ordnen das Instrument des Wettbewerbs in die aktuelle förderpolitische Diskussion um die neuen Herausforderungen und Erfordernisse einer mehr räumlich, integrierten Programmförderung ein und untersuchen, welche Spuren ein Wettbewerb in den Nicht-Gewinnerregionen hinterlassen kann.

Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten in Deutschland

Reiner Plankl, Katja Rudow und Christoph Klockenbring, Braunschweig

Mit der Förderung von Betrieben in benachteiligten Gebieten wird eine Vielzahl von Zielen verfolgt. Anhand einer Situationsbeschreibung der benachteiligten Gebiete, der Darstellung der aktuellen Förderausgestaltung der Ausgleichszulage sowie des finanziellen Rahmens in Deutschland wird die Bedeutung dieses Förderinstruments aufgezeigt. In der Untersuchung steht die Frage im Vordergrund, inwieweit eines der in den Rechtsgrundlagen festgelegten Ziele der Ausgleichszulage - die Kompensation von sich aus erschwerten natürlichen Produktionsbedingungen ergebenden Einkommensnachteilen landwirtschaftlicher Betriebe in benachteiligten Gebieten - erreicht wird. Das Ergebnis zeigt, dass überwiegend nur ein geringer Teil - in einer Größenordnung zwischen 20 und 40 Prozent - des durchschnittlichen Einkommensunterschiedes zwischen den Betrieben in benachteiligten und nicht benachteiligten Gebieten durch die Ausgleichszulage abgedeckt wird, wobei die Ergebnisse zwischen den Bundesländern stark streuen.

Um Aussagen zum Erreichungsgrad der anderen angestrebten Ziele und den mit der Ausgleichszulage verbundenen Wirkungen umfassend abbilden zu können, steht derzeit nur eine unbefriedigende Datenbasis zur Verfügung. Um - besonders vor dem Hintergrund der anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik durch die Luxemburger Beschlüsse - die Wirkung der Ausgleichszulage als Förderinstrument insgesamt besser einschätzen zu können, sind die Datenqualität sowie das Bewertungsverfahren einschließlich der -methodik zu verbessern. Zudem würde eine klarere Zieldefinition die Bewertung der Ausgleichszulage vereinfachen.

Ökonomische Auswirkungen der GAP-Reform 2003 auf Milchkuhbetriebe in Österreich - Versuch einer Quantifizierung -

Leopold Kirner, Wien

Am 26. Juni 2003 beschlossen die EU-Landwirtschaftsminister die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Zu den wichtigsten Elementen der GAP-Reform zählen die Einführung einer einheitlichen Betriebsprämie, die Reduktion der Direktzahlungen zur Finanzierung von Maßnahmen der ländlichen Entwicklung (Modulation) und die Verknüpfung von Direktzahlungen an Standards für den Umweltschutz, die Lebensmittelsicherheit und den Tierschutz (Cross-Compliance). Der vorliegende Beitrag analysiert die möglichen Auswirkungen dieser Reform auf österreichische Milchkuhbetriebe und prüft verschiedene Szenarien der Betriebsentwicklung auf ihre Wirtschaftlichkeit unter den geänderten Rahmenbedingungen. Anhand von Modellrechnungen mittels linearer Planungsrechnung wird der Gesamtdeckungsbeitrag vor und nach Umsetzung der GAP-Reform ermittelt und gegenüber gestellt. Die fünf untersuchten Betriebstypen decken die wichtigsten Betriebsgrößen und Produktionssysteme in Österreich ab. Ohne spezielle Anpassungsmaßnahmen errechnet sich in allen Betriebstypen ein etwas geringerer Gesamtdeckungsbeitrag nach Umsetzung der GAP-Reform, vor allen wegen der Milchpreissenkung. Auch die Wirtschaftlichkeit der Produktionsausweitung sinkt. Verschiedene Maßnahmen in der Betriebsführung können einen Großteil dieser Einbußen kompensieren. Aufgrund der Neuorientierung des Systems der Direktzahlungen eröffnen sich zudem neue Perspektiven in der Betriebsentwicklung. Für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit müssen sich Bauern und Bäuerinnen rasch an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen und stärker an die Erfordernisse der Märkte, der KonsumentInnen sowie an den Umwelt- und Tierschutz ausrichten.

Analyse des Verbraucherverhaltens beim Direkteinkauf - dargestellt für die Befragungsregion Niedersachsen -

Silvia Zenner, Bernd Wirthgen, Kassel und Marianne Altmann, Luxemburg

Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse empirischer Forschung zur Analyse des Einkaufsverhaltens und der Einstellungen beim Direkteinkauf vorgestellt. Dazu wurden im Herbst 2002 face-to-face Befragungen in der Region Hannover (n = 202) sowie in sieben weiteren Befragungsregion durchgeführt (n = 759).

Zur Analyse des Kaufverhaltens wird ein Kaufverhaltensindex (KVI) gebildet. Im regionalen Vergleich wird deutlich, dass die Befragungsregionen Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit Abstand die höchsten KVI aufweisen, wohingegen die östlichen Befragungsregionen durch die geringsten KVI gekennzeichnet sind.

Im Rahmen der Einstellungsmessung (Faktorenanalyse) können sechs Einstellungsdimensionen extrahiert werden. Im Einzelnen sind dies: Vertrauen in die emotionale Produktqualität, Preisbewusstsein, Vertrauen in das herkömmliche Lebensmittelangebot, Convenienceorientierung, Gesundheitsbewusstsein und soziale Orientierung. Die Analyse der Kaufverhaltensrelevanz (Regressionsanalyse) zeigt die ausgeprägte Dominanz der Einstellungsdimension Preisbewusstsein.

Betriebs- und volkswirtschaftliche Effekte einer großflächigen Bewirtschaftung nach den Prinzipien des Ökologischen Landbaus II - dargestellt am Beispiel von Veredelungsbetrieben in der Region Mostviertel-Eisenwurzen (NÖ) -

Ruth Kratochvil, Oliver Kaliski, Michael Dorninger, Josef Hambrusch, Wien

Im vorliegenden Beitrag werden die betriebs- und volkswirtschaftlichen Effekte einer großflächigen Bewirtschaftung nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus am Beispiel der Veredelungsbetriebe in der Region Mostviertel-Eisenwurzen (Niederösterreich) diskutiert. Der Vergleich zwischen biologischer und konventioneller Produktionsweise erfolgt anhand sieben verschiedener Betriebsmodelle (Betriebstypen Mastschweinehaltung, Zuchtsauenhaltung, kombinierte Mastschweine- und Zuchtsauenhaltung mit jeweils einem extensiven und einem intensiven Betriebsmodell, ein Betriebsmodell des Betriebstyps Mastrinderhaltung). Mittels Linearer Planungsrechnung werden der Gesamt- sowie der Vergleichsdeckungsbeitrag, der systembedingte Mehrkosten im Biobetrieb (Verbands- und Kontrollkosten, Investitionen, Mehrarbeit) zusätzlich berücksichtigt, errechnet. Anschließend werden für die Betriebsmodelle Bilanzen der Treibhausgasemissionen erstellt, die monetär bewertet werden.

Die Berechnungen dieser Arbeit zeigen, dass in biologisch wirtschaftenden Schweine haltenden Betrieben bei entsprechend höheren Marktpreisen bessere Gesamt- und Vergleichdeckungsbeiträge erzielt werden können, als in vergleichbaren konventionellen Betrieben. Demgegenüber ist der Mastrinder haltende Betrieb selbst bei Bezahlung von Biopremiumpreisen nicht in der Lage, seinen Gesamt- oder Vergleichsdeckungsbeitrag über das konventionelle Ausgangsniveau hinaus anzuheben. Bei Annahme eines konventionellen Preisniveaus sinken insbesondere in den Schweine haltenden Betrieben die Gesamt- und Vergleichdeckungsbeiträge weit unter den konventionellen Wert ab. Die externen Kosten nehmen bei biologischer Bewirtschaftung vor allem durch den Verzicht auf leichtlösliche mineralische Stickstoffdünger und geringere zugekaufte Mengen an Kraftfutter in den Mastrinderbetrieben um minus 58 Prozent, in den Mastschweinebetrieben um minus 61 Prozent, in den Zuchtsauenbetrieben um minus 44 Prozent und in den Mastschweine- und Zuchtsauenbetrieben um minus 19 Prozent ab. Werden sämtliche Betriebsmodelle auf Regionsebene aggregiert, so können die externen Kosten durch die biologische Bewirtschaftung der Betriebe um rund minus 45 Prozent gesenkt werden. Bezogen auf die produzierte Menge an Output in 1.000 MJ Output werden aufgrund des Produktionsmengenrückgangs im ökologischen Landbau allerdings um plus 25 Prozent höhere externe Kosten verursacht. Niedrigere absolute externe Kosten bei ökologischer Wirtschaftsweise unterstützen somit die Forderung nach einem umfassenden Maßnahmenpaket zur Förderung der Ausbreitung des Biolandbaus, der Sicherung von Biopremiumpreisen und damit der betriebswirtschaftlichen Rentabilität der biologischen Landwirtschaft.

Berufsfeldanalyse: Meister und Techniker im Gartenbau

Walter von Danwitz, Straelen

Für das Berufsfeld Gärtnermeister/-innen und Gartenbautechniker/-innen liegen bislang keine Qualifikationsprofile in geschlossener Form vor. Auf Initiative des Bundesverbandes Ehemaliger Gartenbau-Fachschüler Deutschlands e.V. (eingetragener Verein) entstand daher eine Berufsfeldanalyse, an der die Ehemaligen-Vereinigungen von insgesamt 19 gartenbaulichen Fachschulen mit ein- beziehungsweise zweijährigem Bildungsangebot teilnahmen. Ziel der Untersuchung war es, Informationen über den beruflichen Werdegang von Fachschulabsolventen/-innen, die damit verbundenen Tätigkeiten und Anforderungen sowie eine nachträgliche Bewertung des Fachschulbesuches zu erhalten. Vor dem Hintergrund bundesweit rückläufiger Schülerzahlen sollen die Ergebnisse Ansatzpunkte für eine Evaluation des Lehrangebotes sowie für bedarfs- und zukunftsorientierte Reformen der Fachschule liefern. Sie sind auch als Orientierungshilfe für die berufsständischen Organisationen und Fachschulinteressenten/- innen zu verstehen.

Qualitätssicherung und Risikomanagement in der Agrar- und Ernährungswirtschaft: Bericht über das 82. Europäische Seminar der European Association of Agricultural Economists (EAAE)

Melanie Fritz und Gerhard Schiefer, Bonn

Die Herausforderungen von Qualitätssicherung und Risikomanagement für die Agrar- und Ernährungswirtschaft sind auch Herausforderungen für die agrarökonomische Forschung. Die European Association of Agricultural Economists hat sich zusammen mit der Universität Bonn der Herausforderung gestellt und 2003 die internationale Agrarökonomie zur Diskussion von Entwicklungslinien und Konsequenzen aufgefordert. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Präsentationen und Diskussionsergebnisse. Die Präsentationen spiegeln eine große Breite an aktuellen Forschungsinitiativen wider, zeigen aber auch die besondere Konzentration der aktuellen Forschung auf Schwerpunktbereiche um Kettenmanagement und Konsumentenverhalten.

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