Aktivitäten der Stiftung
Bund
"Zeit, über das Leid zu sprechen"
Veranstaltung am 13. Mai 2019 zur öffentlichen Anerkennung des Leids und Unrechts, das Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe bzw. Psychiatrie erfahren haben.
Am 13. Mai 2019 fand im Museum für Kommunikation in Berlin die Veranstaltung der Stiftung Anerkennung und Hilfe mit dem Titel "Zeit, über das Leid zu sprechen" statt. Auf der Veranstaltung wurde gemeinsam über die Geschehnisse in der Vergangenheit in den Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie gesprochen sowie über die Unterstützung, die die Stiftung Anerkennung und Hilfe leisten kann. Betroffene berichteten von ihren Erfahrungen und erste Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung wurden vorgestellt.
Die gesamte Veranstaltung wurde aufgezeichnet und steht in drei Teilen zum Abruf zur Verfügung.
Hier finden Sie zudem die Aufzeichnung mit Übersetzung in Leichte Sprache, Gebärdensprachendolmetschung und Untertitel:
In Leichter Sprache, mit Untertiteln und Gebärdensprachdolmetschung.
Aufzeichnung der Veranstaltung
Teil 1 – Begrüßung – Zeit, über das Leid zu sprechen – Anerkennung für erlittenes Leid und Unrecht
- Moderation: Sandra Olbrich
- Begrüßung durch Kerstin Griese, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales
- Grußwort von Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
- Betroffene erzählen von Vergangenheit und Gegenwart. Sie berichten über die Geschehnisse in den Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie
- Alfred Koltermann
- Thomas Frauendienst
- Anerkennung für erlittenes Leid und Unrecht:
- Hubertus Heil, MdB, Bundesminister für Arbeit und Soziales
- Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
- Dr. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin
Teil 2 – Weitere Beiträge aus dem Kreis der Betroffenen – Anerkennung und Aufarbeitung
- Betroffene berichten über ihr Schicksal und Erfahrungen mit der Stiftung Anerkennung und Hilfe:
- Franziska Wolf
- Reinhard Grethe
- Manuela Nicklas-Beck
- Manfred Adolf
- Siegfried Schmitz
- Anerkennung und Aufarbeitung
- Hartmut Renken, Abteilungsleiter im Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Vorsitzland der Arbeits- und Sozialministerkonferenz)
- Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Teil 3 – Vorstellung des Zwischenberichts zur wissenschaftlichen Aufarbeitung – Abschluss
- Vorstellung des Zwischenberichts zur wissenschaftlichen Aufarbeitung durch Prof. Dr. Heiner Fangerau, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Abschlussworte von Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Beachten Sie bitte, dass eine Vervielfältigung der Videoaufzeichnung ohne vorherige Genehmigung der Stiftung Anerkennung und Hilfe nicht gestattet ist.
Zitat aus dem Zeitzeugenportal.
Streichholzmodell des Birkenhofs der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gefertigt von Hans-Joachim Schlei.
Kreidezeichnungen von Torsten Klotzsch.
Moderatorin Frau Sandra Olbrich.
Begrüßung durch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales Frau Kerstin Griese.
Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Jürgen Dusel.
Lichthof des Museums für Kommunikation in Berlin.
Teilnehmer der Veranstaltung "Zeit, über das Leid zu sprechen".
Herr Alfred Koltermann berichtet über Leid und Unrecht und seine Erfahrungen mit der Stiftung Anerkennung und Hilfe..
Teilnehmer der Veranstaltung "Zeit, über das Leid zu sprechen".
Herr Thomas Frauendienst trägt sein Gedicht "Im Leid vereint! Vergeben ja, vergessen nie!" vor..
Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil erkennt in seiner Rede das von Betroffenen erlittene Leid und Unrecht an..
Dr. Dr. h.c. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, spricht Worte der Anerkennung..
Dr. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, erkennt erlittenes Leid und Unrecht im Namen der katholischen Kirche an..
Alfred Koltermann und Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil im Gespräch.
Gemeinsames Bild aller Redner des ersten Veranstaltungsteils.
Frau Parlamentarische Staatssekretärin Kerstin Griese im Gespräch mit Betroffenen der Stiftung.
Herr Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil im Gespräch mit Betroffenen der Stiftung.
Frau Olbrich spricht im zweiten Teil der Veranstaltung mit Betroffenen über erlebtes Leid und Unrecht und die Unsterstützung durch die Stiftung..
Weitere Beiträge von Betroffenen.
Herr Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dankt allen Betroffenen für ihren Mut zu sprechen..
Herr Hartmut Renken, Abteilungsleiter im Sozialministerium in Mecklenburg-Vorpommern, erkennt als Vertreter der Länder Leid und Unrecht an..
Herr Prof. Dr. Heiner Fangerau präsentiert erste Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung..
Herr Prof. Dr. Heiner Fangerau beantwortet Fragen zu seiner Präsentation..
Herr Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, bedankt sich bei allen Veranstaltungsteilnehmern für ihre Teilnahme..
Anerkennung durch wissenschaftliche Aufarbeitung
Eine wichtige Säule der Stiftung Anerkennung und Hilfe ist die wissenschaftliche Aufarbeitung, die Leid- und Unrechtserfahrungen erfassen sowie Art und Umfang der Geschehnisse darstellen soll. Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung wird ein wesentlicher Beitrag zur Bewältigung und Aufarbeitung des Erlebten geleistet und das Leid und Unrecht öffentlich sichtbar gemacht.
Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens wurden im Rahmen einer digitalen Veranstaltung vorgestellt und diskutiert. Die Veranstaltung fand am Donnerstag, 14. Oktober 2021, 11:00 - 13:00 Uhr statt.
Baden-Württemberg
Alltag in der 'Anstalt'
Am 10. Juni 2021 hat das am Landesarchiv Baden-Württemberg angesiedelte Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung zum Online-Themenabend "Alltag in der 'Anstalt' – Einblicke in Gehörlosenschulen in Baden-Württemberg in der Nachkriegszeit" eingeladen.
Abschlussveranstaltung
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung zum Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung am 3. März 2022 fand unter Beteiligung der Stuttgarter Anlauf- und Beratungsstelle eine Podiumsdiskussion zum Thema "Aufarbeiten in der Gesellschaft" statt.
Landesarchiv Baden-Württemberg
Das Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung hat ein Themenmodul namens "Heimkindheiten Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der baden-württembergischen Nachkriegszeit: Erfahrungen von Leid und Unrecht" veröffentlicht; hier finden sich auch zwei Texte zur baden-württembergischen Anlauf- und Beratungsstelle.
Mit der Anlauf- und Beratungsstelle Baden-Württemberg
- Vier Veranstaltungen zwischen September 2019 und Januar 2020 in Stuttgart, Karlsruhe, Sigmaringen und Freiburg
- Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung in Baden-Württemberg 1949-1975
- Informationen über Stiftung Anerkennung und Hilfe an Betroffene, Angehörige, Betreuende und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Presseberichte in der VdK-Zeitung
- Juni 2020: Betroffene haben Anspruch auf Unterstützung [PDF, 507KB]
- März 2021: Anträge noch möglich [PDF, 350KB]
- Juni 2021: Letzter Aufruf: Antragsfrist läuft definitiv ab [PDF, 501KB]
- Dezember 2022/Januar 2023: Es war eine wichtige Arbeit [PDF, 494KB]
Bayern
"Es ist Zeit, über das Leid und Unrecht zu reden!"
In einer gemeinsamen Veranstaltung haben der Bayerische Landtag und das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration diejenigen zu Wort kommen lassen, denen als Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie in den Jahren 1949 bis 1975 Leid und Unrecht zugefügt wurde, und die lange Zeit keine öffentliche Anerkennung und Aufmerksamkeit für ihr Leid erfahren haben. Die Veranstaltung fand am 16. März 2018 im Bayerischen Landtag statt.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Auftaktveranstaltung im Bayerischen Landtag am 16.03.2018.
Bayerische Beratungsstelle für Menschen mit Heimerfahrung in der Kindheit und Jugend (BMH)
An uns können sich grundsätzlich alle Menschen wenden, die über ihre Vergangenheit in Kinderheimen, Behinderteneinrichtungen, Psychiatrien und Kurheimen sprechen möchten.
Einweihung des Kunstwerks "in the name of" zum Thema Heimerziehung in den Jahren 1949-1975
Die Bayerische Staatsregierung und die beiden großen Kirchen in Bayern haben gemeinsam einen öffentlichen Ort der Erinnerung an das Leid von Betroffenen, die in ihrer Kindheit Gewalt und Missbrauch in Heimen erlebt haben, geschaffen. Im Rahmen eines Kunstwettbewerbs wurde das Kunstwerk "in the name of" von Bruno Wank als Gewinner gekürt. Am 12. Mai wurde das Kunstwerk vor dem Bayerischen Familienministerium eingeweiht.
Berlin
Annonce in der Berliner Zeitung
Im Mai 2021 schaltete die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales in der Berliner Zeitung eine halbseitige Anzeige. Unter der Überschrift "Raum für Anerkennung" beinhaltete sie Zitate Betroffener zum Thema ihrer ganz persönlichen Anerkennung. Im Fokus standen dabei folgende Fragen:
- Was hat die Anerkennung für Sie bedeutet?
- Was hat die Anerkennung für Sie verändert?
Brandenburg
Filmreihe "Trotzdem ICH"
Kindheit in totalen Institutionen: Minderjährige in DDR-Psychiatrien und die heutigen Folgen (September 2021).
Die Filmreihe erzählt, wie Betroffene, die als Kinder und Jugendliche schwerwiegende belastende Erfahrungen in psychiatrischen Kliniken machten, heute mit dieser Erinnerung leben und wie sie ihr Leben prägt.
Zwei der Filmprotagonisten ringen seit Jahren mittels künstlerischen Arbeitens als Bildhauer bzw. Maler um ein sinnstiftendes Leben ohne Stigmatisierung. In den Filmen kommen Betroffene zu Wort sowie Menschen, die sie unterstützend begleiten.
Zwei Experten sprechen über die historische Dimension der Lage von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Kliniken der DDR.
Film 1: "Holz + Farbe. Kunst um zu leben"
"Menschen mit geistiger Behinderung sind bildungsunfähig!". Diese Aussage führte lange Zeit dazu, dass Menschen mit geistiger Behinderung in psychiatrischen Einrichtungen "aufbewahrt" und nicht gefördert wurden.
Hier sehen Sie, wie begeisterungsfähig und voller Wissensdrang Menschen mit geistiger Behinderung im "Haus Dahmshöhe" unterwegs sind. Des Weiteren treffen wir einen Holzbildhauer aus Templin und einen Maler aus Gransee. Beide haben nach belastenden Erlebnissen im Kinder- und Jugendalter ihr Lebensglück im Künstlerdasein gefunden.
Trotzdem ICH (Film 1): "Holz + Farbe. Kunst um zu leben."
Film 2: "… nach langer langer Zeit sprechen können"
Über das Erlebte zu sprechen, fällt heute noch vielen Betroffenen schwer. Ein Prozess zur Aufarbeitung beginnt manchmal erst, wenn andere Menschen dazu ein Angebot machen.
Manch einer ist froh, wenn er die frühen Jahre überlebt hat. Manch einer hat diese Zeiten verdrängt. Angepasst funktionieren Menschen nach belastenden Erfahrungen und leben einfach.
Trotzdem ICH (Film 2) "… nach langer langer Zeit sprechen können"
Film 3: "Mutter und Tochter: '…man stand allein'"
"Anke war auffällig nach der Geburt, aber ich konnte sie mit nach Hause nehmen.
Dass sie eine geistige Behinderung hat, das wurde nicht gesagt. Das ist uns erst später so tröpfchenweise beigebracht worden."
Trotzdem ICH (Film 3): "Mutter und Tochter: '…man stand allein'"
Film 4: "Wir haben geübt zu leben"
Sie waren Opfer von ungerechtfertigten Zwangsmaßnahmen, Gewalt, Strafen und Demütigungen. Mit dem Systemwechsel in den 90er Jahren eröffneten sich neue Perspektiven in der Behindertenhilfe.
Menschen mit geistiger Behinderung werden Teil unserer Gesellschaft und erfahren ein Leben so normal wie möglich.
Trotzdem ICH (Film 4) "Wir haben geübt zu leben"
Film 5: "Ich war so klein…"
Nach einer traumatischen Kinder- und Jugendzeit glücklich zu werden, ist abhängig von den Menschen selbst sowie von der Umgebung, in der sie sich befinden. Menschen mit geistiger Behinderung finden heute Unterstützung, eigene Wege zu gehen.
Ernstnehmen – Zutrauen – Verstehen – eine tägliche Herausforderung in der Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung.
Trotzdem ICH (Film 5): "Ich war so klein…"
"Erleben, überleben, weiterleben"
Veranstaltung zum Abschluss der Stiftung Anerkennung und Hilfe im Land Brandenburg fand am 29. September 2021 statt. Zum Ende der Stiftung Anerkennung und Hilfe nach fast sechs Jahren wurden der Öffentlichkeit wichtige Erkenntnisse der Arbeit präsentiert.
Im Land Brandenburg wurden von der Stiftung Anerkennung und Hilfe seit 2017 knapp 1.900 Männer und Frauen durch eine Geldpauschale in Höhe von 9.000 Euro unterstützt. 600 von ihnen bekamen darüber hinaus eine Rentenersatzleistung von 3.000 bzw. 5.000 Euro, weil sie als Jugendliche in den Einrichtungen arbeiten mussten, ohne dass dafür Rentenbeiträge abgeführt wurden. Insgesamt wurden bis jetzt 19,6 Millionen Euro an diese Betroffenen ausgezahlt.
Fast alle der Unterstützten litten unter psychischer, viele auch unter körperlicher Gewalt. Diese reichte zum Beispiel von Fixierungen an Heizungen und Betten über Isolierung in dunklen Räumen bis hin zu Schlägen. Vielen Kindern und Jugendlichen blieb eine pädagogische Förderung vorenthalten, ein Teil der Betroffenen bekam keine Schulbildung, obwohl die persönlichen Voraussetzungen dazu vorhanden waren. Die Betroffenen leiden bis heute unter den Folgen der damaligen Unterbringung.
In ihrem Beitrag sagte Dr. Maria Nooke, die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur:
Es ist wichtig, Fachkräfte in der sozialen Arbeit darüber aufzuklären, wie es jungen Menschen in DDR-Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien erging, wo sie teilweise nur verwahrt wurden, und welche Folgen sich daraus bis in die Gegenwart ergeben.
Manch heutige Verhaltensweisen oder Einschränkungen können dadurch besser verständlich werden. Betroffene haben durch die mangelnde Förderung im Kindes- und Jugendalter oder durch Gewalt und damit verbundenem Hospitalismus massive Nachwirkungen, die sich zum Beispiel in zwanghaftem Verhalten, sozialer Angst oder Rückzugserscheinungen ausdrücken.
Es gilt, sich bewusst zu machen, wie schnell Gewalt und Demütigung entstehen können und welche langwierigen Folgen sie haben. Das gilt auch für junge Menschen mit Einschränkungen, die heute in Heimen oder Wohnstätten betreut werden.
Auf der Veranstaltung kamen auch Betroffene, Errichter und Wissenschaftler zu Wort.
Marion Haufe, Sozialarbeiterin und Zeitzeugin:
Für mich geht es bei der Aufarbeitung nicht nur um Anerkennung dessen, was mir vor Jahren an unerträglicher Demütigung, Entwürdigung und Vernachlässigung passierte, sondern gleichermaßen um die Gegenwart. Es gibt auch heute noch Missstände in der Versorgung Hilfebedürftiger, sowie strukturelle Bedingungen, die Übermacht und Gewalt ermöglichen.
Michael Ranft, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg und Vertreter der Errichter der Stiftung Anerkennung und Hilfe:
Das Anliegen der Stiftung war die gesellschaftliche Anerkennung des erlebten Leids und Unrechts und die Unterstützung der Betroffenen. Aus den Kindern und Jugendlichen von damals sind Erwachsene geworden, die ihr Leben lang unter den teils massiven Folgeschäden leiden. Das sind Traumata, Depressionen, Ess- und Trinkstörungen, die sich wiederum auf ihr Familien- und Erwerbsleben negativ auswirken. Wieder gut machen kann das niemand, aber die Stiftung hat in vorbildlicher Weise für ein Stück Gerechtigkeit und Aufarbeitung gesorgt, und dafür möchte ich von Herzen danken.
Prof. Dr. Anke Dreier-Horning, Professur für Pädagogik in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin:
In den Einrichtungen des Bildungs- und Gesundheitswesens der DDR haben Kinder und Jugendliche leidvolle Erfahrungen gemacht, die weniger auf problematische Erziehungsvorstellungen zurückzuführen sind, sondern vielmehr ihre Ursachen in Dehumanisierungsprozessen hatten. Behinderte Kinder in Einrichtungen in der DDR wurden oftmals nicht gemäß ihren menschlichen Eigenschaften behandelt, sondern wie ein empfindungsloser, toter Gegenstand, sozusagen als 'Ding' behandelt.
"Leid und Unrecht anerkennen"
Die Podcastfolge ist als Teil der Reihe "TonFall. Der Brandenburg-Podcast zur Aufarbeitung" erschienen.
"Leid und Unrecht anerkennen" erzählt von Ratsuchenden, die sich angesichts ihrer leidvollen Lebenserfahrungen an die Stiftung Anerkennung und Hilfe gewandt haben. Gleichzeitig stellt sie die Arbeit der Beraterinnen und Berater in der Anlauf- und Beratungsstelle des Landes Brandenburg vor.
Tätigkeitsberichte zur Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle
In den Auszügen aus den Tätigkeitsberichten der Aufarbeitungsbeauftragten zur Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle aus den Jahren 2017 bis 2022 sind anonymisierte Fallbeispiele, Einrichtungsbeschreibungen, Statistiken, die Darstellung der Arbeit der Berater, Fotos und andere interessante Informationen enthalten.
- Auszug aus dem 4. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2016 bis 31.12.2017 [PDF, 394KB]
- Auszug aus dem 5. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2018 bis 31.12.2019 [PDF, 371KB]
- Auszug aus dem 6. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2020 bis 31.12.2021 [PDF, 1MB]
Die gesamten Berichte sind über den Internetauftritt der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur abrufbar.
Bremen
Ausstellung
2020 erschien die Studie "Kein Platz – Nirgendwo" von Frau Gerda Engelbracht. Sie wurde im Rahmen einer Ausstellung vom 10. November bis 22. Dezember 2021 vorgestellt.
Die Studie beschäftigt sich mit der Frage der Bremischen Verantwortung bezüglich des erlittenen Leides und das erfahrene Schicksal von Bremer Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen 1949 und 1975.
Roll-Ups zur Ausstellung "Kein Platz – Nirgendwo" von Gerda Engelbracht
- Impressum [PDF, 1MB]
- "Kein Platz - Nirgendwo" [PDF, 2MB]
- Bremer "Kinderbeobachtungsstation" [PDF, 9MB]
- Waldheim Cluvenhagen [PDF, 2MB]
- Albertushof [PDF, 6MB]
- Evangelisches Hospital Lilienthal [PDF, 9MB]
- Rotenburger Anstalten [PDF, 1MB]
- Arzneimittel und Psychochirurgie [PDF, 6MB]
Veröffentlichung
Vorlageversion der Veröffentlichung "Kein Platz - Nirgendwo" von Gerda Engelbracht [PDF, 4MB]Hamburg
Auftaktveranstaltung
Am 20. März 2017 fand eine Auftaktveranstaltung zur Errichtung der Stiftung Anerkennung und Hilfe statt. Informationen dazu im Artikel Alsterdorf: Das Leid anerkennen.
Zweite Veranstaltung
Am 20. März 2019 fand eine zweite Veranstaltung zur Anerkennung der Opfer von Gewalt und Unrecht in der Behindertenhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie statt.
Mecklenburg-Vorpommern
Aktivitäten
Ausstellung "Am Leben vorbei"
Die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur veranstaltete am 18. März 2021 die Online-Fachtagung und gleichnamige Ausstellung "Am Leben vorbei: Kinder und Jugendliche in sonderpädagogischen, psychiatrischen und Behinderteneinrichtungen in der DDR".
Die Veranstaltung richtete sich sowohl an Betroffene und Angehörige, als auch an Fachkräfte der Behindertenhilfe, Mitarbeiter von Einrichtungen und Behörden, Therapeuten und Ärzte. Aufgrund der Corona-Pandemie veranstaltete die Landesbeauftragte die Fachtagung zum Umgang mit behinderten Minderjährigen in der DDR online als frei zugänglicher Livestream über ihre Internetseite.
In vier Vorträgen wurden erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien und Erkenntnisse aus den zahlreichen Beratungsgesprächen der Stiftung Anerkennung und Hilfe für Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt und die Bewertung dieser Erkenntnisse, über Aufarbeitung und Anerkennung für die Betroffenen und die Verbesserung der Lebenssituation von Behinderten in der heutigen Gesellschaft diskutiert. Den Livestream verfolgten zeitweise bis zu 100 Teilnehmer. Das Video der Tagung ist weiterhin verfügbar und wird seit Juni auch in einer Übersetzung in Gebärdensprache angeboten.
Zum Begleitprogramm der Tagung gehörte eine virtuelle Ausstellung "Am Leben vorbei", die über das Leben von Kindern und Jugendlichen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in der DDR informiert. Diese wurde ebenfalls am 18. März 2021 online gestellt. Von der Ausstellung werden Unterbringung, Betreuung, Integration, Bildungs- und Therapieangebote in staatlichen und konfessionellen Einrichtungen thematisiert. Anhand von Einzelschicksalen werden die Lebenswelten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen dokumentiert. Der Zugang zur Ausstellung erfolgt über die Internetseite der Landesbeauftragten.
Verfügbar ist die Exposition auch als Wanderausstellung auf 13 Rollbannern.
Abschlussveranstaltung
Zum Abschluss der Arbeit für die Stiftung Anerkennung und Hilfe fand am 17. November 2022 im Goldenen Saal in Schwerin der Festakt "Wenn man darüber spricht, ist es eine Erleichterung" statt. Organisatorin war die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Stellvertretend für die mehr als 2.000 Menschen, die bei der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Stiftung Anerkennung und Hilfe betreut wurden und auch für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen, in Behörden, insbesondere in Archiven, oder bei den Medien, welche die Arbeit der Stiftung unterstützt und begleitet haben, lud die Landesbeauftragte ein, zum Abschluss der Arbeit für die Stiftung sowohl einen Blick zurück, aber auch einen Blick nach vorn zu werfen.
Film
Der Artikel "Eingesperrt, fixiert, gequält: Kinderschicksale in der DDR" auf NDR.de berichtet über den Film "Lievalleen" von Peter Wawerzinek. Darin erzählt der Regisseur und Schriftsteller seine Geschichte stellvertretend für weitere Betroffene.
Publikationen
Minderjährige mit Behinderungen in der DDR
Minderjährige mit Behinderungen in der DDR. Studie zu Unterbringung, Betreuung und Förderung in den Nordbezirken. Teil 1: Die historische Entwicklung. (Autor: Falk Bersch)
Die Publikation wurde im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt.
Minderjährige mit Behinderungen in der DDR. Studie zu Unterbringung, Betreuung und Förderung in den Nordbezirken. Teil 2. Die Institutionen I – Gesundheitswesen (Autor: Falk Bersch)
Nicht gehört
Nicht gehört: Gehörlose Kinder in der DDR. DDR-Sonderschulwesen. Gehörlosenpädagogik in der DDR. Mit Biographien von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Mecklenburg-Vorpommern. (Autorinnen: Sandra Uhlig / Sandra Pingel-Schliemann)
Die Publikation erschien am 18. Februar 2021 und wurde am 23. September 2021 im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt.
Der NDR berichtete über Publikation und Veranstaltung in einem TV-Beitrag und einer Podcast-Folge.
Im Rahmen von "Leipzig liest" stellte die Landesbeauftragte in Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Anne Drescher unter anderen die Publikation "Nicht gehört" vor. Titel der Veranstaltung war "Geschichtskenntnisse zum Sowjetkommunismus".
Tätigkeitsberichte 2017-2021
Die Berichte enthalten jeweils ein Kapitel zur Anlauf- und Beratungsstelle Stiftung "Anerkennung und Hilfe":
- Meldung zum Tätigkeitsbericht 2021
- Tätigkeitsbericht 2021
- Meldung zum Tätigkeitsbericht 2020
- Tätigkeitsbericht 2020
- Tätigkeitsbericht 2019
- Meldung zum Tätigkeitsbericht 2018
- Tätigkeitsbericht 2018
- Tätigkeitsbericht 2017
- Tätigkeitsbericht 2016 und Meldung
Meilensteine
Niedersachsen
"Leid und Unrecht anerkennen"
Auf Einladung von Daniela Behrens, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, fand am Dienstag, 6. September 2022, im Alten Rathaus in Hannover die Veranstaltung "Leid und Unrecht anerkennen" mit und für Menschen statt, die als Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie zwischen 1949 und 1975 Leid und Unrecht erfahren haben.
Betroffene Menschen hatten dort Raum, über ihre Erlebnisse in den Einrichtungen sowie ihre Erfahrungen mit der Stiftung Anerkennung und Hilfe zu berichten.
Vertreterinnen und Vertreter aus Landespolitik und Kirchen erkannten das erlittene Leid und Unrecht öffentlich an und bekannten sich zu ihrer Verantwortung.
Anlauf- und Beratungsstelle Niedersachsen
Mithilfe der Öffentlichkeitsarbeit konnten Betroffene auf Aktivitäten der Stfitung aufmerksam gemacht werden.
Nordrhein-Westfalen
"Zuhören – Anerkennen – Nicht vergessen!"
Wie auch in der Kinder- und Jugendhilfe, haben viele Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie Leid und Unrecht erleiden müssen. Nach Jahrzehnten des Schweigens ist es nun Zeit, darüber zu sprechen und das geschehene Leid und Unrecht anzuerkennen.
Hierzu haben die Landesregierung und der Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen auch viele Betroffene zur Veranstaltung "Zuhören - Anerkennen - Nicht vergessen!" am 19. Juni 2019 eingeladen.
"Geschichte der Heimkinder"
Die Veranstaltung vom 5. November 2019, organisiert von der Stadt Castrop-Rauxel und initiiert von Thomas Frauendienst, beinhaltete Vorträge von Dr. Nils Löffelbein (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Christian Fritsch (MAGS NRW) sowie eine Podiumsdiskussion.
Arbeit der Stiftung in Münster
Ein Resümee zum Abschluss der Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle Münster zieht dieser Presseartikel [PDF, 507KB].
Rheinland-Pfalz
Informationsveranstaltung
Am 18. Oktober 2019 lud die Stiftung Anerkennung und Hilfe Betroffene und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein und informierte über das Angebot der Stiftung.
Filmprojekt "Hört uns zu" – Gespräche mit Zeitzeug*innen aus Einrichtungen für Menschen mit Sinnesbehinderungen
In Zeitzeugengesprächen berichten hier einige Betroffene über ihre belastende Schulzeit und die Umstände ihrer Unterbringung. Die Filme finden Sie unter Filmprojekt "Hört uns zu" Inklusion (rlp.de)
Sachsen
Würdigung mobil und Würdigungskoffer
Die Anlauf- und Beratungsstelle Sachsen suchte zahlreiche Einrichtungen der Behindertenhilfe auf.
- Präsentation von selbst eingelesenen bewegenden Texten aus dem Beratungsalltag
- zeitgeschichtliche Bilder und Dokumente
- Ordner mit stiftungsbezogenen Themen
- ein Memory und ein Puzzle aus Zeichnungen von Betroffenen
- Gestaltung bunter Leinwände durch die Teilnehmenden
- Kosten von Kerzen-Keksen
- man übte sich im persönlichen Wünschen
- offizielle Würdigung am 16.06.2021 im Epilepsiezentrum Kleinwachau
Schleswig-Holstein
"Die Vergangenheit im Kopf – die Zukunft in der Hand"
Das öffentliche Symposium "Die Vergangenheit im Kopf - die Zukunft in der Hand" am 28. und 29. November 2018 zum Thema Leid und Unrecht in Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie zwischen 1949 und 1975 ging der Frage nach: "Welche Lehren können und müssen wir aus der Vergangenheit ziehen?". Angestoßen wurde das Symposium von Betroffenen, die Organisation erfolgte in Zusammenarbeit Betroffener mit dem Sozialausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren.
Mit individuellen Erfahrungsberichten der Betroffenen, wissenschaftlichen Vorträgen und einem Beitrag der Stiftung Anerkennung und Hilfe wurde sich der Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven angenähert.
Unterstützungsfonds Leid und Unrecht in Schleswig-Holstein
In Anerkennung der Tatsache, dass viele Menschen, die von 1949 bis 1975 in Schleswig-Holstein in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe bzw. der Kinder- und Jugendpsychiatrien in der Vergangenheit Leid und Unrecht erfahren haben und sie noch bis heute an den Folgen leiden, wie z.B. von ungerechtfertigten Zwangsmaßnahmen, Gewalt, Strafen, Demütigungen oder unter finanziellen Einbußen, weil sie sozialversicherungspflichtig in den Einrichtungen gearbeitet haben, ohne dass dafür in die Rentenkasse eingezahlt wurde, sollen diese Menschen unterstützt werden.
Damit die Betroffenen nach Beendigung der Stiftung Anerkennung und Hilfe, auch über den 30. Juni 2022 hinaus die Möglichkeit der Anerkennung haben, stellt das Land Schleswig bis 2030 rund 6,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Als Unterstützungsfonds Leid und Unrecht in Schleswig-Holstein kann damit die Beratungsstelle in Neumünster ihre wichtige Arbeit fortsetzen.
Betroffene können sich an die Beratungsstelle für den Unterstützungsfonds Schleswig-Holstein wenden.
Auf der Seite des Landes Schleswig-Holstein finden Sie weitere Informationen zur Aufarbeitung.
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Sozialministerium, Landtag Schleswig Holstein:
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung der Formen von Leid und Unrecht bei der Unterbringung in schleswig-holsteinischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den Jahren 1949 bis 1990 wurden in einem Abschlussbericht zur Aufarbeitung von Leid und Unrecht veröffentlicht.
Einen Überblick zu den durchgeführten Studien über Leid und Unrecht finden Sie im Artikel "Wissenschaftliche Aufarbeitung des Landes".
Auf der Seite Weitere Informationen finden Sie die Studien aus Schleswig-Holstein zum Download.
Bilder ehemaliger Einrichtungen
Arrestraum Das Stübchen, Epilepsiezentrum Kleinwachau, Radeberg.
Schlafsaal 1, Epilepsiezentrum Kleinwachau, Radeberg.
Schlafsaal 2, Epilepsiezentrum Kleinwachau, Radeberg.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Hausansicht 1.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Hausansicht 2.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Hausansicht 3.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Hausansicht 4.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Kleiderkammer.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Schlafraum 1.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Schlafraum 2.
Ewald-Meltzer-Heim, Großhennersdorf, Waschraum.
Katharinenhof, Großhennersdorf, Sanitäranlage.
Katharinenhof, Großhennersdorf, Schlafsaal.
Betroffenenbeiträge
Zeichnungen, Stimmen und andere Werke mit Erfahrungsberichten von Betroffenen
Stimmen
Einführung in die Textsammlung
Betroffener aus Arnsdorf
Mutter über Tochter Sitzenroda
Mutter über Tochter Großschweidnitz
Gedicht "Vergangenheit"
Sammlung Psychiatrische und Behinderteneinrichtungen
Mutter über Sohn Blinden- und Sehschwachen-Schule Weimar
Betroffener über Internat
Zeugnis Gehörlosenschule Dresden
Zeugnis Gehörlosenschule Leipzig 1967
Zeugnis Gehörlosenschule Erfurt 1988
Zeugnis Schwerhörigen-Schule Dresden 1984
Gedicht "Hören"
Sammlung Internate
Dank Tochter einer Betroffenen
Dank eines Betroffenen
Dank der Eltern einer Betroffenen (Sitzenroda)
Dank einer Betroffenen, Kretzschmarstift
Dank eines Betroffenen Dresden
Dank Wohnbereichsleiter
Vortrag Dr. Trogisch (1989)
Gedichte
Gedichte von Simone Binder
Hörst du es?
Wie klingt der Schnee,
der langsam zu Boden fällt.
Ist die Sonne laut,
wenn sie die Erde erhellt.
Und die Sternschnuppe
da oben in dunkler Nacht
hörst du es, wenn sie verglüht?
Wie klingt der Stern
der am Himmelzelt steht.
Ist die Erde laut
wenn sie sich im Weltall dreht.
Und der Regenbogen
mit seinen sieben Farben
hörst du es, wenn er sich anmalt?
Wie klingt das Lied,
das in deinen Gedanken spielt.
Ist der Pfeil laut
mit dem Amor ins Herze zielt.
Und die Liebe
das Urprinzip allen Seins
hörst du es, wenn sie nach dir ruft?
© Simone Binder 2012
Stille
Ich liege auf der Wiese am Fluss
Und schaue in den Himmel.
Stille ist ringsum.
Ein Vogel auf dem Baum singt lautlos sein Lied.
Er bewegt seinen Schnabel und trällert vor sich hin...
Doch um mich ist Stille.
Lautlos fließt das Wasser im Fluss an mir vorbei.
Darin tummeln sich Fische lautlos.
Ein Frosch sitzt am Ufer und quakt vor sich hin...
Doch um mich ist Stille.
Grillen zirpen, Käfer brummen.
Eine Heuschrecke hüpft durch das Gras.
Bienen fliegend summend von Blüte zu Blüte...
Doch um mich ist Stille.
Ein Windhauch streichelt mein Gesicht.
Ich sehe wie sich das Laub an den Bäumen bewegt.
Es raschelt, und ein Blatt fällt zu Boden, lautlos...
Doch um mich ist Stille.
Ich kann das Laute nur erahnen.
Denn ich höre die Stille.
Sie macht mich nicht einsam, nicht allein.
Nur manchmal traurig.
Ich höre die Welt mit den Augen.
Denn um mich ist Stille, nur Stille.
© Simone Binder 2001
Hören
Hört ihr noch zu wie das Leben lebt:
Das Rauschen des Meeres
wenn der Mond sich erhebt.
Das Atmen der Kinder
wenn sie selig träumen.
Das Zwitschern der Vögel
auf hohen Bäumen.
Das Flattern der Segel
auf grüner See.
Das Knirschen der Schritte
im tiefen Schnee.
Das Zischen beim Zapfen
von frischen Bier.
Das Pochen der Herzen
in mir und in dir.
Könnt‘ ich doch hören, wie das Leben lebt……
© Simone Binder 2006
Warum nur, warum
Unaufhaltsam rinnen Tränen
über mein Gesicht.
Warum nur, warum
schreit mein inneres Ich.
Warum musste es so kommen
es tut doch so weh.
Und ich finde keine Antwort
die mich tröstet.
Zeit heilt Wunden sagt man
doch heilt sie auch meine.
Zu schlimm ist der Schmerz
jemanden zu verlieren.
Warum nur, warum
durfte ich nicht richtig
Abschied nehmen.
mich mit dir versöhnen.
Warum?
© Simone Binder 2007
Vergangenheit
Manchmal kommt man ins Grübeln,
versinkt in Raum und Zeit.
Dann holt uns sicher ein,
die ganze Vergangenheit.
Man schwelgt in Erinnerungen,
weint oder lacht dabei.
An einige denkt man (nicht) gerne,
zum Beispiel die Kinderzeit.
Andere lassen erschaudern,
wenn gefangen im Leid.
Dann möchte man schnell erwachen,
und sagen es war ein Traum.
Doch waren es keine Träume,
sondern Realität.
Fliehen davor kann keiner,
aber lernen mit umzugeh‘n.
© Simone Binder 2007
Jahreszeiten
Ich liebe den Frühling, wenn die Natur zum Leben erwacht,
wenn Sonne die Nase kitzelt und vom Himmel runter lacht.
Ich liebe den Sommer, wenn eine frische Brise weht.
wenn die Wiese voll duftend bunter Blumen steht.
Ich liebe den Herbst mit Drachen am Himmel in milder Luft,
mit rotem Wein, guter Ernte und herben Waldesduft.
Und ich liebe den Winter mit seiner weißen Flockenpracht,
wenn der dicke Schneemann zu schaut bei der wilden Schneeballschlacht.
© Simone Binder, 2011
Februarfrühling
Heut. Hat der Frühling mein Gesicht geküsst,
zärtlich mit Sonnenstrahlen.
Er hat die Gänseblümchen geweckt
Und fängt an, alles grün zu malen.
Der See taut auf und der Schneemann wird krumm,
verliert bald seine Nase.
Vereinzelt sieht man die Schneeglöckchen blüh‘n
Bald ist es eine Oase.
Horch, es klingt das Lied der kleinen Meise,
voller Sehnsucht, hell und rein.
Wenn die Lieder der Meise erklingen,
dann wird auch bald Frühling sein.
© Simone Binder, 2021
Du bist du
Du bist du,
mit all deinem Denken, mit deinem Tun.
Mit deinen Ängsten, mit deinem Mut.
Mit deiner Kraft, mit deinen Schwächen,
Das bist du.
Und was du fühlst, deine Reaktion,
deine Wut,
das bist du.
Dein Lachen, dein Weinen
und auch deine Trauer,
Ja, das bist du.
So wie du bist, so ist es gut.
Lass dich nicht verbiegen,
Geh deinen Weg.
Lass dich nicht verwirren.
Stehst du auch auf dem Steg.
Du, du schaffst alles,
Wenn du es nur willst.
Denn du bist du.
Und du bist gut.
In Liebe deine Mama
10.06.2020
© Simone Binder
Dieses Gedicht schrieb ich für meine Tochter Jana, als sie in einer schwierigen Phase steckte. Nun können Sie es alle lesen und sich daran stärken.
Zur Autorin
Mein Name ist Simone Binder, ich wurde 1966 in Köthen geboren, und lebe heute in Markkleeberg, einem schönen Städtchen im Neuseenland, bei Leipzig.
1972 wurde ich eingeschult und erkrankte ein Jahr später im Kinderheim Kathewitz an einer Meningitis, wobei ich auch ertaubte.
Danach besuchte ich als einzige Nichthörende eine A-Klasse in der Schwerhörigen-Schule Leipzig, wo ich bis zum Ende der 4. Klasse auch das Internat bewohnte. Es waren in beiden Einrichtungen, aber auch in meinem Elternhaus, harte und schwere Zeiten für mich, die ich versuche, in Gedichten zu verarbeiten.
Zu schreiben begann ich dann 1980. Erste Veröffentlichungen erschienen in der Zeitschrift "Gemeinsam" (Zeitschrift des Gehörlosen- und Schwerhörigenverbandes der DDR). Auch auf dem FDJ-Pfingsttreffen 1983 bzw. 1984 durfte ich vor großem Publikum auftreten, und meine erste Lesung gab ich 2003 in der Literaturwerkstatt in Dortmund, einem Selbsthilfeverlag mit Behindertenarchiv.
Mit meinen Gedichten beschreibe ich nicht nur die Natur, sondern auch die Liebe und das Alltagsgeschehen, sowie meine Behinderung. Ich versuche, Stimmungen, Gedanken und Gefühle auszudrücken, in denen sich die Leser auch selbst wiederfinden können.
Gedicht von Thomas Frauendienst
Im Leid vereint! Vergeben ja, vergessen nie!
Jetzt nach vielen Jahren in Deinem Leben schaust Du zurück
und Dir wird klar Du hattest nicht immer nur Glück.
Als Kind anstatt Liebe und Vertrauen Schläge,
Verachtung und Missbrauch bekommen,
Du konntest Dich nicht wehren,
Du warst ja klein und hast es leise hingenommen!
Du hast Dein Schicksal in die Hand genommen,
Du bist nicht untergegangen,
sondern um Dein Leben geschwommen.
Die Erinnerung an böse Tage und Jahre
löst in Dir Trauer und Wut aus keine Frage?
Jetzt wird es Zeit in Deinem Leben
nach vorne zu schauen,
finde die Kraft zu vergeben und zu lieben
und den Menschen zu vertrauen.
Zum Autor
Thomas Frauendienst wurde 1964 geboren und war in einer Einrichtung der Behindertenhilfe in Vollmarstein untergebracht. Er hat die Arbeit der Stiftung Anerkennung und Hilfe intensiv begleitet.
Ihm liegt es am Herzen, über die Geschehnisse und sein erlittenes Leid und Unrecht zu berichten. Er steht gerne ehrenamtlich für Vorträge zur Verfügung. Interessierte können sich gerne direkt an Herrn Frauendienst wenden:
Thomas Frauendienst
Holzstraße 102
44575 Castrop-Rauxel
- Tel.:
- 0172 8735596
Lied
Bist du der da dort im Spiegel? (Tobias Körber)
Liedtext
1. Strophe
Bist du der? Dort im Spiegel? Oder wer bist du dann? Konntest nie so sein, wie du bist, suchtest nach dem eigenen Ich – vergebens. Wurdest immer fremdbestimmt.
2. Strophe
Hattest nie so viele Träume, die es zu erfüllen wichtig schien. Warst ein Kind ganz ohne Hoffnung, warst sehr einsam dort an diesem Ort.
3. Strophe
Sehnsucht, Liebe und Umarmung blieben dort fast immer fort. Hast geweint manch Tag und Nacht, ganz allein und hast dich selbst umarmt.
Refrain
Weintest viele lange Nächte, Schrei nach Liebe – doch keiner kam, nur wir Kinder untereinander haben uns Trost gespendet dann.
4. Strophe
Fügtest dich deinem Schicksal eben, was ja so ganz ohne Zuversicht war, hast bald sehr schnell aufgegeben, weil es keine Hoffnung gab.
5. Strophe
Fingst an schnell jetzt zu gehorchen, hast dich aufgegeben dann. In den Augen nur noch Stille, fast schon Tod dein Blick, oh man.
6. Strophe
Hast verstanden, schnell als wäre diese Zeit noch lange....viele Jahre waren es gewesen. Hast dich dort schnell aufgegeben, weil es keine Hoffnung gab.
Refrain
Weintest viele lange Nächte, Schrei nach Liebe, doch keiner kam, nur wir Kinder untereinander haben uns Trost gespendet dann.
Gesprochen
Einige sagten, dass dein Schicksal vorbestimmt ist und du es in naher Zukunft auch nicht ändern kannst. Das wollten wir so nicht hinnehmen. Wir haben gekämpft und zeigten, was in uns steckt. Durch alle Widrigkeiten und falschen Diagnosen, die es an diesem Ort gab, haben wir uns nicht beirren lassen. 16 Jahre sind genug.
Zeichnungen
Die Zeichnungen sind durch Betroffene im Rahmen der Beratung entstanden. Einige wurden dabei direkt in der Beratungssituation gefertigt, andere im Nachhinein. Im Beratungsprozess stellen die Bäume eine andere Form der Kommunikation dar.
Besonders Personen, die weniger geübt in der Sprache sind, nutzen diesen anderen Kanal zur Kommunikation. Viele Zeichnungen sind aus Dankbarkeit für die Aufmerksamkeit, die der Zeichnerin/dem Zeichner geschenkt wurde, entstanden. Zu jeder Zeichnung gehört eine kurze Biografie, die die Zeichnung in einen gewissen Rahmen setzt.
Gedenktafeln-Initiative
Um die öffentliche Aufarbeitung weiter voranzubringen und eine regional fokussierte Anerkennungs- und Erinnerungskultur zu etablieren, hat die Stiftung die Initiative des überregionalen Fachbeirats, Gedenktafeln zu entwerfen und für deren Anbringen an Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu werben, unterstützt und umgesetzt.
Mit den Gedenktafeln wird an das geschehene Leid und Unrecht erinnert und den davon betroffenen Menschen ein ehrendes Gedenken bewahrt. Die Gedenktafeln bieten ferner eine gute Möglichkeit, das Engagement der heutigen Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie für die Aufarbeitung und Anerkennung des in der Vergangenheit erlittenen Unrechts sichtbar zu machen.
Auch vor dem Hintergrund laufender und geplanter Maßnahmen zur Verbesserung des Kinderschutzes und des Gewaltschutzes für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen kann mit der Unterstützung dieser, im Wesentlichen von Betroffenen und Vertretungen von Betroffenen entwickelten, Idee ein starkes Zeichen vor Ort gesetzt werden.
Der überregionale Fachbeirat hatte einen für alle Einrichtungen einheitlichen Text erstellt. Auch die Gestaltung der Tafeln folgte dem Ziel, den Wiedererkennungswert zu sichern. Der Inhalt wird ausschließlich in Leichter Sprache sowie in Brailleschrift wiedergegeben.
Außerdem wird über einen QR-Code eine Verlinkung zu dieser Internetseite hergestellt, um eine fundierte Befassung mit den Aufgaben und Zielen der Stiftung zu ermöglichen.
Die Gedenktafeln konnten entweder für die Wandmontage oder die Installation in Pultform angefordert werden, wobei die optische Gestaltung sowie der Inhalt identisch waren:
Das war in der BRD von 1949 bis 1975. Das war in der DDR von 1949 bis 1990. So etwas soll nicht nochmal passieren. Dieser Ort soll uns mahnen.
Die Gedenktafeln konnten von den Einrichtungen bis zum 15. Februar 2023 angefordert werden. Die Stiftung hat sämtliche Kosten der Produktion sowie des Versands übernommen, sodass lediglich die Installation durch die Einrichtung erfolgen musste.
Um für diese Initiative zu werben, wurden alle relevanten Einrichtungsträger und -verbände angeschrieben. Die Stiftung hat über weitere Kanäle offensiv um die Mitwirkung gebeten, sodass davon ausgegangen wird, dass alle von der Stiftungsthematik betroffenen Einrichtungen die erforderlichen Informationen erhalten haben. Angesichts vieler gegenwärtiger, komplexer Herausforderungen, mit denen die Einrichtungen konfrontiert sind, ist es als Erfolg zu werten, dass insgesamt 38 Gedenktafeln bestellt worden sind.
Auch die allgemeine Resonanz auf dieses Vorhaben der Stiftung ist sehr positiv ausgefallen. Bedeutend ist auch, dass auf diese Weise erneut viele Akteure und Multiplikatoren, unabhängig vom Anbringen der Tafeln, wieder in Berührung gekommen sind mit den Anliegen der Stiftung.
Die Stiftung ruft alle weiteren Einrichtungen dazu auf, das Anbringen von Gedenktafeln zu prüfen und damit ebenfalls einen wichtigen Beitrag für die Aufarbeitung, für die Anerkennung und für das Wachhalten der Erinnerung an das Geschehene zu leisten. Das BMAS wird nach Beendigung der Stiftung einige Exemplare vorhalten und diese bei Bedarf den Einrichtungen zur Verfügung stellen.