Nationalparke
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Nationalparke repräsentieren in Deutschland ein nationales Naturerbe. Sie sind gemäß § 24 Abs. 1 BNatSchG "einheitlich zu schützende Gebiete, die
- großräumig, weitgehend unzerschnitten und von besonderer Eigenart sind,
- in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen und
- sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet."
Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. Wirtschaftliche Nutzungen der natürlichen Ressourcen durch Land-, Forst-, Wasserwirtschaft, Jagd oder Fischerei sind folglich weitgehend auszuschließen bzw. nur unter strikten Vorgaben der Naturschutzbehörden möglich. Nationalparkregionen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs und tragen nachweislich zum Tourismusaufkommen bei. Die Mehrzahl von Befragten akzeptiert dabei Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit in sensiblen Gebieten.
Die Ausweisung von Nationalparken erfolgt durch die Bundesländer im Benehmen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (§ 22 Abs. 5 BNatSchG).
Derzeit gibt es in Deutschland 16 Nationalparke mit einer Gesamtfläche von 1.050.442 ha. Bezogen auf die terrestrische Fläche Deutschlands, bei der die marinen Gebiete unberücksichtigt bleiben, beträgt die Gesamtfläche der Nationalparke 208.238 ha, dies entspricht einem Flächenanteil von rd. 0,6 % des Bundesgebietes.
Nationalparke in Deutschland (Stand: Januar 2022)
Nationalpark | Gründungsjahr | Gesamtfläche [ha] | vorrangig geschützte Lebensräume |
---|---|---|---|
Bayerischer Wald (BY) | 1970 | 24.980 | Buchen-Bergmischwälder mit Tanne, Hochlagen-Fichtenwälder, Moore, Bergbäche, Blockhalden |
Berchtesgaden (BY) | 1978 | 20.804 | Alpine Felsschuttfluren, Rasengesellschaften und Latschen-Gebüsche, subalpine, montane und submontane Wälder, Almweiden, Seen |
Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer (SH) | 1985 | 441.500 davon ca. 99,5% Wasserfläche* | Wattenmeerökosysteme, Salzwiesen des Vorlandes, Sandbänke und Dünen |
Niedersächsisches Wattenmeer (NI) | 1986 | 345.000 davon ca. 94% Wasserfläche* | Wattenmeerökosysteme, Salzwiesen und Dünen der Ostfriesischen Inseln |
Hamburgisches Wattenmeer (HH) | 1990 | 13.750 davon ca. 97,5% Wasserfläche* | Wattenmeer im Mündungsgebiet der Elbe mit starkem Gezeiten- und Brackwassereinfluss |
Jasmund (MV) | 1990 | 3.070 davon ca. 20% Wasserfläche | Buchenwälder auf Kreidestandorten, Moore, Kreidesteilküste, küstennahe Ostsee |
Harz (ST/NI) | 1990/1994 | 24.732 | Hochlagen-Fichtenwälder, Buchenwälder, Moore, Bergwiesen, Blockhalden und Felsformationen, Fließgewässer |
Sächsische Schweiz (SN) | 1990 | 9.350 | Sandsteinfelsen, submontane wärme- und trockenheitsliebende Wälder, Schlucht- und Schatthangwälder |
Müritz- Nationalpark (MV) | 1990 | 32.200 | Kiefern- und Buchenwälder, Erlen- und Birkenbruch, Seen, Röhrichte, Moore |
Vorpommersche Boddenlandschaft (MV) | 1990 | 78.600 davon ca. 83% Wasserfläche* | Boddengewässer, Salzwiesen, Dünen und Röhrichte, Kiefern- und Buchenwälder, Trockenrasen |
Unteres Odertal (BB) | 1995 | 10.323 | Flussauenlandschaft, Altarme und -wasser, Ried- und Röhrichtbestände, Feuchtgrünland, Hangwälder, Steppenrasen |
Hainich (TH) | 1997 | 7.513 | Laubmisch- und Buchenwälder mittlerer und reicherer Standorte in unterschiedlichen Sukzessionsstadien |
Eifel (NW) | 2004 | 10.770 | Atlantisch geprägte, bodensaure Buchenmischwälder (kollin bis submontan), Magerweiden, Felsen, Urft-Stausee |
Kellerwald-Edersee (HE) | 2004 | 7.688 | Submontane, bodensaure Buchenwälder, felsig-trockene Steilhänge, Eichen-Trockenwälder |
Schwarzwald (BW) | 2014 | 10.062 | montane fichtenreiche Buchen-Tannen-Mischwälder, Hochheiden |
Hunsrück-Hochwald (RP/SL) | 2015 | 10.230 | bodensaure Buchen- und Eichenwälder, Fichtenforste, Blockschutthalden und Hangmoore |
*) betrifft nur den Wasseranteil, der nicht zur statistisch erfassten Landfläche gehört
Die meisten der bestehenden deutschen Nationalparke sind derzeit noch "Entwicklungs-Nationalparke", d.h. sie erfüllen erst in Teilen die Kriterien für eine großflächige, ungestörte Naturentwicklung. Durch weitere geeignete, in Managementplänen festgelegte Steuerungsmaßnahmen sollen innerhalb von 20 bis 30 Jahren nach Ausweisung der Parke die Voraussetzungen geschaffen werden, damit künftig in einem überwiegenden Flächenanteil der Gebiete den natürlichen und dynamischen Abläufen in der Natur Vorrang eingeräumt werden kann.
Zonierung der deutschen Nationalparke (Stand: Dezember 2023)
Nationalpark | Größe (ha) | Naturdynamikzone (in %) | Entwicklungszone (in %) | Pflegezone (in %) |
---|---|---|---|---|
Hainich | 7.513 | 94 | - | 6 |
Hamburgisches Wattenmeer | 13.750 | 91,5 | 8,5* | |
Kellerwald-Edersee | 7.688 | 88 | 7 | 5 |
Jasmund | 3.070 | 87 | 12,5 | 0,5 |
Müritz | 32.200 | 82 | 8 | 10 |
Sächsische Schweiz | 9.350 | 76 | - | 24 |
Berchtesgaden | 20.804 | 75 | - | 25 |
Bayerischer Wald | 24.980 | 72 | 4 | 24 |
Eifel | 10.770 | 75 | 12 | 14 |
Niedersächsisches Wattenmeer | 345.000 | 68,5 | 31* | |
Harz | 24.732 | 60 | 39 | 1 |
Schwarzwald | 10.062 | 51 | 21 | 28 |
Hunsrück-Hochwald | 10.230 | 49 | 26 | 25 |
Vorpommersche Boddenlandschaft | 78.600 | 38 | 62* | |
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer | 441.500 | 36 | 64* | |
Unteres Odertal | 10.323 | 31 | 19 | 50 |
*In den Wattenmeer-Nationalparken sowie im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind die Entwicklungs- und Pflegezone in einer Zone zusammengeführt.
Drei Nationalparke verfügen auch noch über eine sehr kleinflächige sog. Erholungszone mit folgendem Umfang: Bayerischer Wald = 2 %, Niedersächsisches Wattenmeer = 0,5 %, Jasmund = 0,3 %
Durch die Novellierung des BNatSchG Anfang 2002 wurde die Ausweisung von sogenannten "Entwicklungs-Nationalparken" gesetzlich abgesichert. Dadurch wird die Ausweisung neuer Nationalparke in Deutschland erleichtert.
Nach den internationalen Management-Kategorien der IUCN ist ein Nationalpark ein Schutzgebiet, das hauptsächlich zur Sicherung großflächiger natürlicher und naturnaher Gebiete und großräumiger ökologischer Prozesse etabliert wird (Kategorie II). Es soll die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme sichern, diesem Ziel abträgliche Nutzungen ausschließen und Naturerfahrungs-, Forschungs-, Bildungs- und Erholungsangebote fördern.
Um die internationalen Richtlinien der IUCN zu erfüllen, müssen mindestens drei Viertel der Fläche eines Schutzgebietes seinem Hauptziel entsprechend verwaltet werden. Das bedeutet nach EUROPARC und IUCN für Nationalparke, dass sie auf 75% ihrer Fläche einem weitgehend naturnahen Zustand entsprechen müssen und keiner dem Schutzzweck entgegenstehenden Nutzung unterliegen dürfen. Das Gebiet muss außerdem großflächig genug sein, um eines oder mehrere vollständige Ökosysteme zu umfassen. Für Nationalparke in Deutschland wird eine Mindestgröße von 10.000 ha empfohlen.
Im Januar 2014 wurde der Nationalpark Schwarzwald (BW) ausgewiesen. Er besteht aus den zwei Teilgebieten Ruhestein (7.615 ha) und Hoher Ochsenkopf (2.447 ha). Geprägt wird der Park durch montane fichtenreiche Buchen-Tannen-Mischwälder.
Im März 2015 wurde der Bundesländer übergreifende Nationalpark Hunsrück-Hochwald (RP/SL) neu ausgewiesen. Damit konnten Lücken im Südwesten des bundesweiten Großschutzgebietssystems geschlossen werden.
Die Zonierung in den verschiedenen Nationalparken variiert sowohl in ihrer Bezeichnung als auch in der Anzahl; sie wurde hier vereinheitlicht. Nutzungen und Beeinträchtigungen durch Küstenschutz, Fischerei, Forstwirtschaft, Jagd, Freizeitnutzung sowie z. T. Verkehr und Landwirtschaft erschweren es in einem so dicht besiedelten Land wie der Bundesrepublik Deutschland, die weltweit geltenden Standards einzuhalten und somit die definierten Ziele zu erreichen.
In Deutschland gibt es noch weitere Gebiete, die sich als Nationalpark eignen, z.B. mit Blick auf Deutschlands Verantwortung für den Schutz von Buchenwaldökosystemen. Durch die zukünftige Nutzungsaufgabe von großflächigen militärischen Übungsplätzen eröffnen sich hier zusätzliche Möglichkeiten.