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Bundesamt für Naturschutz

NSG Kadetrinne

Das nur etwa 100 km² große Naturschutzgebiet (NSG) Kadetrinne liegt in der westlichen Ostsee rund 20 km nördlich von Rostock und etwa 10 km westlich der Halbinsel Darß. Die Kadetrinne ist eigentlich ein ganzes System von Rinnen, die sich bis zu 32 m tief in den submarinen Geschiebemergelrücken der Darßer Schwelle einschneiden. Durch dieses Rinnensystem findet etwa 70 % des Wasseraustausches zwischen Nord- und der zentralen Ostsee statt. Aufgrund aperiodischer Salzwassereinströme aus der Nordsee ist das Gebiet starken Salzgehaltsschwankungen unterworfen. Die hier siedelnden, sehr artenreichen benthischen Lebensgemeinschaften zeigen daher eine relativ hohe Salztoleranz. Manche Benthosarten (wie zum Beispiel Seeanemonen) finden hier ihre östliche Verbreitungsgrenze.
Mit Makroalgen bewachsener Blockstein im NSG Kadetrinne, Foto: Hübner, Krause (BfN)
Mit Makroalgen bewachsener Blockstein im NSG Kadetrinne

Fakten zum Naturschutzgebiet Kadetrinne 2017 als NSG national unter Schutz gestelltes Natura 2000-Gebiet

 
Lebensraumtypen Riffe ca. 23 km²
Arten/Anzahl Schweinswal
(Phocoena phocoena)
Wichtiges Migrations- und Nahrungsgebiet

Wichtige Merkmale des Naturschutzgebiets (NSG)

Die Riffvorkommen im NSG haben eine hohe ökologische Bedeutung und Trittsteinfunktion. Die Vielfalt der Struktur sorgen für einen großen Artenreichtum, auch an Fischen. Für Schweinswale hat das Rinnensystem eine wichtige Funktion als Wanderroute zwischen der zentralen Ostsee und der Beltsee.

Die Abgrenzung des Schutzgebiets mit Wassertiefen von 18 m bis 32 m erfolgte vor allem nach dem Vorkommen des Lebensraumtyps „Riffe“. Von der Darßer Schwelle reichen mehrere Riffvorkommen in die eigentliche Rinne hinein. Diese Riffvorkommen haben eine hohe Bedeutung für die biologische Vielfalt in der Kadetrinne und sind wichtige Trittsteine für die Wiederbesiedlung der umgebenden Seegebiete nach Sauerstoffmangelereignissen. Charakteristisch ist der Bewuchs der Blocksteinfelder mit Großalgen und Miesmuscheln (Mytilus edulis). Bis in eine Tiefe von 18 m sind die Steinriffe mit Braunalgen, vor allem Zuckertang (Laminaria saccharina), bewachsen. Weiterhin kommen Rotalgen bis in 24 m Tiefe vor. Dieses Vorkommen von Makrophyten bis in große Tiefe ist für die südliche Ostsee ungewöhnlich und setzt gute und beständige Licht- und Sauerstoffverhältnisse voraus. Miesmuscheln sind weit verbreitet und leben in großer Dichte auf den Blocksteinen.

Die besondere ökologische Wertigkeit des Schutzgebiets ist vor allem durch die hohe Strukturvielfalt der Riffe in verschiedenen Hanglagen und Wassertiefen bedingt. Diese und die hier teilweise noch relativ hohe Salinität ermöglichen die Besiedlung durch eine sehr artenreiche benthische Fauna mit einer sehr hohen Anzahl an Rote-Listen-Arten. Die gute Nahrungsverfügbarkeit sowie die vielen Laich- und Versteckmöglichkeiten sorgen für einen großen Fischreichtum im NSG. Die vielen Fische ziehen wiederum auch Meeressäugetiere und verschiedene Seevögel an.

Leider weist derzeit der Erhaltungszustand der Riffe noch ein mittleres Defizit im Erhaltungsgrad auf. Die Eutrophierung stellt die stärkste Belastung für den LRT „Riffe“ im NSG „Kadetrinne“ dar. Je nach Tiefenzone sind die Riffbereiche teils mit organischem Material, teils einjährigen Algen überlagert oder die Steine sind in größerer Tiefe mit Schwefelbakterien bedeckt, siehe hierzu Gebietsbeschreibung der Ostsee NSG.

POD-Daten (englisch für Porpoise Click Detector, also ein Unterwassermikrofon, das Schweinswalorientierungslaute aufzeichnet), belegen eine häufige Nutzung der Kadetrinne durch Schweinswale (Phocoena phocoena). Sie kommen regelmäßig im Schutzgebiet und den angrenzenden Gewässern vor bzw. durchschwimmen das Gebiet auf ihren Wanderungen zwischen der zentralen und der westlichen Ostsee.

Ein Teil der Population der westlichen Ostsee und der Beltsee, die noch auf bis zu 40.000 Tiere geschätzt wird (SCANS II Ergebnisse), nutzt das NSG zusätzlich als Wanderroute: Schweinswale dieses Bestands ziehen zum Teil mit ihren Kälbern im Frühjahr in weiter östlich gelegene Gewässer und wandern ab November wieder zurück in die westlich gelegenen Bereiche. Das NSG Kadetrinne ist für Schweinswale ein wichtiges Migrations- und Aufzuchtgebiet.

Nach zahlreichen Naturschutzmaßnahmen wächst der Kegelrobbenbestand auch endlich wieder an der deutschen Ostseeküste an. Der Fischreichtum des Rinnensystems Kadetrinne kommt auch den Robben zugute, die im NSG ebenfalls gesichtet werden.

Die Schutz- und Erhaltungsziele für das NSG Kadetrinne ergeben sich aus §3 der Schutzgebietsverordnung (NSGKdrV). Dazu gehören die Erhaltung und Wiederherstellung:

  • der spezifischen ökologischen Funktionen, der biologischen Vielfalt und der natürlichen Hydro- und Morphodynamik des Gebietes;
  • des ungestörten Austausches von Nord- und Ostseewasser und der Verbindungs- und Trittsteinfunktion für die Ökosysteme der westlichen und zentralen Ostsee;
  • eines günstigen Erhaltungszustands des Lebensraumtyps „Riffe“ Code 1170 mit seinen charakteristischen und gefährdeten Lebensgemeinschaften und Arten;
  • eines günstigen Erhaltungszustands der FFH-Art Schweinswal und seiner Habitate (unter anderem durch ASCOBANS Recovery Plan of Harbour Porpoise in the Central Baltic).

Im NSG Kadetrinne findet intensiver Schiffsverkehr statt, der sich in einem Verkehrstrennungsgebiet auf nahezu der gesamten Breite des Schutzgebiets erstreckt (rund 90 % der Fläche). Die mittlere Schiffsdichte liegt zwischen 30 und 40 Schiffen pro km² und Tag (überwiegend Gütertransporte, aber auch Fährverkehr). Die hohen Schiffsdichten wirken sich negativ vor allem auf die Schweinswale aus, die sehr empfindlich auf Unterwasserlärm reagieren. Störungsempfindliche Seevögel wie Seetaucher oder verschiedene Meeresenten meiden solch stark frequentierte Gebiete, obgleich sie hier viel Nahrung finden würden.

Regelungen des Schiffsverkehrs können nur auf internationaler Ebene, der International Maritime Organisation (IMO) vereinbart werden. Ansätze für Schutzmaßnahmen könnten beispielsweise eine Verringerung des Schiffslärms durch den Einsatz leiserer Schiffsantriebe oder zeitlich oder räumlich geregelte Geschwindigkeitsbeschränkungen sein.

Freizeitfischerei konnte bereits geregelt werden

Mit dem Inkrafttreten der Schutzgebietsverordnungen wurden Regelungen für die Freizeitfischerei umgesetzt. So befindet sich im zentralen Teil des NSG ein Gebiet von rund 30 km², welches saisonal (1. Februar – 31. Mai) für die Freizeitfischerei geschlossen ist. Ein etwas größeres Gebiet von etwa 40 km² ist ganzjährig geschlossen. In den Regulierungszonen liegen unter anderem die bedeutenden, ökologisch besonders wertvollen Riffareale des NSG.

Regelungen für die Berufsfischerei können ausschließlich im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der Europäischen Union getroffen werden. Die Maßnahmenvorschläge befinden sich derzeit in einem komplizierten nationalen und europäischen Abstimmungsprozess.

Das kleine Naturschutzgebiet mit rund 100 km² Fläche liegt etwa 20 km nördlich von Rostock. Die Kadetrinne umfasst eigentlich ein ganzes System von Rinnen, die bis zu 32 m tief in die Darßer Schwelle eingeschnitten sind. Riffvorkommen reichen weit in diese Rinnen hinein und sind bis in eine Tiefe von über 20 m mit verschiedenen Arten der Rot- und Braunalgen besiedelt – ein Zeichen für besonders gute Licht- und Sauerstoffverhältnisse. Die Blocksteine sind dicht mit Miesmuscheln und einer Vielzahl von benthischen Arten bewachsen.

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