Grünes Band
Innerdeutsches Grüne Band
Im Schatten der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland konnte sich die Natur über Jahrzehnte weitgehend ungestört entwickeln. Dies betraf nicht nur den eigentlichen Grenzstreifen, sondern aufgrund der Abgeschiedenheit häufig auch große angrenzende Bereiche. Das Grüne Band durchzieht wie eine Perlenschnur im Wechsel großräumig wertvolle Gebiete und ausgeräumte, intensiv genutzte Agrarlandschaften wie z.B. die Börden, wo es oft die einzige verbliebene naturnahe Struktur ist. Es bildet somit eine wichtige Achse des länderübergreifenden Biotopverbunds in Deutschland. Sie verbindet insbesondere verschiedene vor allem extensiv genutzte Offenland-Biotoptypen, die darin im Wechsel mit Fließ- und Standgewässern sowie Pionier-, Misch- und Nadelwäldern vorkommen.
Das BfN engagiert sich seit vielen Jahren zusammen mit diversen Partnern für die Sicherung und Entwicklung des Grünen Bandes.
Gleich nach dem Fall der Grenze im Jahr 1989 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein erstes Treffen ost- und westdeutscher Naturschützer organisiert, bei dem in einer gemeinsam verabschiedeten Deklaration der Begriff "Grünes Band" geprägt wurde. Dies war die Geburtsstunde des „Grünen Bandes“.
Die Bedeutung des Grünen Bandes als Rückzugsgebiet für viele in der sonstigen Landschaft gefährdete Arten und Biotoptypen sowie als Rückgrat eines länderübergreifenden Biotopverbunds wurde im Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Bestandsaufnahme Grünes Band“ 2001/2002 erstmalig belegt. Dies war Ausgangspunkt für viele weitere Schritte hin zur Sicherung und Entwicklung des Grünen Bandes.
In der Folge hat sich das Grüne Band zu einem Naturschutzprojekt entwickelt, an dem zahlreiche behördliche und verbandliche Vertreter des Naturschutzes engagiert sind und seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich zusammenarbeiten
Im Jahr 2012 wurden 63,3 % der Fläche des Grünen Bandes und sogar 76,4 % der Offenlandfläche im Grünen Band von gefährdeten Biotoptypen eingenommen (Kategorien 1-3 der Roten Liste der Biotoptypen Deutschlands von 2006).
Das Grüne Band ist zudem Lebensraum von über 1.200 gefährdeten Tier und Pflanzenarten.
In den ausgeräumten intensiv genutzten Agrarlandschaften hat es oft als einziges verbliebenes Rückzugsgebiet für eine große Zahl störungsempfindlicher und bedrohter Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Funktion.
Andererseits sind jedoch rund 13 % der Fläche des Grünen Bandes durch die Nutzung als Intensivgrünland, Äcker, bebaute Bereiche, Aufforstungen, Abgrabungen oder für Aufschüttungen beeinträchtigt oder zerstört. Obwohl sich der Naturschutz schon lange für das Grüne Band engagiert, waren 2012 erst ca. 68 % des Grünen Bandes als Naturschutzgebiet, Nationalpark, Biosphärenreservat oder Natura 2000 Gebiet geschützt. Seitdem wurde das Grüne Band in Thüringen und Sachsen-Anhalt bereits als Nationales Naturmonument unter Schutz gestellt. In weiteren Bundesländern mit Flächenanteil am Grünen Band ist dies in Vorbereitung.
Dies ist insofern von Bedeutung, als sich ein erheblicher Teil der Fläche des Grünen Bandes in Privatbesitz befindet und dort häufig Nutzungsinteressen gegenüber Naturschutzanliegen Vorrang haben.
Eine vollständigere rechtliche Sicherung des Grünen Bandes ist daher dringend geboten, um dessen weitere Zerschneidung und Zerstörung zu verhindern. Zudem ist in vielen Bereichen die Durchführung von Managementmaßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes unerlässlich, um seinen naturschutzfachlichen Wert zu erhalten. Dies erfordert eine gute Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Forst, Wasserbau und anderen Sektoren.
Dabei ist zur Sicherung und Entwicklung des Grünen Bandes schon viel erreicht worden, seitdem im Rahmen eines E+E-Vorhabens "Bestandsaufnahme Grünes Band" in den Jahren 2001 und 2002 der hohe naturschutzfachliche Wert des Grünen Bandes anhand seines besonderen Reichtums an großenteils gefährdeten Arten und Lebensräumen sowie seiner besonderen Funktion für den Biotopverbund erstmals nachgewiesen werden konnte. Damals wurde der Handlungsbedarf auf vielen politischen und praktischen Ebenen aufgezeigt und Anhaltspunkte für konkrete Projekte gegeben.
Im November 2005 wurde das Grüne Band als Nationales Naturerbe eingestuft und 2007 in der Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt der Bundesregierung (NBS) als Leuchtturmprojekt hervorgehoben. Nach langjährigen Verhandlungen konnten bis 2010 mit allen betroffenen Bundesländern Vereinbarungen zur kostenlosen Übertragung von Bundesflächen im Grünen Band als Teil des Nationalen Naturerbes an die Länder bzw. deren Großschutzgebietsverwaltungen oder Naturschutzstiftungen getroffen werden. Bis 2020 wurden so insgesamt ca. 6.300 Hektar Fläche im Grünen Band als Bestandteil des NNE übertragen. Die damit erfolgte Sicherung dieser Flächen für den Naturschutz ist von großer Bedeutung in Hinblick auf die Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes als Teil des länderübergreifenden Biotopverbunds.
Die Schutzgebietskategorie „Nationale Naturmonumente“ wurde 2010 neu in das Bundesnaturschutzgesetz aufgenommen. Das Grüne Band Thüringen wurde 2018 per Gesetz als NNM zwischen der Landesgrenze und dem Kolonnenweg, der Bestandteil des NNMs ist, ausgewiesen. Es hat eine Länge von 763 km und eine Fläche von ca. 6.500 ha. Schutzzweck ist neben dem Naturschutz auch die Erinnerungskultur. 2019 hat Sachsen-Anhalt mit der Ausweisung des NNM „Grünes Band Sachsen-Anhalt –Vom Todesstreifen zur Lebenslinie“ nachgezogen. Dieses hat eine Länge von 343 km und umfasst 4.754 ha. Damit ist bereits ein mehr als 1.100 km langer Abschnitt des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument rechtlich gesichert. Entsprechend einem Beschluss der 2019 von der Umweltministerkonferenz gefasst wurde, soll das Grüne Band auch in allen weiteren betroffenen Bundesländern als NNM ausgewiesen und auf diese Weise gesichert werden.
Das Grüne Band hat in großen Bereichen aufgrund der früher von den DDR-Grenztruppen durchgeführten Maßnahmen zur Offenhaltung des Grenzstreifens zwecks freier Sicht den Charakter eines Offenlandbiotopverbunds. Wo dieser Charakter bewahrt werden soll, ist ein Management der Flächen notwendig, da die Flächen sonst verbrachen und durch Sukzession zuwachsen. Andernorts ist das Grüne Band durch eine intensive Nutzung bedroht, die durch ein angepasstes Management ersetzt werden sollte.
Neben allgemein bei der Landschaftspflege auftretenden Problemen wird das Management im Grünen Band durch spezielle Voraussetzungen zusätzlich erschwert, so z.B. durch die schmale Struktur, den vielerorts schlechten Zugang, die kleinteiligen und teilweise unklaren Eigentumsverhältnisse, die Lage an den Landesgrenzen und ein immer noch vorhandenes Minen-Restrisiko.
Auf einer ersten vom BUND und BfN gemeinsam durchgeführten Fachtagung "Management des Grünen Bandes" im November 2011 wurden die genannten Probleme mit einer Vielzahl von Akteuren am Grünen Band diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht.
In einem ersten Schritt wurde bei dieser ersten Management-Tagung ein grundsätzliches übergeordnetes Leitbild zur Biotoppflege und -entwicklung im Grünen Band verabschiedet. Durch die Vorstellung diverser teilweise innovativer Praxisbeispiele zum Management im Grünen Band und andernorts wurden Lösungsansätze für die spezifischen Probleme aufgezeigt. Die Ergebnisse der Tagung wurden in einer Broschüre veröffentlicht, die den Akteuren am Grünen Band als Hilfestellung dienen soll.
In der Folge haben alle zwei bis drei Jahre weitere Management-Tagungen zum Grünen Band stattgefunden. Diese dienen dem Erfahrungsaustausch und der intensiven Abstimmung aller Akteure am Grünen Band hinsichtlich der Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes als durchgängigen und funktionalen Biotopverbund und dem Erfahrungsaustausch hinsichtlich der Ausweisung des Grünen Bandes als NNM. Diese Tagungen ermöglichen zudem dem BfN, sich über den Stand der Umsetzung des NNE am Grünen Band im Sinne der Übertragungsvereinbarungen zu vergewissern. Zu allen diesen Tagungen wurden Dokumentationen erstellt, die größtenteils auf den Internetseiten der jeweiligen Veranstalter zum Herunterladen zur Verfügung gestellt werden.
Sowohl für die räumliche Konkretisierung eines Leitbilds zur Biotoppflege als auch als Grundlage für ein Monitoring wurden aktuelle Datengrundlagen zum Zustand des Grünen Bandes benötigt. Da seit der 2001 durchgeführten Bestandserhebung im Grünen Band insbesondere in den Offenlandbereichen erhebliche Veränderungen eingetreten sind, wurde diese Datengrundlage in dem vom BfN geförderten F+E Vorhaben "Aktualisierung Bestandsaufnahme Grünes Band" mit der Laufzeit von 2012 bis 2014 erneuert. Die wichtigsten Ergebnisse aus diesem Vorhaben wurden vom BUND in einem Handlungsleitfaden zum Grünen Band veröffentlicht, der Informationen zu den ermittelten Biotoptypen und deren naturschutzfachlichen Bewertung sowie jeweils Leitbilder, Erhaltungs- und Entwicklungsziele sowie Maßnahmenempfehlungen zu den einzelnen Biotoptypen enthält.
Die entsprechenden flächenkonkreten Daten und Informationen stellt der BUND Fachbereich Grünes Band Akteuren im Grünen Band auf Anfrage auf einer Projekt-DVD zur Verfügung. Das Vorhaben wurde in enger Abstimmung mit den wichtigsten Flächenbesitzern und Akteuren im Grünen Band durchgeführt.
Naturschutzgroßprojekte am Grünen Band
In besonders wertvollen und entwicklungsfähigen Bereichen des Grünen Bandes mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung werden Naturschutzgroßprojekte gefördert.
Schaalsee-Landschaft
Lenzener Elbtalaue
Sachsen-Anhaltischer Drömling
Niedersächsischer Drömling
Grünes Band Eichsfeld-Werratal (nur Phase I)
Rhönhutungen (in Nachbarschaft zum Grünen Band)
- Kuppenrhön
- Grünes Band Rodachtal-Lange Berge-Steinachtal
Die beiden letztgenannten richten einen speziellen Fokus auf die Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes im Kontext des länderübergreifenden Biotopverbundes.
Ziel der Projekte ist es, naturnahe Abschnitte des Grünen Bandes im Projektgebiet dauerhaft in der Lebensraum- und Strukturvielfalt zu bewahren und andere Bereiche gezielt zu entwickeln, um den naturschutzfachlichen Wert wiederherzustellen.
Weitere Projekte zur Entwicklung des Grünen Bandes
Vom Bundesamt für Naturschutz werden viele weitere Projekte zur Erhaltung und Entwicklung des Grünen Bandes gefördert.
Das Grüne Band ist in einigen Bereichen bereits zerstört und weist dort Lücken auf. An diesen Stellen gilt es, die Lücken wieder zu schließen und den Biotopverbund in seiner Funktion wieder herzustellen.
Mit diesem Ziel lief von 2012 bis 2020 das aus dem Bundesprogramm "Biologische Vielfalt" geförderte Projekt "Lückenschluss Grünes Band". Darin sollten die Lücken im Grünen Band zunächst ermittelt werden, um dann beispielhaft einige der national bedeutsamen Lücken wieder zu schließen. Dabei wurde dem historischen Verlauf des Grünen Bandes möglichst gefolgt.
Die Umsetzung des Projektes wurde durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. So sind z.B. Kurzfilme zum Grünen Band in Sachsen-Anhalt und in Thüringen gedreht worden.
(siehe auch Projektsteckbriefe)
Um die Funktion des Biotopverbunds Grünen Bandes zu verbessern, werden in fünf Vernetzungsregionen seitlich des Grünen Bandes konkrete Anknüpfungsbereiche zur besseren Verbindung mit wertvollen Gebieten in der umgebenden Landschaft und anderen Achsen des länderübergreifenden Biotopverbunds entwickelt und aufgewertet.
(siehe auch Projektsteckbriefe)
Damit das gemeinsame Naturerbe Grünes Band auf Dauer gesichert werden kann, ist es wichtig, dass die Menschen in der Region und auswärtige Gäste diese Struktur wahrnehmen und ihre Bedeutung erkennen, d.h. dass sie das Grüne Band erleben können.
Durch die Förderung des E+E-Vorhabens "Erlebnis Grünes Band" lieferte das BfN einen wichtigen Beitrag dazu, die Landschaften entlang des Grünen Bandes im Kontext "Natur, Kultur, Geschichte" touristisch in Wert zu setzen und somit die regionale Wertschätzung zu erhöhen.
Als Ergebnis einer in den Jahren 2005-2006 durchgeführten Vorstudie wurden für dieses Vorhaben drei Modellregionen ausgewählt, die jeweils unter einem eigenen Motto stehen:
Elbe - Altmark - Wendland: Grenzerfahrungen im Vierländereck
Harz: Harz ohne Grenzen - Auf Harzer Grenzwegen durch Natur und Geschichte
Naturparke Thüringer Wald - Thüringer Schiefergebirge-Obere Saale - Frankenwald: Das Grüne Band (inter)aktiv erleben
Landschaftspflege und Tourismus am Grünen Band
In den drei Modellregionen wurden von 2007 bis 2010 konkrete Maßnahmen der Landschaftspflege ebenso umgesetzt, wie eine einheitliche Beschilderung, die Ausweisung von Rad- und Wanderwegen, die Einrichtung von Ausstellungen und Grenzerfahrungspunkten sowie die Erarbeitung konkreter naturkundlicher und touristischer Angebote. So wurden in den Modellregionen nicht nur administrative Grenzen, wie sie z. B. zwischen Landkreisen und Bundesländern bestehen, überwunden, sondern auch fachliche Grenzen z. B. zwischen den Akteuren des Naturschutzes, der Landwirtschaft, des Tourismus oder aber den Verantwortlichen der historischen Gedenkstätten.
Öffentlichkeitsarbeit
Durch diese Zusammenarbeit verbunden mit der Entwicklung einer Corporate Identity, einem umfassenden Internetinformationsangebot und einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit konnten zentrale Ziele des Vorhabens wie die Steigerung der Akzeptanz bei regionalen Akteuren und der einheimischen Bevölkerung sowie die Steigerung der Bekanntheit des Grünen Bandes erreicht werden.
Evaluationen haben auch gezeigt, dass das Grüne Band ein hohes touristisches Potenzial besitzt und so einen wichtigen Beitrag zur naturverträglichen, nachhaltigen Regionalentwicklung leisten kann. Noch vor Ende des Projekts hat die Region Eichsfeld das Konzept "Erlebnis Grünes Band" übernommen und so die Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Regionen am Grünen Band belegt. Die wesentlichen Ergebnisse dieses Vorhabens wurden 2011 in der BfN-Schriftreihe "Naturschutz und Biologische Vielfalt" als Heft 113 veröffentlicht.
Der BUND-Fachbereich Grünes Band und die Regionen setzen die Öffentlichkeitsarbeit zur Erlebnisregion Grünes Band auch weiterhin fort.
(siehe auch Projektsteckbriefe)
Europäisches Grünes Band
Das Europäische Grüne Band, das sich aufgrund der historischen Situation entlang des gesamten ehemaligen "Eisernen Vorhangs" entwickeln konnte, durchzieht ganz Europa von der Barentssee im Norden bis zur Adria und zum Schwarzen Meer im Süden. Es erstreckt sich über gut 12.500 km und verläuft entlang der Grenzen von 24 Staaten.
Initiative Europäisches Grünes Band
Dieser Prozess soll zur Initiierung und Optimierung grenzüberschreitender Naturschutzzusammenarbeit, Anregung einer nachhaltigen Regionalentwicklung und zur Überwindung der historischen Trennung Europas beitragen. Er bietet die Chance, die Zusammenarbeit zwischen den bisherigen Mitgliedsstaaten der EU, den Beitrittsländern, den Kandidaten- und potentiellen Kandidatenländern sowie Russland in Fragen des Naturschutzes zu intensivieren.
Nicht zuletzt kann das Europäische Grüne Band insbesondere unter dem Aspekt der Kohärenz einen wichtigen Beitrag zum Schutzgebietssystem Natura 2000 in Europa leisten
Im Juli 2003 fand in Bonn eine erste internationale Tagung zum Europäischen Grünen Band statt. Die Vision eines Grünen Bandes Europa stieß auf große Resonanz und erfuhr auf fachlicher und politischer Ebene eine breite Unterstützung (Perspectives of the Green Belt" BfN-Skripten 102, Teil 1 und Teil 2). Bei einem Runden Tisch am Rande des World Parks Congresses der IUCN in Durban im Oktober 2003 wurde die IUCN für die Koordination der Initiative gewonnen.
Im September 2004 wurde durch das BfN gemeinsam mit der IUCN und dem Fertö-Hanság-Nationalpark in Ungarn am Neusiedler See die zweite internationale Tagung zum Europäischen Grünen Band durchgeführt (Publikationen). Ein Ergebnis der Tagung war die Aufstellung eines Arbeitsprogramms, das die Ziele, Aufgaben und Arbeitsstruktur der internationalen Arbeitsgruppe umreißt. Die Tagungsergebnisse wurden durch die IUCN publiziert (Terry et al. 2006). Das Buch bietet erstmalig einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Regionen und inhaltlichen Facetten des Grünen Bandes vom Naturschutz über die Regionalentwicklung und den Tourismus bis hin zur grenzübergreifenden Kooperation.
Das BfN hat in den Folgejahren weiterhin Vorhaben zur Weiterentwicklung der Initiative sowie die Durchführung von Paneuropäischen sowie regionalen Arbeitstreffen in den verschiedenen Abschnitten des Grünen Bandes fachlich und finanziell gefördert.
Am 15. und 16. Mai 2013 wurde das 10-jährige Jubiläum der Initiative "Europäisches Grünes Band" mit internationalen Veranstaltungen begangen:
Im Rahmen eines Festaktes auf Einladung des Bundesumweltministeriums (BMU) am 15. Mai in Berlin wurden mehrere Minister, Botschafter und weitere offizielle Vertreter der 24 Anrainerstaaten des Grünen Bandes mit dem „Green Belt Award“ für ihre Unterstützung des Europäischen Grünen Bandes ausgezeichnet.
Offizielle Vertreter von zunächst 10 und inzwischen 18 Staaten unterstrichen ihre Bereitschaft, auch weiterhin das Grüne Band zu unterstützen, durch die Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung. Namentlich genannt sind das die Staaten Albanien, Bulgarien, Deutschland, Estland, Finnland, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Montenegro, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Zudem brachten Nordmazedonien und Serbien ihre Unterstützung für das Grüne Band durch entsprechende Schreiben zum Ausdruck.
Nachdem sich die IUCN 2010 aus der Gesamtkoordination der Initiative zum Europäischen Grünen Band zurückgezogen hatte, wurde nach einer neuen möglichst partizipativen und effektiven Koordinationsstruktur gesucht und in der Folge 2014 die European Green Belt Association e.V. gegründet, die seitdem die Gesamtkoordination der Initiative inne hat. Der Vorstand des Vereins setzt sich aus den vier Regionalkoordinatoren sowie pro Region jeweils einem Vertreter einer Regierungs- und einer Nichtregierungsorganisation zusammen – soweit diese Positionen besetzt werden können – und zusätzlich einer IUCN-Vertreter:in mit Beobachtungsstatus.
Um die regionale Zusammenarbeit zu fördern, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen und die Koordination praktikabel zu gestalten, wurde das Europäische Grüne Band zunächst in drei, später vier Hauptabschnitte (Fennoskandien, Ostsee, Zentraleuropa, Balkan) mit zuständigen Regionalkoordinatoren unterteilt. Die Regionalkoordination für das Grüne Band Fennoskandien liegt derzeit beim Karelian Research Center, für das Grüne Band Ostsee beim BUND Mecklenburg-Vorpommern, für das Grüne Band in Zentraleuropa beim BUND Fachbereich Grünes Band und für das Grüne Band Balkan bei EuroNatur.
Zudem benannten die Umweltministerien der meisten Anrainerstaaten sogenannte National Focal Points (NFP) als zuständige Ansprechpartner für das Grüne Band. In Deutschland liegt diese Funktion beim BfN.
Die European Green Belt Association ist gemäß ihrer Satzung der Umsetzung der Vision des Europäischen Grünen Bandes verpflichtet, nämlich das Europäische Grüne Band als unser gemeinsames Naturerbe entlang der Linie des ehemaligen Eisernen Vorhangs als Biotopverbund, der hochwertige Natur- und Kulturlandschaften miteinander verbindet und gleichzeitig die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften berücksichtigt, zu erhalten und wiederherzustellen. Die Mission des Vereins ist, sicherzustellen, dass das Europäische Grüne Band wirksam geschützt und seine nachhaltige Entwicklung gefördert wird, indem eine kontinuierliche, koordinierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Gesellschaft erleichtert wird. Der Verein versteht sich demnach als eine Art Dienstleister für das Europäische Grüne Band und die gesamte Initiative.
So sorgt die European Green Belt Association z.B. dafür, dass mit Unterstützung verschiedener Fördermittelgeber und lokaler Organisatoren alle zwei Jahre Paneuropäische Grüne Band Tagungen stattfinden. Diese bieten eine wichtige Plattform für den Erfahrungs- und Wissensaustausch, die Entwicklung gemeinsamer Aktivitäten und Projekte sowie die Bildung neuer Partnerschaften. Am Rande dieser Konferenzen finden auch die Mitgliederversammlungen des Vereins statt.
In dem F+E Vorhaben "Das Grüne Band Europa als Teil der Grünen Infrastruktur" konnte gezeigt werden, dass das Grüne Band Europa einen wichtigen Beitrag zum europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000 und zur paneuropäischen Grünen Infrastruktur leistet und einen Mehrwert an Ökosystemleistungen erbringt. Durch Konnektivitäts- und Lückenanalysen konnten Bereiche im Grünen Band Zentraleuropa und Balkan identifiziert werden, in denen weitere Umsetzungsmaßnahmen besonders aussichtsreich oder nötig sind, um die Grüne Infrastruktur und Konnektivität zu sichern und weiter auszubauen. Mit der Verwertung der Analyseergebnisse und deren Integration in neue Projekte u.a. mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen wurde bereits begonnen.
Die Sicherung und Entwicklung des Grünen Bandes wird zusätzlich durch die Förderung konkreter Umsetzungsprojekte unterstützt, wie z.B. von Verbändeförderungsprojekten oder, im Bereich des Grünen Bands Balkan, auch von Beratungshilfeprojekten.
Koreanische "demilitarisierte Zone" (DMZ) und das Grüne Band
Die koreanische "demilitarisierte Zone" (DMZ) teilt Korea seit 1953. Sie ist rund 250 km lang und 4 km breit. Im Süden schließt sich an die DMZ eine 6 bis 10 km breite zivile Kontrollzone mit beschränktem Zutritt und Nutzungsmöglichkeit an.
Im Bereich der DMZ und der zivilen Kontrollzone hat sich die Natur analog zum Grünen Band in Europa und Deutschland weitgehend ungestört entwickelt, so dass dieser Bereich heute Rückzugsraum für viele gefährdete Arten ist.
Von den 2.900 Arten, die in Nord- und Südkorea heimisch sind, finden sich 960 Pflanzenarten, 35 von 70 Säugetierarten und 64 Vogelarten in der demilitarisierten Zone, darunter einige stark gefährdete Arten wie der Mandschuren- oder der Weißnackenkranich.
Von südkoreanischer Seite werden seit Jahren mit internationaler Unterstützung Anstrengungen unternommen, diese wertvollen Bereiche für den Naturschutz zu sichern. Dies soll - ebenfalls analog zum Grünen Band - unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Bedürfnisse der regionalen Bevölkerung kombiniert mit einer sanften touristischen Entwicklung erfolgen.
Im Februar 2012 hat das BfN eine Vereinbarung mit der Gyeonggi-Provinz in Südkorea für eine Kooperation in Bezug auf die DMZ und das Grüne Band unterzeichnet, die im Februar 2017 ausgelaufen ist. In diesem Zeitraum fand im Rahmen diverser Workshops in Deutschland und Südkorea ein reger Erfahrungsaustausch statt.
In Hinblick auf das gemeinsame Anliegen, grenzübergreifende Kooperationen im Naturschutz zu stärken, bestehen auch weiterhin ein fachlicher Austausch und eine anlassbezogene Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern in Südkorea.