Bodenbiodiversität
Besonders in den gemäßigten Breiten übersteigt die Vielfalt, aber auch die Biomasse der Bodenorganismen die der oberirdischen Biodiversität deutlich. Auf Ackerböden kommen gut 15 Tonnen an Bodenlebewesen auf einem Hektar zusammen. Dabei sind oberirdische und unterirdische Biodiversität durch Nahrungsnetze eng miteinander verwoben. Auch der Schutz von für uns gut sichtbaren Arten beginnt daher unter der Erde.
Dort ist viel zu tun: Die bundesweiten Roten Listen führen 37 % der Regenwurmarten, 22 % der Asselarten sowie 35 % der Laufkäferarten als gefährdet. Und dies obwohl der größte Teil des Bodenlebens noch nicht wissenschaftlich erfasst ist. Es besteht daher die reelle Gefahr, dass Arten aussterben, bevor sie entdeckt wurden – mit möglicherweise weitreichenden Folgen für den Naturhaushalt.
Der Schutz des Bodens sowie der darin lebenden und wirkenden Organismen muss zum integrierten Produktionsziel der Landwirtschaft erklärt werden, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten oder zu steigern. Konservierende Bodenbearbeitungsverfahren sowie Anbaudiversifizierung durch erweiterte Fruchtfolgen, Kulturpflanzendiversität und der Anbau von Zwischenfruchtmischungen (die bestenfalls durch ihre Artenzusammensetzung auch oberirdisch ökologisch wertvoll sind) können hier die Grundlage legen.
Die Leitsätze des Integrierten Pflanzenschutzes müssten viel stärker als bisher die landwirtschaftlichen Betriebsabläufe bestimmen und die natürliche Schädlingsregulation gegenüber synthetischen Pflanzenschutzmitteln Vorrang erhalten. Nährstoffe sollten in ausgeglichenem Maße zur Versorgung des Bodenlebens und im Gedanken der Kreislaufwirtschaft vorrangig in organischer Form ausgebracht werden. Verunreinigungen von Düngemitteln durch Medikamentenrückstände, Schwermetalle oder Mikroplastik sind auszuschließen.