Auswirkungen
Schall belastet marine Säugetiere
Der bei der Errichtung der Fundamente entstehende Rammschall lag bzw. liegt deutlich über der von Wissenschaftlern ermittelten Toleranzgrenze der Tiere und dem danach inzwischen festgelegten Grenzwert von 160 dB (SEL) in 750 Meter Entfernung zur Rammstelle. Er kann nur durch umfassende Schallschutzmaßnahmen eingehalten werden. Rammschall lauter als der Grenzwert kann temporäre Schwerhörigkeit (und damit massive Behinderung bei der Nahrungsfindung) oder sogar schwerwiegende Verletzungen bewirken. In größerer Entfernung, bei Rammungen ohne Schallminderung bis über 20 km, verursachen die Schallimpulse darüber hinaus Stress- und Verhaltensreaktionen, welche die Tiere oft veranlassen, fluchtartig das angestammte Gebiet zu verlassen. Zusätzlich kann der Unterwasserlärm die akustische Kommunikation der Tiere überlagern und die Orientierung und Beutefindung beeinträchtigen.
Andere heimische marine Säugetiere wie Seehunde und Kegelrobben, aber auch Fische und manche Wirbellose sind ebenfalls von dieser Schallbelastung betroffen.
Genauere Details zur Schallbelastung von marinen Arten sind im Abschnitt Unterwasserschall zu finden.
Weiterführende Informationen zur Schallreduzierung beim Bau der WEA finden sich in der Rubrik Minimierung der Belastungen.
Unterschiedliche Reaktionen von Seevögeln
Nord- und Ostsee bieten vielen Seevögeln ein Rast-, Nahrungs- und Überwinterungshabitat. Die Reaktion der Tiere auf Offshore-Windparks ist je nach Art unterschiedlich. Während einige Möwenarten von den Anlagen anscheinend angezogen werden, treten zum Beispiel Alkenvögel und Basstölpel im bebauten Bereich seltener als vorher auf. Besonders die störempfindlichen Seetaucher (Stern- und Prachttaucher) meiden den Bereich zwischen den Turbinen vollständig und ihre Bestände erreichen erst in einer Entfernung von mehr als 10 Kilometern vom Windpark die ursprünglichen Dichtewerte; sie erleiden somit einen Habitatverlust, der sehr deutlich über die eigentliche Windparkfläche hinausgeht.
In der Deutschen Bucht wurde durch langjähriges Monitoring ein Hauptkonzentrationsgebiet der beiden Seetaucherarten im Bereich des Sylter Außenriffs identifiziert, in dem sich in jedem Frühjahr bis zu 66% des deutschen Nordseebestandes der Seetaucher sammeln. Die Zulassung von weiteren Offshore-Windparks in diesem besonderen Gebiet ist daher aus Sicht des Naturschutzes nicht vertretbar. So soll verhindert werden, dass die Windenergienutzung in der deutschen Nordsee zu einem Lebensraumverlust führt, welcher den Bestand der Populationen dieser Arten gefährden kann.
Untersuchungen zu den Auswirkungen von Offshore-Windenergieanlagen auf Seevögel wurden schon während der Bau- und Betriebsphase des ersten Offshore-Windparks alpha ventus durchgeführt. Durch regelmäßige Surveys vom Schiff oder Flugzeug aus wurde festgestellt, dass unter den für das Testgebiet wichtigsten Vertretern der Seevögel (key species) die Vorkommen von sechs Vogelarten (neben den o. g. Seetauchern, Alken und Basstölpeln auch Heringsmöwen) nach Abschluss der Bauarbeiten niedriger waren als vor dem Bau. Diese Arten, mit Ausnahme der Heringsmöwen, meiden das Gebiet des Windparks und seiner direkten Umgebung, was für sie letztendlich zu einem dauerhaften Habitatverlust führt.
WEA als standortfremdes Hartsubstrat
Häufig wird diskutiert, welchen Einfluss die Fundamente der Windenergieanlagen und ihre Kolkschutzeinrichtungen als quasi künstliche Riffe auf das Ökosystem haben könnten. Schon vor über 10 Jahren konnte bei Untersuchungen an der Testanlage alpha ventus eine lokale Zunahme der Diversität gezeigt werden, die durch den Aufwuchs an den Gründungsstrukturen der Windkraftanlagen bedingt war. Insbesondere in der von Weichböden und den entsprechenden benthischen (bodenbewohnenden) Lebensgemeinschaften dominierten Nordsee werden mit den Fundamenten und Kolkschutzstrukturen künstliche Ansiedlungsflächen für hartsubstratbewohnende Aufwuchsarten geschaffen, die natürlicherweise an diesen Standorten gar nicht vorkommen. Ob das positiv bewertet werden kann oder nicht, hängt unter anderem auch von den ursprünglich vorhandenen und dann überbauten Biotoptypen und den damit verschwundenen Lebensgemeinschaften ab. Eine Ansiedlung von in der deutschen Nordsee nicht heimischen Arten ist dabei bislang aber offenbar nicht erfolgt. Die langfristigen Auswirkungen dieser Änderung der natürlichen Lebensgemeinschaften durch die großflächigen Windparks lassen sich bislang nicht sicher vorhersagen.
Allerdings führen Ausscheidungen des Aufwuchses an den Gründungsstrukturen und abgestorbene Tiere und Pflanzen zu einem vermehrten Eintrag organischen Materials auf den umliegenden Meeresboden. Unter bestimmten Bedingungen – insbesondere in der Ostsee – kann dies vor allem an strömungsarmen Standorten zu sauerstoffzehrenden Abbauprozessen führen, die letztendlich das Absterben von ursprünglichen Lebensgemeinschaften auslösen.
Auswirkungen der Unterwasserkabel
Die elektromagnetischen Felder und Wärme, die von den ableitenden Stromkabeln der Windparks abgegeben werden, können im Meeresboden lebende Muscheln, Würmer sowie elektrosensitive Knorpelfische wie Haie und Rochen, aber auch wandernde Knochenfische wie Aale negativ beeinflussen.