Mentale Gesundheit bezieht sich auf vielfältige Aspekte und Gesundheitskonzepte. Sie wird häufig mit psychischer Gesundheit gleichgesetzt.
Für die mentale Gesundheit ist entscheidend, dass sich Anforderungen und Ressourcen im Einklang befinden. Gelingt es, die Anforderungen unter Einsatz der Ressourcen erfolgreich zu bewältigen, trägt dies zur mentalen Gesundheit bei. Umgekehrt kann eine dauerhafte Nichtpassung zu einer Beeinträchtigung oder Störung der mentalen Gesundheit führen. Mentale Gesundheit ist also eng mit der Funktions- und Arbeitsfähigkeit in wichtigen Lebensbereichen verbunden.
Menschengerecht gestaltete Arbeit
Die menschengerecht gestaltete Arbeit ist eine wichtige Bedingung für mentale Gesundheit. Eine Tätigkeit gilt dann als menschengerecht, wenn sie die physische und psychische Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt, der vorhandenen Qualifikation des Beschäftigten entspricht und die Entfaltung der individuellen Potenziale und Kompetenzen erlaubt (Quelle: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft, 1999).
Die Erfüllung dieses Anspruchs verlangt umfassende Kenntnisse über das zur psychischen Belastung vorliegende Wissen, um darauf aufbauend Handlungsmöglichkeiten für die Gestaltung von Arbeit ableiten zu können.
Laut Ergebnissen der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021 ist fast jeder zweite Beschäftigte (45%) häufig von hohem Termin- und Leistungsdruck betroffen. Was Betriebe gegen zu hohe Arbeitsintensität tun können, beleuchtet ein Artikel in der baua: Aktuell 2/24.
Forschung zur mentalen Gesundheit in der BAuA
Die BAuA erforscht im Themenfeld mentale Gesundheit Einflussfaktoren, Präventionsmaßnahmen ebenso wie den Wiedereinstieg nach psychischer Krise. Ausgewählte Themen, in denen die BAuA mit Blick auf mentale Gesundheit aktuell forscht, sind im Folgenden dargestellt.
Längsschnittstudie zu mentaler Gesundheit
Die Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) ist eine Längsschnittstudie auf Basis einer repräsentativen Stichprobe sozialversicherungspflichtig Beschäftigter. In dieser Studie untersuchen wir nicht nur Einflussgrößen in Arbeit und Beschäftigung für (Mentale) Gesundheit und Arbeits-/Funktionsfähigkeit, sondern auch Faktoren für den Verbleib im Erwerbsleben.
Zeit- und Leistungsdruck und Informationsflut
Präventive Arbeitsgestaltung hat das Ziel, die mentale Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und zu fördern. Forschungsschwerpunkte hierbei sind bspw. die präventive Gestaltung von Erholung und Pausen sowie des Umgangs mit Zeit- und Leistungsdruck und Informationsflut.
Angemessene Präventionsmaßnahmen
Betriebe sind gesetzlich verpflichtet, Gefährdungen durch psychische Belastung im betrieblichen Arbeitsschutz zu berücksichtigen und geeignete Maßnahmen zur Gefährdungsvermeidung zu ergreifen. Wir tragen mit unserer Forschung dazu bei, entsprechende Empfehlungen für die betriebliche Praxis weiterzuentwickeln.
Kognitive Leistungsfähigkeit
In unserer neurophysiologischen Forschung untersuchen wir die kognitive Leistungsfähigkeit und mentale Beanspruchung bei unterschiedlichen Arbeitsanforderungen. Für die Forschung auf diesem Gebiet setzen wir innovative Entwicklungen aus der Medizintechnik und der komplexen Signalverarbeitung ein.
Interventionen bei psychischen Krisen
Wir forschen außerdem zu frühen Interventionen bei psychischen Krisen mit dem Schwerpunkt der Gestaltung psychosomatischer und psychotherapeutischer Sprechstunden im Betrieb. Ziel ist es, psychische Erkrankungen von Beschäftigten zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen.
Return to Work nach psychischen Krisen
Psychische Störungen erhöhen das Risiko, arbeitslos und frühverrentet zu werden. In mehreren Projekten erforschen wir daher, wie der Wiedereinstieg in die Arbeit nach einer psychischen Krise gelingt.
Mentale Erholung
Ergänzend zu arbeitsbezogenen (verhältnisorientierten) Maßnahmen (z.B. Verminderung des Zeitdrucks durch veränderte Verteilung der Arbeitsaufgaben, stellen personenbezogene (verhaltensorientierte) Maßnahmen wie z.B. das Verbessern individueller Erholungsfähigkeit) sinnvolle Ergänzungen dar.
Kernpublikation zu mentaler Gesundheit
In einem grundlegenden Artikel von 2010 werden Konzepte der mentalen Gesundheit diskutiert sowie Verbindungen zwischen bis dato getrennt betrachteten Phänomenen wie Funktionsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit und mentaler Gesundheit ermittelt.
Zum Verständnis mentaler Gesundheit - eine erweiterte Perspektive
Video: Forschung konkret
Die BAuA-Wissenschaftlerin Anika Schulz beantwortet drei Fragen zum Thema "Prävention psychischer Belastungen und Mentale Gesundheit".
3 Fragen zum Thema "Prävention psychischer Belastungen und mentale Gesundheit"