Künstliche Intelligenz (KI) ist ein prägender Treiber der digitalen Transformation und verändert die Arbeitswelt tiefgreifend. Dadurch entstehen vielversprechende Möglichkeiten, Arbeit positiv zu gestalten. Gleichzeitig muss die menschengerechte Arbeitsgestaltung neu gedacht werden. KI betrifft nicht nur Produkte und Arbeitsmittel, sondern wirkt sich auch auf die Gestaltung der Tätigkeiten, des Arbeitsplatzes, von Prozessen und des Managements aus.
Umfassende Veränderungen in der Arbeitswelt
KI hält Einzug in die Betriebe und kommt dabei an unterschiedlichen Stellen zum Einsatz. Die Beurteilung der Chancen und Risiken für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die menschengerechte Umsetzung sind besondere Herausforderungen, da sich KI-Anwendungen rasant weiterentwickeln und die Vielfalt der als KI einzuordnenden Technologien und Systeme groß ist.
Neben der Debatte um potentielle Arbeitsmarkteffekte sind daher zahlreiche arbeitsweltbezogene Fragen zu KI zu erforschen, die nach einem umfassenden Blick auf KI-Technologien verlangen. Dabei müssen digitale und ökologische Transformationsprozesse und Anforderungen einer nachhaltigen Umsetzung einbezogen werden.
Video: Forschung Konkret
Der BAuA-Wissenschaftler Dr. Lars Adolph beantwortet drei Fragen zu seinen Forschungstätigkeiten.
3 Fragen zum Thema "KI als Herausforderung für den Arbeitsschutz"
Herausforderungen durch KI
KI verändert Arbeitssysteme auf der Mikro-, Meso- und Makroebene. Dies betrifft sowohl Arbeitsaufgaben, -tätigkeiten, -abläufe und -organisation als auch neue Arbeitsmittel. Zu letzteren gehören z. B. kollaborative Robotik, selbstlernende Systeme, intelligente Schutzkleidung, Arbeitsassistenzsysteme und fahrerlose Transportsysteme. Angesichts solcher tiefgreifender Neuerungen gilt es, die Rollenverteilung und das Zusammenspiel von Mensch und (KI-gestütztem) Arbeitsmittel menschengerecht zu gestalten.
Infolge der Nutzung von KI in der Arbeitswelt können neue oder verstärkte Belastungen für Beschäftigte auftreten - z. B. steigende Arbeitsintensität, Zunahme repetitiver Arbeit und Disqualifizierung, aber auch geringere Transparenz technischer Systeme und zunehmende Komplexität, höhere Technikabhängigkeit und damit verbundene geringere Kontrolle sowie die Gefahr sozialer Isolation. Entsprechend müssen die Kriterien des Arbeits- und Gesundheitsschutzes geprüft, angepasst und weiterentwickelt werden, um mit den Innovationen im KI-Bereich schritthalten zu können. Diese machen entsprechende Anpassungen ggf. auch in der Regulierung erforderlich. Mit Blick auf lernende und sich im Betrieb verändernde KI-Technologien ergeben sich zusätzliche Herausforderungen für die Risikobeurteilung und präventive Beurteilung von Gefährdungen durch Maschinen und Tätigkeitsveränderungen.
Potenziale von KI
KI-Anwendungen können Beschäftigte aber auch sinnvoll unterstützen und den Arbeits- und Gesundheitsschutz stärken. Schon heute können kognitive Assistenzsysteme über Belastungen und Beanspruchungen informieren und so das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten positiv beeinflussen. Körpersensornetzwerke können dank KI die Messung der physischen Beanspruchung verbessern. Schon bald sollen KI-basierte Bildauswertungsverfahren bei der Erkennung und Klassifizierung mikroskopischer Gefahrstoffe helfen. Bei guter Gestaltung können KI-Technologien eine Entlastung bei repetitiven Aufgaben bieten. Grundsätzlich ist es möglich, KI Systeme transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Neue Chancen eröffnen sich auch insbesondere für die inklusionsförderliche Gestaltung von Arbeit durch individuelle Unterstützungsmöglichkeiten.
Wir haben in diversen Forschungsprojekten verschiedene Fragestellungen im Zusammenhang mit KI aufgegriffen, z. B. in den Bereichen Industrie 4.0, Ambient Intelligence oder Data Mining. Weitere Forschungsprojekte rund um KI laufen derzeit noch. Ausgewählte Themen, zu denen wir mit Blick auf KI aktuell forschen, sind im Folgenden dargestellt.
Die Ausgabe 03/2023 der baua: Aktuell beschäftigt im Schwerpunkt mit dem Thema "Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt". Weitere Themen: BAuA-Projekt "FlexAbility", das Teams bei der Zusammenarbeit im Homeoffice unterstützt; Portfolio des BAuA-Forschungsdatenzentrums; neue DASA-Sonderausstellung "Bioinspiration".
baua: Aktuell - Ausgabe 3/2023