Eine junge Frau liegt erschöpft auf der Rückenlehne einer Couch
Frauengesundheit

Regelschmerzen: Was Sie darüber wissen müssen – und was dagegen hilft

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Medizinjournalistin, Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Madeleine Zinser (Ärztin, Content Fleet GmbH)

Fast jede Frau kennt sie: Regelschmerzen. Und trotzdem ist der Gedanke noch immer weit verbreitet, jemand mit Menstruationsschmerzen wolle sich nur vor dem Sportunterricht drücken oder einfach mal einen Tag blau machen. Dabei sind die Beschwerden während der Regelblutung eines der häufigsten Probleme, die in frauenärztlichen Praxen angesprochen werden. 

Was sind Regelschmerzen?

Bis zu 80 Prozent der Menstruierenden sind Untersuchungen zufolge von Regelschmerzen betroffen. 

Die Schmerzen, die kurz vor oder während der Menstruation im Unterleib auftreten, können bis in den Rücken und die Beine ausstrahlen. Teilweise gehen sie mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Kopfweh einher. Im Schnitt sind die Beschwerden bei einer von zehn Betroffenen in den ersten Tagen des Zyklus so heftig, dass an einen normalen Alltag nicht zu denken ist. 

Fachleute unterscheiden zwischen:

  • Schmerzen, die ohne sonstige körperliche Ursache auftreten, auch primäre Regelschmerzen genannt, und 
  • Schmerzen, die von bestimmten Erkrankungen verursacht werden, auch sekundäre Regelschmerzen genannt. Dazu gehören etwa eine Endometriose, harmlose Schleimhautgewächse (Polypen) oder gutartige Wucherungen in der Muskulatur der Gebärmutter (Myome).

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Regelschmerzen: Kein Grund zum Schämen

Die gute Nachricht: Niemand muss leiden. Regelschmerzen lassen sich meist gut behandeln, etwa mit Schmerzmitteln oder indem man die zugrundeliegende Krankheit therapiert. Wir können Schmerzen aber auch durch unsere Einstellung beeinflussen, betont die Hamburger Gynäkologin und Autorin des Buches „Mein PMS und ich“ Dr. Mirjam Wagner. 

„Je nachdem, wie wir zu unserem Körper eingestellt sind, verändert sich unser Empfinden.“ Leider sei bis heute vieles vom Bauchnabel abwärts noch immer ein Tabuthema. Die Scham, die immer noch mit der Menstruation einhergeht, kann aus Wagners Sicht Schmerzen triggern. „Ich würde mir wünschen, dass der weibliche Zyklus nicht länger als peinlich und unangenehm wahrgenommen wird, sondern als etwas Gutes und Natürliches“, so die Expertin.

Sind starke Schmerzen während der Menstruation normal? 

In der Literatur gibt es keine eindeutige Definition, was „normale“ Regelschmerzen sind. „Aus meiner Sicht kann und darf man die krampfende Gebärmutter in den ersten ein, zwei Tagen des Zyklus spüren, das ist völlig natürlich“, sagt Frauenärztin Mirjam Wagner und ergänzt: „Schmerzen, die den Alltag beeinflussen oder sogar behindern, sollte jedoch niemand haben.“ Menstruierende, auf die das zutrifft, lassen sich am besten ärztlich beraten. 

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Was tut bei Regelschmerzen weh?

Wenn sich in der Gebärmutterschleimhaut keine Eizelle eingenistet hat, wird sie ausgeschieden. Dafür zieht sich die Muskulatur zusammen – das Krampfen der Gebärmutter zu Beginn der Regelblutung ist also ein ganz natürlicher Vorgang. Auslöser für die Bewegungen der Gebärmutter sind sogenannte Prostaglandine, spezielle Gewebehormone. Die Prostaglandine selbst verstärken dazu die Schmerzwahrnehmung. 

Außerdem wird beim Krampfen oder Zusammenziehen der Muskulatur das Gewebe weniger durchblutet und schlechter mit Sauerstoff versorgt. Zusätzlich zieht die Gebärmutter an den Bändern, an denen sie im Unterleib aufgehängt ist. Alles zusammen kann die Menstruationsbeschwerden verursachen.

Was kann die Ursache für starke Regelschmerzen sein?

Auslöser für die Unterleibsschmerzen sind körpereigene Schmerz- und Entzündungsbotenstoffe wie Prostaglandine und Leukotriene. Teilweise senken diese Botenstoffe die Schmerzschwelle, sodass man Schmerzen früher und stärker wahrnimmt. Die Wirkung der Prostaglandine gehe aber noch darüber hinaus, betont die Expertin. „Sie steigern die Darmbewegungen, weshalb sich Periodenschmerzen mitunter wie Wehen anfühlen.“ 

Die Botenstoffe sind wahrscheinlich auch die Ursache für begleitende Beschwerden und Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerz. Im Körper von Frauen mit starken Schmerzen während der Menstruation hat man außerdem höhere Konzentrationen an Prostaglandinen gemessen, die Entzündungen begünstigen.

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Regelschmerzen, etwa wenn jemand viel Zucker isst, schlecht schläft oder sich wenig bewegt. Auch bei Stress empfindet man Schmerzen stärker.

Frau hält sich ihren schmerzenden Bauch.

Manchmal verschlimmert unser Lebensstil die Regelschmerzen – zum Beispiel wenn wir sehr gestresst sind, wenig schlafen oder viel rotes Fleisch und Industriezucker essen.

„Schwierigkeiten in Beruf, Familie und Partnerschaft, die wir als psychosoziale Probleme zusammenfassen, begünstigen Schmerzen“, sagt Gynäkologin Wagner. „Besser, man geht sie an und holt sich Hilfe.“ Selbst Rauchen intensiviert Regelschmerzen, indem Nikotin eine gefäßverengende Wirkung hat – neben der Gefäßverengung, die die Schmerz- und Entzündungsbotenstoffe auslösen. 

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Wann sind Periodenschmerzen nicht mehr normal?

Menstruierende, die ihre Regel als auffällig erleben, sollten sich ärztlichen Rat einholen. Ein Tipp der Expertin Mirjam Wagner: „Sprechen Sie das Thema direkt zu Beginn Ihres Arzttermins an. Gegen Ende sind wir Ärztinnen und Ärzte sonst in der Bredouille, weil wir nur noch eine Minute Zeit für ein Problem haben, das eigentlich zehn Minuten Gespräch erfordert.“ 

Am besten sei es, ein Zyklus- und Schmerz-Tagebuch mitzubringen. Darin wird notiert, wann die Schmerzen auftreten und wie stark sie sind. Dazu ergänzt man Lebensstil und Verhaltensweisen: Hat man zwei Tafeln Schokolade gegessen, nur auf der Couch gelegen oder war spazieren? Das hilft den Fachleuten, zu erkennen, welche Faktoren die Unterleibsschmerzen eher verstärken oder positiv beeinflussen.

Gibt es auch Regelschmerzen ohne Regelblutung?

„Teilweise können Schmerzen und Blutung ein bis zwei Wochen zeitverzögert auftreten“, sagt Expertin Miriam Wagner. „Es gibt durchaus auch Betroffene, bei denen die Blutung ganz ausbleibt und die trotzdem so etwas wie Periodenschmerzen empfinden.“ Menstruationsbeschwerden verstärken sich oft in Phasen der hormonellen Umstellung, also während der Pubertät oder in den Wechseljahren.

Regelschmerzen: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Mit bestimmten Medikamenten, Hausmitteln und Lifestyle-Anpassungen können betroffene Frauen ihre Menstruationsbeschwerden und Symptome wie starke Regelschmerzen lindern.

Die Barmer testet in einer wissenschaftlichen Studie einen App-basierten Ansatz zur Schmerzlinderung.

Regelschmerzen sind gut behandelbar – mit Medikamenten, aber auch mit Wärme oder sanfter Bewegung.

Regelschmerzen sind gut behandelbar – mit Medikamenten, aber auch mit Wärme oder sanfter Bewegung.

Welche Tabletten helfen am besten bei Regelschmerzen?

Bestimmte Schmerztabletten, sogenannte Nichtsteroidale Antirheumatika, abgekürzt NSAR, wirken besonders gut gegen Menstruationsbeschwerden wie Regelschmerzen. Bekannte Wirkstoffe sind Ibuprofen und Naproxen. Sie sind ab zehn beziehungsweise ab zwölf Jahren zugelassen und damit auch für Jüngere geeignet. 

Die Tabletten vermindern die Bildung von Prostaglandinen im Körper und sie wirken anti-entzündlich. Man sollte sie allerdings nur ein paar Tage nehmen, da die Medikamente sonst Nebenwirkungen wie beispielsweise Magenbeschwerden verursachen können. Der Wirkstoff Butylscopolamin, besser als Buscopan bekannt, hilft ebenfalls gut bei Unterleibsschmerzen, indem er die Muskulatur der Gebärmutter entspannt und die Krämpfe löst. Stärkere Schmerzmittel sollten Betroffene immer nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin einnehmen.

Pille gegen Regelschmerzen?

Auch mit der Pille oder einer Hormonspirale lassen sich Regelbeschwerden lindern. Die Hormonpräparate verhindern, dass sich die Gebärmutterschleimhaut höher aufbaut. Die Blutung und die Gebärmutterkrämpfe sind schwächer oder bleiben ganz aus. 

„Aus Studien wissen wir, dass es besser ist, hormonelle Verhütungsmittel wie Pille, Verhütungspflaster oder Vaginalring durchgehend anzuwenden, statt wie sonst üblich nach drei Wochen eine einwöchige ‘Pillenpause‘ einzulegen“, empfiehlt Zyklus-Expertin Mirjam Wagner. 

Allerdings können hormonelle Verhütungsmittel ernstzunehmende Nebenwirkungen haben: Sie erhöhen das Risiko für Thrombosen, auch wenn diese in Zahlen betrachtet nur selten auftreten. Sie greifen in die natürlichen hormonellen Abläufe ein und können beispielsweise unregelmäßige Blutungen verursachen. Und wahrscheinlich sind solche Verhütungsmittel auch manchmal Auslöser für Kopfschmerzen und Übelkeit. 

Welche Hausmittel wirken gut bei Regelschmerzen?

Viele Frauen nutzen die entspannende Wirkung von Wärme, als Wärmepflaster, warmes Bad oder Wärmflasche. Frauenärztin Wagner hat weitere Tipps: „Ich empfehle gern eine anti-entzündliche Ernährung mit Ballaststoffen und Lebensmitteln, die das Darmmikrobiom unterstützen, zum Beispiel fermentierte Lebensmittel oder geschrotete Leinsamen.“ Dagegen rät die Expertin, auf rotes Fleisch und Industriezucker während der Regel möglichst zu verzichten.

Persönliche Tipps der PMS-Expertin und Frauenärztin Dr. Mirjam Wagner bei Regelschmerzen

„Meine Wunderwaffe ist Ingwer. Mich fasziniert, wie gut er Schmerzen und Stimmungsschwankungen entgegenwirkt. Dafür koche ich ein daumengroßes Stück Ingwer maximal eine halbe Stunde in einem Liter Wasser aus und gebe nach dem Abkühlen etwas Zitrone und einen Löffel Honig dazu. 

Ein anderer Tipp ist Magnesium: Etwa zehn Tage vor meiner Periode beginne ich täglich 400 Milligramm Magnesium einzunehmen. Man kennt die krampflösende Wirkung aus dem Sport oder der Geburtshilfe, um verfrühte Wehen zu stoppen. Auch für Periodenschmerzen wurde sie vor ein paar Jahren beschrieben. Gute Erfahrungen mache ich mit ätherischen Ölen, beispielsweise Lavendel- oder Zirbenöl, das man an den Handgelenken aufträgt oder als Raumduft nutzt.“

Hilft Bewegung gegen Regelschmerzen?

Mit einer dicken Decke auf dem Sofa verkriechen? Lieber nicht. Körperliche Bewegung tut bei Schmerzen gut, das weiß man heute aus vielen Studien. Regelmäßige und moderate Bewegung kann die Blutspiegel von Botenstoffen wie Prostaglandine senken, die ansonsten Entzündung und Schmerz befeuern. Außerdem lenkt Sport ab und kann so dazu beitragen, dass beispielsweise Regelschmerzen weniger stark empfunden werden. Je nachdem, wie intensiv man sich bewegt, schüttet der Körper Endorphine aus, die schmerzlindernd wirken. Bei der Gesamtdauer der Bewegung rät Frauenärztin Wagner, sich an die Empfehlungen der WHO zu halten: „Versuchen Sie, pro Woche 150 Minuten aktiv zu sein.“ 

Helfen Akupunktur, Homöopathie oder andere pflanzliche Wirkstoffe gegen Regelschmerzen?

Für viele Methoden aus der Komplementärmedizin und für die meisten Pflanzenstoffe fehlen wissenschaftliche Nachweise oder die Studienlage ist uneinheitlich. Bessere Daten gibt es zu verschiedenen Entspannungsmethoden: Weil Stress Regelschmerzen verstärkt, wirken autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson schmerzlindernd. 

Die zehn besten Tipps gegen Regelschmerzen 

  1. Eine ausgewogene Ernährung vor allem mit frischem Gemüse und Ballaststoffen unterstützt den Körper bei seinen Aufgaben. Ein sparsamer Umgang mit Zucker und Lebensmitteln aus schnell verdaulichen Kohlenhydraten kann Schmerzen im Allgemeinen positiv beeinflussen und daher auch bei Regelschmerzen hilfreich sein und die Symptome lindern. 
  2. Achten Sie auf ein normales Gewicht. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können Regelschmerzen begünstigen. Schlanke Frauen haben weniger Regelschmerzen, vermutlich, weil im Fettgewebe vermehrt Östrogene gebildet werden, die ihrerseits die Gebärmutterschleimhaut anregen, sich aufzubauen.
  3. Werden Sie körperlich aktiv. Bewegung einschließlich moderater Aktivitäten wie ein Spaziergang können Regelschmerzen vorbeugen und lindern.
  4. Auch körperliche Entspannung und Stretching wie etwa beim Yoga oder Pilates kann gegen Regelschmerzen helfen.
  5. Gönnen Sie auch Ihrem Geist Ruhe. Denn Stress und Probleme, die Sie psychisch belasten, können Schmerzen verstärken.
  6. Schlafen Sie ausreichend. Bei Schlafmangel reagieren Hirnbereiche stärker, die für die Schmerzwahrnehmung wichtig sind.
  7. Hören Sie auf zu rauchen. Nikotin verengt die Gefäße, was Periodenschmerzen verstärken kann.
  8. Lassen Sie sich bei Beschwerden von Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin frühzeitig beraten. Regelschmerzen lassen sich gut behandeln.
  9. Nutzen Sie bei Bedarf und nach ärztlicher Beratung geeignete Schmerzmittel: Diese können Regelbeschwerden lindern. 
  10. Erkundigen Sie sich bei Bedarf nach einer Schmerztherapie. Damit lassen sich chronische Schmerzen vermeiden.

Literatur und weiterführende Informationen

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