- Was ist eine Hormontherapie bei Krebs?
- Wann kommt eine Hormontherapie bei Krebs in Frage?
- Hormonempfindlichkeit des Tumors bestimmen
- Hormontherapie bei Brustkrebs
- Hormontherapie bei Prostatakrebs
- Ablauf einer Hormontherapie bei Krebs
- Wir lange hält die Hormontherapie?
- Wie hängen Hormone und Krebs zusammen?
- Welche Komplikationen können auftreten?
- Mögliche Nebenwirkungen für männliche Patienten
- Mögliche Nebenwirkungen für weibliche Patientinnen
- Umgang mit Nebenwirkungen der (Anti)Hormontherapie
Auch wenn es so klingen mag: eine Hormontherapie bei Krebs bedeutet nicht die Verabreichung von zusätzlichen Hormonen, sondern dass körpereigene Hormone ihre Wirkung verlieren. Es handelt sich also um eine Antihormontherapie.
Bei einigen Krebsarten ist das Wachstum der Tumoren von ganz bestimmten Hormonen abhängig. Die Antihormontherapie (oder auch „endokrine Therapie“) nutzt diese Abhängigkeit. Diese gezielte Unterdrückung der Hormonproduktion verlangsamt das Wachstum und die Ausbreitung der Tumoren. Als alleinige Therapie kann sie eine Krebserkrankung allerdings nicht heilen. Die Antihormontherapie kann aber die Behandlung ergänzen und so unter anderem das Rückfallrisiko für erfolgreich behandelte Krebspatienten reduzieren. Wann der Einsatz einer Hormontherapie sinnvoll ist, wie sie abläuft und welche Nebenwirkungen sie haben kann, lesen Sie in diesem Artikel.
Was ist eine Hormontherapie bei Krebs?
Bei einer (Anti)Hormontherapie werden dem Körper eigene Hormone entzogen. Dieser Hormonentzug stoppt das Signal zum Wachstum der Krebszellen oder hindert den Tumor an der übermäßigen Eigenproduktion von Hormonen. Für einen Hormonentzug gibt es verschiedene Therapieansätze:
- Eine Möglichkeit ist die operative Entfernung der Drüsen, die normalerweise für die Hormonproduktion zuständig sind, zum Beispiel die Eierstöcke bei Eierstockkrebs.
- Alternativ kann die Gabe von Medikamenten die Hormonproduktion gezielt stoppen.
- Eine weitere Möglichkeit sind Medikamente, die nicht die Produktion der Hormone stoppen, sondern dafür sorgen, dass der Rezeptor der Krebszelle die Sprache des Hormons nicht mehr verstehen kann. Auch wenn die Hormone noch existieren, kann die Zelle dann das Signal zum Wachstum nicht mehr empfangen.
Die Antihormontherapie wirkt im gesamten Körper und bekämpft die Tumorzellen. Verglichen mit einer Chemotherapie oder Strahlentherapie schädigt sie dabei aber keine gesunden Zellen. Dennoch bedeutet der Eingriff in den Hormonhaushalt eine Belastung für den Körper, die nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen möglich ist. Die Antihormontherapie kann sich zum Beispiel auf die Fruchtbarkeit und die sexuelle Lust auswirken, was viele Patienten als belastend empfinden.
Wann kommt eine Hormontherapie bei Krebs in Frage?
Am häufigsten ist die Antihormontherapie bei Krebserkrankungen, deren Tumoren von Östrogenen, Gestagenen und Androgenen abhängig sind. Dabei handelt es sich um Geschlechtshormone, die größtenteils in den Eierstöcken und den Hoden entstehen.
Östrogen zählt zusammen mit Progesteron zu den bekanntesten weiblichen Geschlechtshormonen. Testosteron zählt zu den Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen. Hormone steuern zum Beispiel in der Pubertät des Menschen die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale. Wenn die Krebszellen eines Tumors von diesen Hormonen abhängig sind, kommt theoretisch eine Antihormontherapie für die Erkrankten in Frage.
Bei Brustkrebs (Mammakarzinom) und Prostatakrebs (Prostatakarzinom) wachsen die Tumoren meistens in starker Abhängigkeit von den Geschlechtshormonen. Bei Brustkrebs sind bei drei von vier Frauen die Tumoren hormonabhängig. Bei Prostatakrebs sind zu Beginn der Erkrankung alle Tumoren betroffen.
Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), Gebärmutterkrebs und andere gynäkologische Krebsarten haben ebenfalls häufig hormonabhängige Tumoren. Allerdings ist ihre Hormonempfindlichkeit meistens so gering, dass der Einsatz einer Hormontherapie eher selten ist.
Hormonempfindlichkeit des Tumors bestimmen
Ein hormonabhängiger Tumor bedeutet nicht immer, dass eine Hormontherapie erfolgen muss. Man kann zunächst untersuchen, wie abhängig das Gewebe der Krebszelle von den Hormonen ist: die Hormonempfindlichkeit der Zelle. Je höher sie ist, desto größer kann wiederrum der Effekt durch den Hormonentzug sein.
Bei einer geringen Hormonempfindlichkeit können die Nebenwirkungen und Risiken einer Antihormontherapie den Nutzen überwiegen. Die Therapieplanung muss also die Hormonempfindlichkeit des Tumors berücksichtigen. Bei Brustkrebs und Prostatakrebs überwiegt der Nutzen einer Antihormontherapie in den meisten Fällen.
Hormontherapie bei Brustkrebs
Wenn bei einer Brustkrebserkrankung der Tumor hormonabhängig (Hormonrezeptor-positiv) ist, bedeutet das, dass er abhängig von den Hormonen Östrogen oder Progesteron wächst.
- In vielen Fällen ist hier zunächst die operative Therapie eine Möglichkeit. Dabei versuchen die Operateure so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen. Eine Chemo-, Antikörper- oder Strahlentherapie sind weitere Möglichkeiten der Krebstherapie bei Brustkrebs.
- Die Hormontherapie ist meistens eine ergänzende (adjuvante) Therapie. Wenn nach einer erfolgreich abgeschlossenen Chemo- oder Strahlentherapie noch vereinzelte Krebszellen im Körper verblieben sein könnten, kann die Antihormontherapie das Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) verringern.
- Auch bei fortgeschrittenen Stadien von Brustkrebs kann man Antihormone einsetzen. In diesem Fall hat die Hormontherapie das Ziel, das Wachstum der im Körper verbreiteten Tumoren (Metastasen) zu verlangsamen oder aufzuhalten.
Der weibliche Körper produziert mit fortschreitendem Alter und besonders nach den Wechseljahren eine geringere Menge weiblicher Geschlechtshormone. Dies kann bedeuten, dass sich weniger Hormone auf das Tumorwachstum auswirken. Alter und Hormonspiegel der Patientin können also die Entscheidung für oder gegen eine antihormonelle Therapie beeinflussen.
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Hormontherapie bei Prostatakrebs
Bei einer Prostatakrebserkrankung sind die Tumoren anfangs immer hormonabhängig. Es wird zwar eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Tumor entnommen um die Diagnose zu sichern, aber dabei ist keine Bestimmung der Hormonabhängigkeit notwendig.
Die Antihormontherapie (Androgendeprivationstherapie) unterbindet die Produktion von Androgenen wie zum Beispiel Testosteron im Körper. Dieses Geschlechtshormon sorgt bei fast allen Erkrankten für das Wachstum der Prostatatumoren. Die Wahl der Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen der allgemeine Gesundheitszustand und das Alter des Patienten, das Stadium der Erkrankung sowie die sogenannte Tumoraktivität (Gleason Score).
- Wenn ein Prostatakarzinom noch keine weiteren Tumoren im Körper (Metastasen) gebildet hat, ist die Operation meist die Standardtherapie. Dabei werden neben der Prostata auch die angrenzenden Lymphhabflusswege entfernt. Anschließend kann eine Hormontherapie in Erwägung gezogen werden. Eine Hormontherapie kann auch vorbereitend vor einer Strahlentherapie erfolgen (neoadjuvante Therapie).
- Häufiger ist aber der Einsatz bei einer fortgeschrittenen Erkrankung, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben. Durch die Hormontherapie lassen sich die weitere Verbreitung und das Wachstum der Metastasen ausbremsen. Die Therapie erfolgt dann häufig über einen längeren Zeitraum, meistens über Jahre hinweg.
- Wenn eine Chemo- oder Strahlentherapie eine zu hohe Belastung für den Betroffenen darstellen würde, kann man die Hormontherapie in wenigen Fällen auch allein einsetzen. In frühen Stadien der Erkrankung kann sich der Krebs dann bei vergleichbar geringen Nebenwirkungen nur langsam verbreiten. Eine Heilung ermöglicht die Antihormontherapie als alleinige Behandlung aber nicht.
Hormonabhängige Tumoren sprechen in der Regel zunächst sehr gut auf den Entzug der Hormone an. Mit der Zeit entwickeln sie aber häufig eine Resistenz gegen den Hormonentzug: Sie sind dann „hormontaub“. Wenn die Tumoren nicht mehr auf die Hormontherapie ansprechen, kommt in manchen Fällen alternativ eine Chemotherapie in Frage.
Ablauf einer Hormontherapie bei Krebs
Wenn feststeht, dass die Tumore hormonabhängig wachsen, beraten die behandelnden Onkologen die Erkrankten individuell. Dafür stimmen sich alle beteiligten Spezialisten in einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz ab und entwerfen für jeden Patienten einen individuellen Behandlungsplan.
Dieser entsteht in Abhängigkeit vom Stadium der Erkrankung, der Prognose, dem Alter der Patienten, Vorerkrankungen und diversen weiteren Faktoren. Ein Baustein dieses Behandlungsplans kann eine Antihormontherapie sein. In einer anschließenden Beratung besprechen Patienten und Behandler gemeinsam, ob eine Antihormontherapie erfolgen soll.
Müssen bei einer (Anti)Hormontherapie die Eierstöcke oder Hoden entfernt werden?
Heutzutage wird der Hormonentzug bei den meisten Patientinnen und Patienten durch Medikamente herbeigeführt. Diese gibt es entweder in Tablettenform, als Depotspritze oder als ein kleines Stäbchen-Implantat, das unter der Haut sitzt. Von dort gibt das Medikament nach und nach seine Wirkung frei. Die Entfernung der Eierstöcke oder Hoden als hormonbildende Drüsen ist mittlerweile oft nicht mehr nötig.
Wir lange hält die Hormontherapie?
Die Dauer einer Antihormontherapie hängt von der Art der Erkrankung und der gewünschten Wirkung ab. Wenn die Therapie zum Beispiel das Risiko für ein Wiederauftreten einer Brustkrebserkrankung reduzieren soll, wird sie über mehrere Jahre gegeben. Ebenso langfristig kann eine Hormontherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt werden, um in diesem Fall die weitere Ausbreitung der Erkrankung stark zu verlangsamen.
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Wie hängen Hormone und Krebs zusammen?
Es gibt viele verschiedene Hormone im Körper, die unterschiedliche Funktionen in Gang setzen. Hauptsächlich steuern sie Stoffwechselvorgänge, indem Informationen an Zellen transportiert werden. Dabei hat jede Zelle eine individuelle „Sprache“ mit einem dazu passenden Empfänger (Hormonrezeptor). Nur wenn ein Hormon die gleiche Sprache wie die Zelle spricht und diese den passenden Rezeptor besitzt, kann die Zelle die Information des Hormons empfangen und darauf reagieren. Hormone lösen auf diese Weise zum Beispiel das Wachstum gesunder Zellen aus.
Wenn die Zellen eines Krebstumors die Sprache eines Hormons verstehen, kann das Hormon sein Signal zum Wachstum auch an eine dieser Krebszellen weiterleiten. Der Tumor kann dann wachsen oder sich weiter ausbreiten. Ob die Zellen eines Tumors hormonabhängig (Hormonrezeptor-positiv) oder unbeeinflusst von diesen Hormonen sind, können Tests an Gewebeproben zeigen.
Seltener sind sogenannte endokrine Tumoren, bei denen die Krebszellen selbst Hormone bilden. Diese zusätzlichen Hormone sind im Körper nicht vorgesehen. Sie sorgen für ein hormonelles Ungleichgewicht, das für betroffene Menschen häufig zu starken Beschwerden führt.
Welche Komplikationen können auftreten?
Die Therapie ist ein Eingriff in den Hormonhaushalt. Für die meisten Betroffenen ist der Entzug von natürlichen Hormonen eine Belastung. Denn egal welche Funktion das unterdrückte Hormon im Körper gesteuert hat, ist diese nicht nur an der Krebszelle, sondern auch an den gesunden Zellen unterdrückt. Je nach Krebsform, Hormonart und Therapieform variieren die Nebenwirkungen und Risiken für Betroffene daher sehr.
Mögliche Nebenwirkungen für männliche Patienten
Der Entzug der Geschlechtshormone bedeutet bei den meisten männlichen Patienten langfristig den Verlust des sexuellen Interesses. Durch den geringen Testosteronspiegel erleben fast alle Betroffenen außerdem das Ausbleiben einer Erektionsfähigkeit (erektile Dysfunktion). Seltenere Nebenwirkungen sind Hitzewallungen, Brustschmerzen aufgrund von wachsenden Brustdrüsen, Blutarmut, Gewichtszunahme und Muskelabbau. Auch ein erhöhtes Risiko für „Knochenschwund“ (Osteoporose) kann eine Folge des veränderten Hormonspiegels sein.
Bei fast allen Männern ist der Verlust der Zeugungsfähigkeit eine Nebenwirkung des Hormonentzugs. Patienten mit einem Kinderwunsch sollten daher vor Beginn der Therapie mit ihren Ärzten die Möglichkeit besprechen, Spermien einfrieren zu lassen. Weitere Informationen zum Thema „Kinderwunsch nach Krebs“ finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdiensts.
Mögliche Nebenwirkungen für weibliche Patientinnen
Weibliche Patientinnen, die im Rahmen einer Brustkrebserkrankung eine antihormonelle Therapie erhalten, können durch diese die gleichen Beschwerden erleben wie in den Wechseljahren (Klimakterium). Hierzu gehören Hitzewallungen, Schlafstörungen, die Abnahme des sexuellen Interesses und möglicherweise eine Auswirkung auf die Dichte der Knochen.
Der Einsatz einer bestimmten Antihormontherapie, nämlich die Gabe von Aromatasehemmern führt außerdem häufig zu Gelenk- und Muskelbeschwerden sowie zu trockenen Schleimhäuten.
Das Ausbleiben des Eisprungs und der Regelblutung führt zur Unfruchtbarkeit und ist bei fast allen Betroffenen eine Nebenwirkung der Therapie. Vor Beginn der Behandlung können Onkologen nicht abschätzen, ob der monatliche Zyklus nach dem Abschluss der Hormontherapie wieder einsetzt.
Häufig kehrt die Fruchtbarkeit nicht zurück. Patientinnen sollten einen eventuellen Kinderwunsch daher vor Therapiebeginn mit ihren Behandlern besprechen. Weitere Informationen zum Thema „Kinderwunsch nach Krebs“ finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdiensts.
Eine Ausnahme bildet die Hormontherapie mit dem Wirkstoff Tamoxifen. Ob eine Behandlung mit diesem Wirkstoff in Frage kommt und was dabei zu beachten ist können Patientinnen in ihrer onkologischen Beratung erfahren.
Anders als beim natürlichen Prozess der Wechseljahre tritt die hormonelle Veränderung durch die Gabe der Medikamente sehr plötzlich ein. Das kann für Patientinnen besonders zu Anfang der Therapie deutlicher und stärker spürbar sein. Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, ist allerdings von Patientin zu Patientin sehr unterschiedlich.
Umgang mit Nebenwirkungen der (Anti)Hormontherapie
Einige Nebenwirkungen der Hormontherapie sind im Allgemeinen gut behandelbar. Häufig können betroffene Menschen diese selbst positiv beeinflussen. Eine gute körperliche Fitness und eine ausgewogene Ernährung sind eine hilfreiche Grundlage, damit der Körper so gut wie möglich mit der hormonellen Umstellung umgehen kann.
Welche Möglichkeiten es zur Linderung von Nebenwirkungen gibt, können Betroffene mit den behandelnden Onkologen besprechen. Die Website des Krebsinformationsdienstes bietet außerdem weiterführende Informationen zum Umgang mit Nebenwirkungen von Krebstherapien.
Nebenwirkungen einer antihormonellen Therapie bei Krebs gelten als vergleichsweise gering. Wenn eine Therapie über eine längere Zeit angewendet wird, müssen Patienten und Ärzte die Nebenwirkungen aber auch in Hinblick auf die Therapiedauer betrachten.
Dabei steht vor allem die Lebensqualität der Betroffenen im Fokus. Es ist wichtig, dass Menschen, die eine Antihormontherapie erhalten, ihr Gefühl für den Nutzen der Therapie und die damit verbundenen Belastungen jederzeit offen mit den Behandelnden besprechen können.
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