Kaiserschnitt

Ärzte beim Kaiserschnitt in einem OP
Bildnachweis: istock.com / AngelIce

Werden zu viele Kaiserschnitte gemacht?

Der Kaiserschnittrate liegt in Deutschland zurzeit bei über 31 Prozent, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wäre ein Kaiserschnitt aber nur bei jeder achten Entbindung wirklich sinnvoll. Für die Kliniken ist diese Geburtsmethode in jedem Fall kontrollier- und planbarer, weniger zeitaufwändig und definitiv lukrativer. Für einen Kaiserschnitt zahlen die Krankenkassen je nach Abrechnungsmodus mehr als das Doppelte wie für eine herkömmliche Geburt.
Doch dies ist nicht der einzige Grund für die hohe Kaiserschnittrate. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr Risikogeburten zum Beispiel durch ein höheres Alter der Mutter, zunehmendes Übergewicht oder mehr Zwillingsgeburten durch künstliche Befruchtung.

Warum benötigt man einen Kaiserschnitt?

Einige Frauen wissen, dass sie einen Kaiserschnitt benötigen werden, noch bevor sie in den Wehen liegen. In den anderen Fällen wird während der Entbindung entschieden, ob ein Kaiserschnitt durchgeführt wird.

Einige Umstände, die einen geplanten Kaiserschnitt erfordern, sind:
  • Das Baby liegt in der Steißlage (mit dem Po zuerst; in Deutschland gibt es aber zunehmend mehr spontane Steißgeburten) oder quer oder hat eine Erkrankung oder Abnormität.
  • Es sind drei oder mehr Babys.
  • Die Mutter hat eine Herpeserstinfektion im Genitalbereich, sodass ein vaginal geborenes Baby sich anstecken könnte.
  • Die Mutter hat eine Plazenta praevia (wenn die Plazenta so tief in der Gebärmutter sitzt, dass sie den Ausgang für das Baby versperrt).
  • Die Präeklampsie der Mutter verschlimmert sich zusehends, so dass eine sofortige Entbindung nötig ist.
  • In der Vergangenheit der Mutter gab es Gebärmutteroperationen oder häufig Kaiserschnitte.
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Frauen haben aus verschiedenen Gründen eine operative Entbindung, die da sind:
  • Babys Herztöne werden auffällig. Das heißt: Eine „unregelmäßige Herzfrequenz“ ist normal. Wenn das Herz aber ganz gleichmäßig mit immer derselben Frequenz schlägt, ist dies auffällig und möglicherweise auch ein Grund für einen Kaiserschnitt.
  • Die Nabelschnur hat sich um Babys Hals gewickelt. Bei einer normalen Geburt könnte das Baby von der Nabelschnur stranguliert werden.
  • Die Nabelschnur rutscht vor dem Baby heraus durch den Muttermund, dadurch kann sie sich gefährlich zusammendrücken und somit die Sauerstoffzufuhr abschneiden.
  • Die Plazenta hat sich vorzeitig abgelöst.
  • Das Baby rutscht nicht in den Geburtskanal, weil der Muttermund sich nicht weiter dehnt, das Kind zu groß ist oder das Becken zu klein.

Was passiert während eines Kaiserschnitts?

Bei diesem Vorgang macht der/die Arzt/Ärztin einen Einschnitt in Bauch und Gebärmutter der Frau und bringt das Baby so zur Welt.

Normalerweise kann Ihr Ehemann oder Partner während der Vorbereitung und der Geburt bei Ihnen sein. Nur in dem seltenen Fall, dass Ihr Kaiserschnitt ein echter Notfall ist oder Sie eine Vollnarkose benötigen, wird Ihr Partner gebeten zu gehen. Die meisten Kaiserschnittgeburten werden mit einer Epidural- oder Spinalanästhesie („Rückenmarksnarkose“) durchgeführt. So bleiben Sie wach und können Ihr Baby unmittelbar nach der Geburt sehen.

Nach dem Legen des Rückenmarkkatheters wird anschließend auch ein Harnblasenkatheter gelegt, damit die Harnblase leer ist, denn diese liegt sonst vor der Gebärmutter und ist im Weg. Über einen Tropf können Schmerzmittel gegeben werden, sollte dies nötig werden.

Wenn Sie vollständig betäubt sind, wird Ihr/e Arzt/Ärztin einen dünnen, horizontalen Einschnitt in Ihre Haut oberhalb des Schambeins (auch Bikinischnitt genannt) und dann einen zweiten in dem unteren Bereich Ihrer Gebärmutter machen. Ihr Baby wird herausgehoben. Es dauert nur ein paar Minuten. Ihr Baby wird schnell von dem Kinderarzt untersucht und Ihnen dann gezeigt. Wenn Ihr Baby sehr klein ist oder es ihm nicht gut geht, wird es sofort auf eine spezielle Neugeborenenstation gebracht. Andernfalls kann Ihr Partner Ihr Baby halten, während die Plazenta entfernt wird und Sie genäht werden. Insgesamt dauert der Kaiserschnitt ca. 30 Minuten.

Heutzutage machen die meisten Kliniken den sogenannten „sanften“ Kaiserschnitt nach Misgav-Ladach, dabei wird nur noch das Nötigste geschnitten: die Haut und der Gebärmuttermuskel. Der Rest wird aufgedehnt bzw gerissen. Das legt sich je nach Gewebeart von allein wieder aneinander und heilt auch ohne Naht, wie z.B. die Bauchmuskulatur oder das Bauchfell.

Ist alles getan, werden Sie normalerweise in einen Nebenraum gebracht, wo Ihnen Ihre Hebamme dabei hilft, Ihr Baby zu stillen. Sie werden es angenehmer finden, wenn Sie beide auf einer Seite liegen und sich ansehen können. Es braucht einige Zeit, bis Sie eine bequeme Stillposition gefunden haben, aber geben Sie nicht auf, es wird immer leichter werden.

Kann ich meine Chancen auf einen Kaiserschnitt verringern?

Viele Kaiserschnitte retten das Leben von Mutter oder Kind oder auch von beiden. Deshalb sollten nicht alle vermieden werden. Dennoch gibt es einige Dinge, die es Ihnen ermöglichen, die Gefahr eines Kaiserschnitts zu verringern.

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Diese sind:
  • Achten Sie während der gesamten Schwangerschaft gut auf sich, ernähren Sie sich gesund, machen Sie Schwangerschaftsgymnastik und gönnen Sie sich viel Ruhe. Wenn die Geburtswehen dann einsetzen, befinden Sie sich im optimalen Zustand.
  • Erkundigen Sie sich, wie hoch die Anzahl der operativen Eingriffe in Ihrer Umgebung sind. Können Sie auf mehrere Krankenhäuser zurückgreifen, erkundigen Sie sich über die Kaiserschnittraten jedes einzelnen und vergleichen Sie diese miteinander.
  • Lassen Sie sich durch eine Hebamme betreuen, da Frauen mit einer kontinuierlichen Hebammenbegleitung bei der Geburt seltener invasiv-medizinische Hilfe benötigen. Informieren Sie sich, ob es in Ihrer Nähe Geburtsbegleitung oder Beleggeburten gibt.
  • Behalten Sie während der Wehen so lang wie möglich eine aufrechte Position. Gehen und Stehen kann den Prozess beschleunigen und Kontraktionen stärker, länger und wirksamer machen. Nur Sitzen, eher noch als Liegen, kann die Länge der Wehen erheblich verkürzen.
  • Nehmen Sie viel Flüssigkeit während der Wehen zu sich, um ein Austrocknen zu verhindern. Einige Experten schlagen auch vor, häufiger kleine Mengen während der Wehen zu essen, um Ihren Energielevel hochzuhalten.

Mein erstes Kind kam per Kaiserschnitt zur Welt. Kann ich mein zweites vaginal gebären?

Eine operative Entbindung gehabt zu haben, bedeutet nicht (was früher so war), dass Sie zukünftig Ihre Kinder nur per Kaiserschnitt zu Welt bringen können. Um die 70 Prozent der Frauen versuchen es mit einer Vaginalgeburt nach einem Kaiserschnitt (VBAC) und sind erfolgreich. Horizontale Gebärmutterschnitte haben das Risiko eines zukünftigen Uterus-Risses vermindert.
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