Unsere Hilfe in der Ukraine
Die aktuelle Situation in der Ukraine
Besonders in der Nähe der Front ist der Druck auf die Gesundheitseinrichtungen groß: Es fehlt an medizinischer Hilfe. Viele Krankenhäuser und Kliniken in der Nähe der Konfliktgebiete im Süden und im Osten der Ukraine sind entweder völlig zerstört oder teilweise beschädigt. Spezialist*innen haben ihre Heimat verlassen. Es mangelt an Betten, vor allem wenn zusätzlich zu Patient*innen mit chronischen Krankheiten, Herzinfarkten oder Schlaganfällen auch noch viele Verwundete eingeliefert werden.
Um die Behandlung von Menschen nahe der Konfliktgebiete sicherzustellen, verlegen wir Patient*innen mit Krankenwagen in andere Kliniken und setzen auf die Arbeit mobiler Teams. Besonders hoch ist der Bedarf an Krankentransporten nach schweren Raketenangriffen, wenn die Krankenhäuser mit der großen Zahl an Verletzten überfordert sind.
Weiterhin verletzen Granaten, Landminen und Explosionen tausende Menschen schwer. Der Krieg in der Ukraine hinterlässt Spuren an Leib und Seele der Menschen. Mit der Eskalation des Krieges im Februar 2022 sind Millionen Menschen geflohen, inzwischen sind viele aus Europa oder den westlichen Landesteilen in ihre Heimat zurückgekehrt.
Mit 370 Mitarbeitenden unterstützen wir die medizinische und psychologische Versorgung der Menschen in der Ukraine.
So helfen wir in der Ukraine
Kliniken unterstützen
Wir unterstützen Notaufnahmen, Intensivstationen und die Chirurgie von Krankenhäusern.
Krankentransporte organisieren
Wir evakuieren Patient*innen aus überlasteten Kliniken nahe der Front.
Physiotherapie anbieten
Wir bieten Physiotherapie an zur Rehabilitation von Kriegsverletzten und schulen dafür auch lokales Personal.
Erstversorgung und Beratung anbieten
Unsere mobilen Teams bieten medizinische und psychologische Erstversorgung und beraten zu Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft.
Medizinische Fachkräfte schulen
Wir trainieren medizinisches Personal im Umgang mit einer großen Zahl an Verletzten, die gleichzeitig eingeliefert werden.
Angebote für psychologische Betreuung schaffen
Wir betreuen Kriegsverletzte und verwundete Patient*innen psychologisch und schulen medizinisches Personal im Bereich psychische Gesundheit.
Medizinische Ausstattung bereitstellen
Wir liefern medizinische Hilfsgüter.
Das fordern wir
Zivile Infrastruktur, Wohngebiete und medizinische Einrichtungen werden in der Ukraine immer wieder beschossen. Mehrmals wurden unsere Teams Zeug*innen von Angriffen auf Krankenhäuser.
- Medizinische Einrichtungen dürfen kein Angriffsziel sein.
- Die Versorgung mit lebensrettenden Medikamenten und medizinischem Material muss ungehindert möglich sein.
- Menschen muss ein sicherer und ungehinderter Zugang zu unabhängiger humanitärer Hilfe gewährleistet werden.
Rehabilitation und Physiotherapie
Viele Kriegsverletzte brauchen frühzeitig eine postoperative Behandlung, um langfristige Folgen zu verhindern und die vollständige Genesung nicht unnötig zu verlängern. Deshalb bieten wir diesen Menschen Physiotherapie an und begleiten sie auf ihrem Weg zurück in die Selbstständigkeit. Im ersten Halbjahr 2024 konnten wir 180 Patient*innen im Rahmen von 2.321 Physiotherapie-Sitzungen in unserem Projekt in Cherkasy behandeln.
Ich bin auf eine Landmine getreten. Seitdem wurde ich sechs Mal operiert. Mein rechtes Bein wurde amputiert. Ich habe Nervenschäden im linken Arm. Ohne Physiotherapie wäre ich bewegungsunfähig.”
- Andri (27), Patient bei uns im Krankenhaus in Vinnytsia.
Solche schweren Verletzungen wirken sich auch auf die Psyche aus. Deshalb umfasst unsere Hilfe auch die psychologische Versorgung unserer Patient*innen.
Psychologische Hilfe
Bleibende Verletzungen, ständige Raketenangriffe, (sexualisierte) Gewalt, Flucht und Stress – die psychische Belastung im Krieg ist hoch. Diagnosen wie Posttraumatische Belastungsstörung und Burnout-Symptome nehmen zu. Psychologische Hilfe ist deshalb ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit in der Ukraine.
In Vinnytsia versorgen wir Menschen, die unter kriegsbedingten posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Wir haben dort ein Zentrum für psychische Gesundheit eröffnet - für Betroffene und ihr Umfeld. Unsere Spezialist*innen unterstützen die Menschen dabei, ihre Belastungen besser zu bewältigen sowie die Folgen von traumatischem Stress zu verringern.
Gleichzeitig schulen wir Ärzt*innen, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen in Partnerorganisationen und Gesundheitszentren, zu erkennen, wann sie Menschen überweisen sollten.
Krankentransporte ermöglichen sichere und spezialisierte Versorgung
Zwischen Januar und Juli 2024 verlegten wir mehr als 8.000 Patient*innen mit 17 Krankenwagen aus Gesundheitseinrichtungen in der Nähe der Fronten im Osten, Nordosten und Süden der Ukraine. Mehr als 15 Prozent von ihnen mussten mit Intensivtransportwagen in Intensivstationen gebracht werden. Unter ihnen waren 38 Kinder, das jüngste gerade einmal drei Jahre alt.
„Wir sind zutiefst beunruhigt über die verheerenden Auswirkungen der wiederholten Angriffe, auch auf zivile Gebiete“, sagt Christopher Stokes, unser Notfallkoordinator in der Ukraine. „Es kommen immer neue schwer verletzte Patient*innen hinzu. Unsere Ambulanzteams sorgen dafür, dass sie in Krankenhäuser gebracht werden, die auf die notwendigen Behandlungen spezialisiert sind. Aber da immer mehr Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt sind oder geschlossen werden und es immer wieder neue Angriffe gibt, wächst der Druck auf die verbleibenden Kliniken.”
Wenn jede Minute zählt: Notfallmedizin
Es gibt weiterhin eine hohe Zahl schwer kriegsverletzter Menschen: Wir arbeiten mit einem Triage, bei dem im Fall des gleichzeitigen Eintreffens vieler Verwundeter (mass casualty event) Patient*innen nach dem Schweregrad ihrer Verletzungen und den vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten eingeteilt werden.
Wenn die Menschen nicht zu uns kommen können, kommen unsere mobilen Teams zu ihnen.
Unsere mobilen Teams sind flexibel und schnell dort, wo sie gebraucht werden.
Ärzt*innen und Psycholog*innen unterstützen Patient*innen und Gemeinden psychologisch und medizinisch, um die Versorgung der Menschen aufrechtzuerhalten. Chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzkrankheiten und Epilepsie sind weit verbreitet - viele dieser Krankheiten können, wenn sie unkontrolliert bleiben, langfristige Folgen für die Gesundheit der Patient*innen haben und erfordern eine kontinuierliche Behandlung.
In den von den Kämpfen stark betroffenen Regionen wie Donezk, Cherson und Mykolajiw sind die meisten unserer Patient*innen ältere Menschen, die ihre Häuser nicht verlassen wollen oder können.
Zuletzt aktualisiert: 04. September 2024