Moon Music

Moon Music

Coldplay vereinen seit mehr als einem Vierteljahrhundert Stadionrock mit feinsinnigen Gefühlsschilderungen, und ihr zehntes Album beginnt mit einer grandiosen Ouvertüre, die die Hörer:innen auf ein erhebendes Erlebnis einstimmt. Doch der Titelsong von „Moon Music“ stellt die Erwartungen schnell auf den Kopf und löst sich in einer einfachen Klaviermelodie auf, die sich selbst bricht und ineinander verschachtelt, bis Leadsänger Chris Martin den Zauber beendet. „Once upon a time I tried to get myself together/Be more like the sky and welcome every kind of weather“ („Einmal versuchte ich, mich zusammenzureißen / Mehr wie der Himmel zu sein und jedes Wetter willkommen zu heißen“), sinniert Martin in einer singenden Kadenz. Er nimmt dabei seine Unsicherheiten und Schwächen auseinander, bis er schließlich fragt: „Is anyone out there? I just need a friend“ („Ist da draußen jemand? Ich brauche einfach einen Freund“), während die Instrumentalbegleitung sich schmelzend auflöst. Die Zurschaustellung von Verletzlichkeit ist ein verblüffender Auftakt, aber für den vielseitigen Martin fühlte sich diese Offenheit richtig an. Martin erzählt Zane Lowe von Apple Music: „Bei ‚MOON MUSiC‘ dachte ich mir: ‚Was wäre, wenn ich einfach wirklich erzählen würde, wie ich mich jeden Tag fühle?‘“ In dieser Phase ihrer Karriere, näher am Ende als am Anfang – mehr dazu gleich –, haben Coldplay den Zyklus durchbrochen: Statt sich den vorhersehbaren Album-Tour-Rhythmen zu unterwerfen, waren sie kontinuierlich auf Tournee, während sie neue Musik schufen und veröffentlichten. Die Band betrachtet „Moon Music“ als eine Fortsetzung von „Music of the Spheres“ aus dem Jahr 2021 und nicht als Beginn einer neuen Ära. „Ich mag diese Arbeitsweise, bei der man Alben nicht unbedingt mit Touren verknüpfen und sie als abgeschlossene Projekte betrachten muss“, sagt Bassist Guy Berryman. „Dieses Fließende in dem, was wir tun, ist schön.“ „Moon Music“ durchläuft wie der Mond selbst verschiedene Phasen, bleibt aber stets dem eingängigen, nachdenklichen Kern von Coldplay treu. Was zu einem Album passt, das größtenteils davon handelt, sich selbst treu zu bleiben. „JUPiTER“ ist eine Geschichte über Selbstakzeptanz, die Martin im Folkmodus eröffnet. Weitere Stimmen und Instrumente kommen hinzu, während die Titelfigur beginnt, sich in ihrer Haut wohl zu fühlen: „I love who I love“ („Ich liebe, wen ich liebe“), singen Martin und ein Chor im Wechsel im Refrain. Die Musik wird ekstatischer, je fröhlicher Jupiters Geschichte wird. Das wunderschön arrangierte „🌈“ enthält unterdessen eine Aufnahme der verstorbenen Maya Angelou, die das Spiritual „God Put a Rainbow in the Clouds“ singt. „Du musst all deine Farben und all die Farben anderer Menschen akzeptieren – buchstäblich und metaphorisch“, sagt Martin. „Wenn du all diese Farben akzeptierst, kannst du du selbst sein und dann kannst du auch alle anderen sie selbst sein lassen.“ Aus Coldplays und Martins Flirts mit der Tanzfläche gingen im Laufe der Jahre einige ihrer größten Hits hervor, und „Moon Music“ findet Inspiration und Erlösung in verschiedenen Epochen der Club-Musik. „AETERNA“ bringt die Band zurück zum Rave, mit seinen ausladenden Gitarren und galoppierenden Rhythmen, die Martins Aufforderung „Feel it flow“ umrahmen. Der Song „GOOD FEELiNGS“ im Duett mit der aufstrebenden nigerianischen Sängerin Ayra Starr taucht in den Disco-Sound ein. Und „feelslikeimfallinginlove“ erinnert an Coldplays größte Poptriumphe, mit einem mitreißenden Refrain, der durch die romantischen Gefühle befeuert wird, von denen Martin singt. Es wurde viel über Martins Äußerung spekuliert, dass Coldplay nach Album Nummer zwölf aufhören werden. „Durch dieses klare Limit ist die Qualitätskontrolle derzeit so hoch, dass es fast unmöglich erscheint, dass ein Song es schafft. Und das ist großartig“, erklärt er. Aber Martin möchte, dass ihre Hörer:innen „Moon Music“ als Ausdruck dessen erleben, wo seine Bandkollegen und er sich in diesem schwindelerregenden Moment befinden. „Es ist unser Manifest bzw. meine derzeitige Sicht der Dinge“, sagt Martin. „Es geht darum, wie man weitermacht, ohne aufzugeben, wie man die Realität akzeptiert, ohne vor ihr davonzulaufen, niemanden zu hassen – selbst inmitten all dieser schwierigen Emotionen. Und es war eine gemeinsame Sache mit Max Martin: Er hat dafür gesorgt, dass es wirklich gut ist.“

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