Everyone Loves You... Once You Leave Them

Everyone Loves You... Once You Leave Them

Es liegt eine Schwere in „Everyone Loves You… Once You Leave Them“, die einen härter trifft als die Screams, Growls und Riffs des siebten Albums von The Amity Affliction. „Es geht um meine seelische Gesundheit. Das ist ziemlich typisch, aber einiges ist diese Mal konkreter“, erläutert Songwriter und Sänger Joel Birch gegenüber Apple Music. „Ich bin auf diesem Album sehr frustriert.“ Die Themen der Metalcore-Band sind dunkel, manchmal geradezu unbehaglich. Das ist beabsichtigt. „Verdammte Gute-Laune-Musik für glückliche Leute gibt es überall“, so Birch. „Wer sich von unserer Musik angezogen fühlt, tut dies aus einem Grund.“ Hier erzählt Joel Birch die Geschichte hinter den Songs. Coffin „Ob du es glaubst oder nicht: Hier geht es um den Klimawandel und um Politiker. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas geschrieben habe. Man kann es auf ganz verschiedene Arten interpretieren, aber darum geht es: Als Mensch und Elternteil total frustriert zu sein von der Klimawandel-Debatte und davon, dass unser verdammtes politisches Establishment rein gar nichts gegen das aktuelle Problem tut.“ All My Friends Are Dead „Es ist mir schwergefallen, daran zu glauben, dass ich wirklich Rückhalt habe. In der Zeile ‚All your love has held this at bay‘ geht es um meine Frau und meine Familie und darum, gegen Selbstmordgedanken anzukämpfen. Ich hatte echt ein beschissenes Jahr. Ich war am Ende und dachte nicht, dass ich noch mal zu mir selbst komme. Ich leider unter einer Bipolar II-Störung, und während meiner depressiven Phasen fühle ich mich von allen entfremdet. Ich weiß nicht, wie ich darüber sprechen und richtig kommunizieren kann, wie es sich anfühlt. Dieser Song ist ein Versuch, genau das zu tun.“ Soak Me in Bleach „Ein Freund von mir hat sich umgebracht. Er war in der Band The Gifthorse, also haben wir [für das Album „Misery“] einen Song geschrieben, der nach seiner Band benannt war, und ich habe einige Textzeilen von ihm dafür verwendet. Diese eine Journalistin meinte: ,Ihr schlagt Profit aus seinem Tod’. Danach fühlte ich mich total entrechtet und enttäuscht. Also sage ich: ‚Okay, dann hilf mir, so anständig zu werden wie du. Wenn deine Absichten so verdammt gut und meine so zwielichtig und geldgierig sind, kipp von mir aus Bleichmittel über mich.‘“ All I Do Is Sink „Als wir in Belgien auf Tour waren, hing ich bis ungefähr 3 Uhr morgens mit einem Freund ab und wir schafften es gerade noch rechtzeitig zum Tourbus. Wir fuhren an den Kanälen vorbei, es war wunderschön. Der Vollmond stand am Himmel. Ich habe die Landschaft bewundert. Aber als ich wieder in meinem Etagenbett im Bus lag, dachte ich nur: ‚Ahhh.‘ Meistens steht das, was ich habe, nicht im Einklang damit, wie ich mich fühle. Es ist ein seltsamer Widerspruch, eher frustrierend als verwirrend. Es ist einfach nur beschissen.“ Baltimore Rain „Hier geht es darum, sich mit jemandem zu überwerfen, der stirbt, und dann so zu tun: ‚Oh Gott, wir waren beste Freunde, bla bla bla.‘ Die Beerdigung meines [bereits erwähnten] Freundes war schön. Bei der anschließenden Feier dachte ich: ‚Mann, was für eine Scheiße.‘ Die Hälfte der Leute kannte ihn kaum. All diese Menschen, mit denen er nicht mehr gesprochen hatte. Da fiel mir diese Zeile ein: ‚Everyone loves you once you leave them.‘“ Aloneliness „Dies ist ein bipolares Gespräch mit mir selbst. Es handelt davon, wie schwer es mir fällt, nicht aufzugeben. Letztes Jahr hatte ich einen Punkt erreicht, an dem ich mich beinahe umgebracht hätte. Das letzte Mal, dass ich so nah dran war, ist sehr, sehr lange her. Und ich habe mir selbst versprochen, dass ich wenigstens bis zum 18. Geburtstag meines jüngsten Sohnes durchhalte. Das sind noch 15 Jahre. Die Zeile ‚I’ve forgotten 15 years‘ bezieht sich auf meine Kindheit. Ich erinnere mich nur an wenig aus meiner Kindheit und Highschool-Zeit. Ich hatte nicht das beste Zuhause. Ich sage also, dass ich 15 Jahre vergessen habe und 15 weitere verspreche. Und wenn ich dort ankomme, wird es hoffentlich nicht das Ende sein.“ Forever „Hier geht es darum, was passieren würde, falls ich mich umbringe. Es ist diese komische, angsteinflößende Krankheit, die von dem Gefühl kommt, das ich manchmal habe – und auch das Wissen um die Konsequenzen. Ich habe drei Kinder und kann mir vorstellen, wie es sich auf sie auswirken und ihr Leben aus der Bahn werfen könnte. Meine Frau ist mein Anker. Sie erdet mich und hat ganze Arbeit geleistet, mich am Leben zu halten und mir zur Seite zu stehen. Sie ist meine Hoffnung.“ Just Like Me „Dieser Song handelt von Leuten mit Suchtproblemen, hauptsächlich Freunde von mir. Mit der Zeile ‚Let me carry your cross‘ sage ich: ‚Lass mich dir helfen. Fühlst du dich so, wie ich mich fühle? Bist du deprimiert? Geht es dir schlecht? Hilft das?‘ Ich glaube, viele Leute da draußen werden beim Hören an jemanden erinnert, den sie lieben – und können dieser Person vielleicht behutsam mitteilen, dass sie sich Sorgen um sie machen.“ Born to Lose „Das hier ist für die Journalistin, von der ich vorhin erzählt habe. Die Aussage ist: ‚Du versuchst, mich hier fertig zu machen, während ich denke, dass ich ein früheres Ende verdient hätte als mein Freund. Ich versuche, das zu verarbeiten, und du versuchst zu analysieren, was ich durchmache. Du kennst mich verdammt noch mal überhaupt nicht, aber teil mir ruhig deine total gefragte Meinung mit!‘ Ich habe sie nie getroffen, noch nie mit ihr zu tun gehabt. Das kam wirklich aus dem Nichts und war ziemlich aufwühlend. Ich glaube, dass Leute, die andere runtermachen, vermutlich kein sehr glückliches Leben führen.“ Fever Dream „Am Anfang einer US-Tour habe ich [das Schmerzmittel] Percocet gekauft. Ich bin clean, habe es mir also nicht besorgt, um high zu werden. Ich wusste, was ich tue. Nach einer Woche warf ich es in den Müll, tat das Gleiche aber auf derselben Tour noch einmal: Ich kaufte einen ganzen Haufen Beruhigungsmittel, ungefähr 50 Stück. Die habe ich später aber auch weggeworfen. Die Zeile ‚I’ve got death here in my pocket‘ ist ziemlich wörtlich gemeint. In meinem Etagenbett hab ich häufig einfach Musik gehört – oft unter Tränen, und mich vor allen versteckt. Die Zeile ‚Been digging holes/Not digging deeper‘ besagt, dass ich mir nur Löcher zum Reinfallen gegraben habe, anstatt nach einem tieferen Sinn und Zweck zu graben. Es war, als ob ich wirklich aufgebe. Es fühlte sich an, als ob ich in einem Fiebertraum lebe und nicht in der realen Welt existiere. Zum Glück bin ich da wieder rausgekommen.“ Catatonia „Ich bin eines Tages in Toronto aufgewacht, kurz nachdem mein Freund sich umgebracht hatte. Ich war allein dort und ich glaube, in diesem Moment ist mir die Sache zum ersten Mal richtig bewusst geworden. Ich stand unter der Dusche und begann, unkontrolliert zu weinen. Ich schaffte es, aus der Dusche zu kommen und mich abzutrocknen. Und das war’s. Ich saß auf dem Boden und habe drei oder vier Stunden einfach nur geweint und aus dem Fenster gestarrt. Ich habe mich nicht bewegt, nichts gemacht … keine Ahnung. Ich habe nicht mehr wirklich funktioniert. ‚When you can’t see the future, you can’t see the light‘ ist etwas, das mein Freund Shane wirklich zu einem anderen gemeinsamen Freund gesagt hat. Shane fragte ihn: ‚Siehst du deine Zukunft? Kannst du dir dich mit deiner Frau und deiner Tochter vorstellen?‘ Und der meint: ‚Ja.‘ Und Shane sagt: ‚Ich nicht.‘ Und das war der Tag, bevor er sich umgebracht hat. Ich hatte in Toronto echt zu kämpfen, kommunizierte ständig mit meiner Frau über FaceTime und versprach, dass ich das durchstehen würde. Wie schon gesagt, ich weiß, dass ich glücklich sein sollte. Ich weiß, ich sollte all diese Dinge sein. Aber das Wetter schlägt ständig um und ich kann nicht voraussagen, was ich für einen Tag haben werde.“

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