Holzbau in Thüringen
Holz ist Baustoff der Zukunft. Als nachwachsender, regionaler, flexibler, umweltfreundlicher und gestalterisch wertvoller Baustoff ist Holz nicht nur belastbar, sondern auch energieeffizient und vielseitig einsetzbar. Holz im Baubereich zu nutzen bedeutet aktiven Klimaschutz, beschleunigt Bauvorhaben, schont natürliche Ressourcen und fördert nachweislich die Gesundheit späterer Nutzer:innen.
Holz ermöglicht wie kaum ein anderer Rohstoff eine umfängliche und branchenübergreifende Wertschöpfungskette. Diese reicht von der Forstwirtschaft und dem Holzhandel über die Holzverarbeitung und die Holznutzung im Baugewerbe bis hin zur energetischen Verwertung. Durch diese Kreislaufwirtschaft können lange Transportwege vermieden sowie Arbeitsplätze vor Ort erhalten und geschaffen werden.
Der Freistaat Thüringen hat im Ländervergleich einen überdurchschnittlich hohen Waldanteil. Die Voraussetzungen, um im Holzbau regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen, sind dementsprechend gut. Ein wichtiges Ziel ist daher, den regional verfügbaren Rohstoff Holz verstärkt vor Ort zu be- und verarbeiten.
Die Vorteile des Bauens mit Holz wurden im Freistaat Thüringen bereits erkannt. Im Jahr 2022 sind im Neubaubereich des Wohnungsbaus rund 27 Prozent und im Nichtwohnbau 21,8 Prozent aller Baugenehmigungen für Holzbauweisen erteilt worden. Thüringen liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von jeweils 21,3 Prozent.
Holzbau wirtschaftlich betrachten
Bei der Frage, wie wirtschaftlich Holzbauten sind, reicht eine reine Betrachtung des Holzpreises bzw. der „reinen“ Baukosten nicht aus. Für eine ganzheitliche, wirtschaftliche Betrachtung spielen neben den Baukosten auch die Kosten während und nach der Nutzung eine große Rolle. Grundsätzlich empfiehlt sich mit Blick auf Holzbauvorhaben daher eine Lebenszykluskostenbetrachtung, die neben Herstellungskosten auch Kosten für Energie, Wartung und Instandsetzung in der Nutzungsphase sowie Rückbaukosten umfasst. Wissenschaftliche Untersuchungen (u. a. der FH Erfurt) zeigen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit keine maßgeblichen Unterschiede zwischen konventionellen und Holzbauweisen. Es ist sogar davon auszugehen, dass der ökonomische Vorteil der Holzbauweise wächst – insbesondere durch eine Normalisierung der Holzpreise, gezielte Förderinstrumente und die zu erwartende Bepreisung der Umweltkosten durch Klimafolgen.
Holzbauweisen bauordnungsrechtlich unterstützen
Die materiellen Anforderungen an Gebäude und bauliche Anlagen, die im Bauordnungsrecht (Thüringer Bauordnung – ThürBO) normiert sind, stellen sicher, dass jene Anlagen gefährdungsfrei genutzt werden können. Für den Holzbau sind dabei die Brandschutzanforderungen nach § 14 ThürBO besonders relevant. Konkretisiert werden diese Anforderungen durch Vorgaben zum Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen in §§ 26 ff. ThürBO sowie durch Technische Baubestimmungen nach § 87a ThürBO.
Mit der letzten Fortschreibung der Muster-Holzbaurichtlinie (M-HolzBauRL) – Fassung Oktober 2020 – und ihrer Einführung als Technische Baubestimmung wird das Bauen mit Holz erleichtert. Es wird zudem auf die feuerbeständigen und Massivholzbauweisen ausgedehnt. Unter Berücksichtigung der bauordnungsrechtlichen Schutzziele werden nunmehr spezifische Wege und definierte Anforderungen beschrieben, mit deren Beachtung ein Holzbau in den Gebäudeklassen 4 und 5 auch ohne Abweichungen umgesetzt werden kann. Die Holztafel- und Holzrahmenbauweise mit der erforderlichen brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung sieht nun den Anwendungsbereich bis zur Gebäudeklasse 4 (z.B. mehrgeschossiger Wohnungsbau bis zu 13 m Höhe des obersten Geschosses) vor. Die Massivholzbauweise kann sogar bis zur Gebäudeklasse 5 umgesetzt werden, soweit es sich nicht um Sonderbauten handelt.
Zusätzlich können auch weitere, davon nicht erfasste Gebäude in Holzbauweise von den zuständigen Bauordnungsbehörden im Einzelfall genehmigt werden.
Mit der Einführung der aktuellen M-HolzBauRL sind die Entwicklungen für den Holzbau im Bauord-nungsrecht noch nicht abgeschlossen. Der Holzbau soll noch weiter vorangetrieben werden. In den länderübergreifenden Gremien der Bauministerkonferenz wird derzeit daran gearbeitet, die M-HolzBauRL weiter fortzuschreiben.
Besonderheiten der Bauvergabe beachten
Für öffentliche Bauherren kann die Bauvergabe beim Holzbau zunächst als Hemmschwelle erscheinen. Tatsächlich ist die Vorgehensweise bei der Planung und Vergabe derartiger Projekte etwas anders, sie dient jedoch einem optimalen Ergebnis: Ein nachhaltiges, schnelles, mängelfreies Bauwerk, das im Rahmen des ermittelten Budgets fertiggestellt wird. Einen hilfreichen Überblick zu den Besonderheiten bei der Bauvergabe beim öffentlichen Bauen und Sanieren mit Holz bietet der Leitfaden der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).
Weiterführende Links
Fördermöglichkeiten wahrnehmen
Für die Holzbauförderung in Thüringen werden überwiegend bestehende und etablierte Förderinstrumente genutzt, um zusätzliche Anreize für die Realisierung von Bauvorhaben in Holzbauweise zu verankern. Im Mittelpunkt stehen hierbei insbesondere Aktivitäten zur Beförderung konkreter modellhafter Holzbauvorhaben im Wohnungs- und Schulbau.
Weitere Informationen hierzu finden sich auf den Informationsseiten der einzelnen Förderbereiche des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft bzw. des Bundes.
Weiterführende Links
- Thüringer Wohnungsbauförderung
- Thüringer Schulbauförderung
- EFRE-Strukturfondsförderung in Thüringen
- Thüringer Städtebauförderung
- Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“ des Bundes
- Förderaufruf „Sanieren und modernisieren mit Holz“ des BMEL
- Förderaufruf „Steigerung des Einsatzes von Laubholz im konstruktiven Holzbau“ des BMEL
Akteure vernetzen und Vorbilder schaffen
Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft befördert und initiiert in verschiedener Weise Bündnisse, Initiativen und Veranstaltungen, die die Bedeutung von Holz als zukunftsfähigen Bau- und Werkstoff in Thüringen hervorheben und bestärken.
Der Thüringer Staatspreis für Baukultur prämiert herausragende und beispielhafte Leistungen im Bausektor, die eine große Innovationskraft und eine hohe gestalterische Qualität aufweisen. Der im Staatspreis integrierte Sonderpreis Holzbau hat sich zum Ziel gesetzt, die Verwendung und Weiterentwicklung von ressourcenschonenden, umweltfreundlichen und nachhaltigen Baustoffen und Bauweisen zu fördern.
Im Freistaat Thüringen gibt es eine Reihe von Bauprojekten, die durch den Einsatz von Holz innovative Lösungen für unterschiedliche Nutzungen realisieren und als Vorbild für zukünftige Bauvorhaben einen wertvollen Beitrag zum klimaneutralen Bauen leisten. Insbesondere der staatliche Hochbau ist im Freistaat Thüringen Vorreiter bei der Umsetzung staatlicher Bauprojekte in Holzbauweise. Auch private und kommunale Bauherren setzen zunehmend auf den einheimischen Baustoff Holz. Gebaute Beispiele haben wir Ihnen u. s. zusammengestellt.
Weitere Holzbauvorhaben finden sich im Holzbau-Atlas Thüringen des Landesbeirats Wald und Holz Thüringen e.V. Das interaktive Informationsportal wird laufend fortgeschrieben und soll nicht nur Projektbeispiele sammeln, sondern auch die Vernetzung von Akteuren im Holzbau vorantreiben. Sofern Sie sich als Holzbau-Akteur im Holzbau-Atlas noch nicht wiederfinden, sind Sie herzlich dazu eingeladen, sich mit Ihrem Projekt zu beteiligen.
Beispiele für Holzbau in Thüringen
Beratung und Ansprechpartner:innen nutzen
Die kostenfreie Fachberatung Holzbau des Informationsdienst Holz leistet individuelle und firmenneutrale Hilfestellung beim Planen und Bauen mit Holz – von prinzipiellen Fragen des Gebäudeentwurfs bis zu Ausführungsdetails. Architekt:innen und Ingenieur:innen, öffentliche und private Bauentscheider:innen, Lernende und Lehrende sowie Medienvertreter:innen erhalten hier qualifiziert und unbürokratisch Auskunft von Fachleuten, deren Wissen auf dem aktuellen Stand ist.
Weitere Informationen zum Planen und Bauen mit Holz finden sich in verschiedenen Fachpublikationen und Leitfäden sowie auf den Internetseiten weiterer öffentlicher Stellen (siehe „weiterführende Links“).
Ansprechpartner:innen
Abteilung 2 - Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung
Referat 27 – EFRE-Förderung, Bauhaushalt, Baukultur
Abteilungsleiter: Dr. habil. Martin Gude
Adresse | Werner-Seelenbinder-Straße 8 99096 Erfurt |
Telefon |
+49 (0)361 57 4111 200 |
Fax |
+49 (0)361 57 4111 199 |
vorzimmer2[at]tmil.thueringen.de |
Weiterführende Links
- Mediathek, Publikationen und Informationen der FNR e.V. (Fachagentur Nachwachsende Roh-stoffe e.V.)
- Optimierte Planungsprozesse für Gebäude in vorgefertigter Holzbauweise (Technische Universität München)
- Publikationen des Informationsdienst Holz (Informationsverein Holz e.V.)
- Planen und Bauen mit Holz in Brandenburg (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg)
Medieninformationen
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MedieninformationEine Million Euro Förderung – Ministerin Karawanskij enthüllt Bauschild für neues Feuerwehrgerätehaus in Mittelstille
Mit Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski und der Landrätin des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser, enthüllt Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij heute das Bauschild für das neue Feuerwehrgerätehaus im Schmalkaldener Ortsteil Mittelstille. Der Neubau mit Vereinsräumlichkeiten und Multifunktionsplatz wird im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms mit einer Million Euro durch das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft unterstützt. zur Detailseite
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MedieninformationInfrastrukturministerium fördert Wohnanlage in Ilmenau in Massivholzbauweise mit einer Million Euro
Die Ilmenauer Wohnungs- und Gebäudegesellschaft mbH erhält einen Zuwendungsbescheid über einer Million Euro. Mit der Summe unterstützt das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft den Bau einer „Wohnanlage der Zukunft“ mit 30 Wohneinheiten in Massivholzbauweise und befördert damit zugleich den Bau mit nachwachsenden Rohstoffen. Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein Pilotprojekt, mit dem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Baustoffes Holz im mehrgeschossigen Wohnungsbau modellhaft umgesetzt werden. zur Detailseite