Davon ist Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessens erste Digitalministerin, überzeugt. Mit der Neujustierung der hessischen Digitalstrategie „Digitales Hessen – Wo Zukunft zuhause ist“ und der ressortübergreifenden Bündelung und Steuerung der Digitalpolitik in ihrem Bereich hat die Hessische Landesregierung dem Digitalen Hessen einen enormen Schub gegeben. Welche Rolle die Pandemie bei der Digitalisierung gespielt hat, wie Hessen in puncto Innovationskraft aufgestellt ist und was das Besondere am hessischen Digitalisierungsweg ist, lesen Sie im Interview mit der Ministerin im Fortschrittsbericht.
Frau Prof. Sinemus, seit 2019 liegt die digitale Strategie und Entwicklung in Hessen in Ihrem Geschäftsbereich. Wie digital sehen Sie uns heute aufgestellt?
Unser Bundesland gehört mit seiner starken IT- und Softwareentwicklung, KI-Expertise und Branchenmix in der Digitalisierung zu den innovationsstärksten Regionen in Europa. Auf dieser Basis und mit der Digitalisierungsoffensive des Landes hat Hessen in den letzten Jahren einen deutlichen Sprung nach vorne getan.
Schauen wir auf den Mittelstand, dann sehen wir diese dynamische Entwicklung im Hessischen Digitalindex 2022: Dort schätzen über 38 Prozent der befragten KMU ihren Digitalisierungsgrad mit „hoch" oder „sehr hoch" ein, 2017 waren dies noch 24 Prozent. Der richtige Mix aus Beratung, Vernetzung und Förderung in Hessen hat hier deutliche Wirkung gezeigt.
Dies gilt in gleichem Maß für die Kommunen, die wir insbesondere bei der Digitalisierung ihrer Verwaltung und bei smarten Lösungen in der Daseinsvorsorge unterstützen. Es ist ein bemerkenswerter Erfolg, dass inzwischen mehr als 49 Prozent der Kommunen an einer eigenen Digitalstrategie arbeiten und über 22 Prozent bereits über eine solche verfügen.
Die Entwicklung zeigt: Die Digitalisierungsoffensive des Landes wirkt und hat entscheidende Fortschritte mit sich gebracht, ob bei der digitalen Transformation in Wirtschaft und Verwaltung, der digitalen Teilhabe im Alltag oder beim Netzausbau in der Fläche.
Die COVID19-Pandemie wurde allgemein als ein Digitalisierungsturbo bezeichnet. Wie sehen Sie diesen Einfluss in Hessen?
Die Pandemie hat den hohen Nutzen digitaler Lösungen noch einmal deutlich unterstrichen – denken Sie an den Gesundheitssektor mit der digitalen Kontaktnachverfolgung, die Koordinierung der Krankenhausauslastung über IVENA oder telemedizinische Angebote. In Alten- und Pflegeeinrichtungen konnten wir mit 10.000 Tablets neue Kommunikationswege mit Angehörigen öffnen und die digitale Verwaltung hat den Bürgerinnen und Bürgern wichtige Behördengänge online ermöglicht.
Diese Dynamik entsteht nicht allein aus dem Bedarf. In Hessen ist dieser Schub auf eine gewachsene digitale Infrastruktur, die richtigen Rahmenbedingungen und gezielte Förderimpulse des Landes getroffen. Dabei hat geholfen, dass sich auch der Mindset in allen gesellschaftlichen Bereichen geändert hat – Digitalisierung ist in vielen Köpfen angekommen.
Wenn Sie von den richtigen Impulsen sprechen, was waren für Sie wichtige Hebel für die Digitalisierung in Hessen – insbesondere die finanzielle Förderung?
Nicht nur. Klar ist: Gute Ideen und neu aufgesetzte digitale Produktions- oder Geschäftsprozesse brauchen Geld. Es geht aber zuerst um ein Überdenken gewohnter Wege und Neudenken der digitalen Möglichkeiten. Deshalb setzt das Land mit den DIGI-Checks – ob bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, bei Kommunen oder ambulanten Gesundheitsdiensten – auf die Analyse der eigenen Bedarfe und Chancen neuer Technologien.
Dies geht einher mit einer intensiven Beratung und zielgruppenspezifischen Anlaufstellen, ob bei der DIGI-Beratung für KMU und Kommunen, der Expertise im Kompetenzzentrum Telemedizin & E-Health oder auch Institutionen wie dem House of Digital Transformation. So wächst nicht nur das Know-how, sondern es entstehen Netzwerke und individuelle Handlungsansätze, wie digitale Kompetenzen und Lösungen einen Mehrwert bringen. Diese digitale Transformation wollen wir dann auch gezielt als Land mit den unterschiedlichen Förderansätzen forcieren.
Lesen Sie hier das vollständige Interview: