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Kohlendioxid-Anstieg

Umweltbundesamt setzt Frist zur Klima-Kehrtwende

Autorenprofilbild von Claudia Ehrenstein
Von Claudia EhrensteinPolitikredakteurin
Veröffentlicht am 05.11.2011Lesedauer: 3 Minuten
Der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth: Er drängt die internationale Staatengemeinschaft beim Klimaschutz zur Eile
Der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth: Er drängt die internationale Staatengemeinschaft beim Klimaschutz zur EileQuelle: dapd

Der starke Anstieg der Treibhausgase alarmiert das Umweltbundesamt. Präsident Flasbarth gibt der Staatengemeinschaft noch neun Jahre.

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Welt Online: Was bedeutet der enorme Kohlendioxid-Anstieg für die weitere Klimaerwärmung?

Jochen Flasbarth: Dies sind in der Tat alarmierende Daten. Letztlich hat der wirtschaftliche Aufschwung die Emissionen deutlich steigen lassen. Wir sind von einem ausreichenden Klimaschutz noch weit entfernt und müssen alles tun, um die Treibhausgasemissionen zu senken.

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Welt Online: Wird alles noch viel schlimmer, als die Klimaforscher in ihren Vorhersagen befürchtet haben?

Flasbarth: Noch ist es nicht zu spät. Wir müssen aber vermeiden, dass die Natur uns das Ruder aus der Hand reißt. Wir haben noch alle Möglichkeiten, die Treibhausgasemissionen so zu senken, damit es nicht schlimmer kommt, als bisher angenommen. Dafür ist aber der politische Wille der internationalen Gemeinschaft erforderlich.

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Welt Online: Ist es noch möglich, den globalen Temperaturanstieg wie von Klimaforschern empfohlen auf zwei Grad Celsius zu begrenzen?

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Flasbarth: Eindeutig Ja. Allerdings müssen wir die Kehrtwende bis 2020 schaffen und bis 2050 die Emissionen auf die Hälfte derer in 1990 reduzieren. Was bisher an Minderungszielen bis 2020 auf dem Verhandlungstisch liegt, bringt uns schon 60 Prozent der erforderlichen Reduktion, um auf dem 2-Grad-Pfad zu bleiben.

Welt Online: Was bedeuten diese neuen Zahlen für die Klimakonferenz in Durban?

Flasbarth: Auch ohne diesen Bericht war die Situation vor Durban schon alarmierend. Die internationalen Ambitionen sind nicht ausreichend. Dies wird mit den neuen Daten eindrucksvoll belegt. Die neuen Zahlen mahnen die Staatengemeinschaft, sich eine Frist zur Umkehr der globalen Treibhausgasemissionen bis spätestens 2020 zu setzen und sich bis zum Jahr 2050 auf verbindliche Minderungsziele zu einigen. China, Indien und andere Schwellenländer auf ein globales Klimaregime einzuschwören, ist unbedingt notwendig. Denn deren Anteil an den Emissionen steigt deutlich.

Welt Online: Macht der Emissionshandel angesichts der neuen Zahlen noch Sinn?

Flasbarth: Ja, in Europa hat sich der Emissionshandel als flexibles Instrument sehr bewährt – selbst in Zeiten, in denen die Wirtschaft im Tal war. International gesehen können Staaten mit dem Emissionshandel Klimaschutz dort unterstützen, wo er besonders kostengünstig ist. Nichts desto trotz müssen mehr Länder beim Emissionshandel mitmachen und die Zahl der Emissionsberechtigungen weiter stetig reduziert werden. Der Emissionshandel ist aber nur so gut, wie die von der Politik gesetzte Obergrenze für Emissionen. Außerdem sollte die Europäische Union ihr Minderungsziel von 20 Prozent weniger bis 2020 auf 30 Prozent erhöhen.

Welt Online: Sind der Kyoto-Prozess und der internationale Klimaschutz nicht längst gescheitert?

Flasbarth: Nein, im Gegenteil. Der Mechanismus ist gut angelegt, muss jetzt aber fortgeführt und mit anspruchsvollen Zielen unterlegt werden. Wir haben aus dem Kyoto-Prozess viel gelernt, neue Instrumente wie den Emissionshandel installiert. Nun müssen wir uns auf weitere, internationale Verpflichtungen für alle Groß-Emittenten einigen. Durban wird dafür ein wichtiger Schritt dafür sein. Sollte die Zeit zu knapp sein, um sofort ein Anschlussabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto Protokoll zu vereinbaren, kann ich mir Übergangsregeln vorstellen, die Lücke überbrücken.

Welt Online: Gibt es jenseits der Reduktionsziele neue Ansätze für den globalen Klimaschutz?

Flasbarth: Der UN-Prozess mit der Klimarahmenkonvention ist das beste Forum für den Klimaschutz. Allerdings sind wir gut beraten, das auf verschiedenen Ebenen zu flankieren. Bereits existierende Initiativen und Partnerschaften zeigen, dass die Gesellschaft, die Wirtschaft aber auch Regierungen vielfach bereits stark für einen globalen Klimaschutz sensibilisiert: Beispiele allein in Deutschland mit globaler Ausstrahlung sind die „2°-Initiative“ der Deutschen Wirtschaft oder die Klimaschutz-Initiative der Bundesregierung.