Pflanzenschutzmittel sicher anwenden
14.08.2024
Welche Maßnahmen können Anwenderinnen und Anwender von chemischen Pflanzenschutzmitteln ergreifen, um sich gar nicht erst dem Risiko einer Parkinsonerkrankung auszusetzen? Präventionsexperte Sebastian Thallmair von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erklärt, worauf es ankommt.
Ist es nicht möglich, chemischen Pflanzenschutz durch alternative Verfahren zu ersetzen, müssen die Anwenderinnen und Anwender sich schützen. Die präventiven Schutzmaßnahmen umfassen technische und organisatorische Maßnahmen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kommen persönliche Schutzmaßnahmen, zum Beispiel die persönliche Schutzausrüstung (PSA), zum Einsatz. Häufig ist es sinnvoll und notwendig, die oben genannten Möglichkeiten zu kombinieren.
Wenn Sie diese Tipps beachten, reduzieren Sie das Gesundheitsrisiko bei der Arbeit mit Pflanzenschutzmitteln (PSM):
- Nutzen Sie ausschließlich Traktoren oder selbstfahrende Feldspritzen mit Pflanzenschutzkabinen der Kategorie 3 oder 4, damit Sie beim Ausbringen optimal geschützt sind. Verfügen Traktoren nicht über Pflanzenschutzkabinen, müssen sich die Fahrenden mit Hilfe der passenden PSA vor dem Sprühnebel beim Ausbringen der PSM schützen. Eine genaue Auflistung, welcher Kabinentyp die PSA ganz oder teilweise ersetzen kann, finden Sie im Infokasten. Nach dem Arbeitseinsatz müssen Kabinen ohne passenden Filter von eingedrungenem PSM gereinigt werden. Auch hier kommt die dafür erforderliche PSA zum Einsatz, um einen Hautkontakt mit den chemischen Substanzen zu vermeiden.
- Verwenden Sie beim Ansetzen der Spritzbrühe möglichst geschlossene Tranfersysteme (Closed Transfer Systems – CTS), um das Konzentrat in die Feldspritze zu überführen. Bei richtiger Handhabung verhindern diese den Kontakt mit dem Konzentrat. Die PSM-Gebinde verfügen in einem CTS über spezielle Adapter. Erst wenn die Kanister fest mit der Feldspritze verbunden sind, kann das Konzentrat entnommen werden. Auch beim Spülen bleibt der Kanister innerhalb des geschlossenen Systems. In der Regel lassen sich alte Feldspritzen mit CTS nachrüsten.
- Besuchen Sie regelmäßig Schulungen zum Anwenderschutz bei Pflanzenschutzarbeiten. Das Thema kommt in Sachkundelehrgängen oft zu kurz.
- Lagern Sie PSM ausschließlich in einem verschließbaren Lagerraum oder Schrank aus nicht brennbarem Material. Das Lager muss über Lüftungsöffnungen oder eine Zwangslüftung verfügen. Insofern der Lagerraum oder Schrank über keine geeignete Auffangvorrichtung verfügt, müssen PSM in chemikalienbeständigen Auffangwannen aufbewahrt werden. Die Wannen verhindern, dass sich die Chemikalien im Raum verteilen oder in die Umwelt gelangen, falls sie unkontrolliert aus den Behältern austreten.
- Schützen Sie sich mit geeigneter PSA. Dazu gehören in jedem Fall Schutzhandschuhe für Pflanzenschutz (gekennzeichnet mit Erlenmeyerkolben mit Laubblatt), Schutzbrille, geschlossene Sicherheitsschuhe und körperbedeckende Arbeitskleidung. In Abhängigkeit vom eingesetzten Mittel und von der Tätigkeit (Anmischen, Ausbringen, Reinigung und Nachfolgearbeiten) muss die PSA um Körperschutz, zum Beispiel Ärmelschürze, Gesichtsschutz und/oder Atemschutz, erweitert werden. Die Gebrauchsanleitung und das Sicherheitsdatenblatt enthalten Informationen zur Auswahl der jeweils geeigneten Schutzausrüstung.
Übersicht der Traktorkategorien nach EN 15695
Kategorie 1: Kabine, die keinen Schutz vor Staub und Pflanzenschutzmitteln (PSM) bietet.
Kategorie 2: Kabine, die nur vor Staub schützt.
Kategorie 2*: Dicht schließende Kabine mit Zuluft-Filter und Klimaanlage.
Kategorie 3: Kabine, die vor Staub und flüssigen PSM (inklusive Spritznebel) schützt.
Kategorie 4: Kabine, die vor Staub, flüssigen PSM und deren Dämpfen schützt.