Der Plan ist sportlich – Sport ist der Plan
Die Straßen- und Landschaftsbaufirma Benning in Münster lebt ein Be-triebliches Gesundheitsmanagement und damit auch die Präventions-kampagne kommmitmensch.
Diplom-Ingenieur Frank Bening, der seit 26 Jahren die Firma leitet, sagt: „Wenn die Leute in Rente gehen, sollen sie Lebensqualität haben. Die Arbeit soll Freude machen, denn wenn die Leute mit Freude bei der Arbeit sind, ist die Produktivität größer. Eine der ersten konkreten Maßnahmen war Bewegung zu fördern und ein Crossover-Training einzuführen.“
Den Vorsorgegedanken pflegen
Um für die 90 Mitarbeiter das Thema Gesundheitsförderung im Betrieb überhaupt ins Bewusstsein zu rücken, hat die Firmenleitung als erstes eine Fragebogenaktion veranstaltet. So konnte sie sehen, wo die Interessen liegen. „Bewegung war als Thema ganz weit vorne. Deswegen haben wir es als erstes umgesetzt, mit einem externen Trainer“, sagt Firmenchef Frank Benning. „Es ist eine zwei-gleisige Angelegenheit. Zum einen verursachen Krankheiten Kosten, während gesunde Beschäftigte gut für die Firma sind. Auf der anderen Seite sind wir ein Familienunternehmen und miteinander befreundet. Da will man, dass es allen gut geht. Ständig fragt man sich, ob man alles richtig macht für die Arbeit und wie man sich verbessern kann.“ Für Frank Benning ist eine der Grundvoraussetzungen sein gutes Verhältnis zum Betriebsrat. „Ich höre gerne zu. Da sind gute Leute im Betriebsrat und man braucht einfach Multiplikatoren für neue Ideen. Für vernünftige Ideen findet man aber immer Mitstreiter.“
Wenn Dinge sich positiv entwickeln
So sieht Frank Benning die komm-mitmensch-Kampagne. Aber er weiß auch, dass die besten Maßnahmen nur greifen, wenn sie angenommen werden. Dafür hat er einen Mitarbeiter - Thomas Eckertz - freistellen und zum betrieblichen Gesundheitsberater ausbilden lassen. „Herr Eckertz kommt aus der Mitte der Beschäftigten, der bringt Ideen besser rüber“, sagt Frank Benning und auch Thomas Eckertz gibt ihm Recht: „Pläne von oben nach unten durchsetzen zu wollen, das macht keinen Sinn. Deswegen war der Fragebogen, den eine Psychologin entwickelt hat, ein guter Start.“ Thomas Eckertz arbeitet seit knapp 24 Jahren im Betrieb. Der Meister für Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau ist unter anderem als Baustellenleiter tätig und damit Ansprechpartner für alle. Er initiierte den Fragebogen. „Ein Mitarbeiter hat den Übungsleiterschein gemacht, damit nach den ersten sechs Terminen Rückenschulkurs eine gewisse Nachhaltigkeit gegeben ist und nicht das Erlernte einfach wieder verpufft.“
Wintertage sind Schulungstage
„In der Zeit, in der wir witterungsbedingt wenig machen können, können wir nicht bauen, aber schulen.“ Das nimmt Thomas Eckertz nicht nur in die Hand, sondern auch sehr ernst. In der Winterzeit wird der rückengerechte Umgang mit Kleinmaschinen geübt, werden Sicherheitsunterweisungen veranstaltet, Ladungssicherung durchgenommen, aber eben auch Themen aufgegriffen, die aus den Fragebögen resultieren. Thomas Eckertz hat einen Sechs-Jahres-Plan ausgearbeitet, für den er Partner sucht. Krankenkasse, Berufsgenossenschaft und Rentenversicherung sind seine Ansprechpartner. Nach dem Thema Bewegung, bei dem er einen Physiotherapeuten von der Krankenkasse gewinnen konnte, der Rückenübungen praktizierte, soll eine Ernährungsberatung Tipps für gesunde Pausensnacks bieten, Alternativen zu Pommes rot-weiß aufzeigen und darüber hinaus trotzdem den erhöhten Kalorienbedarf in ihrem Beruf im Auge behalten. So sieht sein Plan nicht nur jedes Jahr ein neues Thema vor, sondern auch, jedes Jahr einen neuen Partner mit ins Boot zu holen.
Die Firma Benning ist ein traditionsreiches Unternehmen in Münster, das seit der Gründung vor über 100 Jahren in den Bereichen Landschaftsbau, Straßenbau, Fußgängerzonen, der Erschließung von Außenanlagen im Wohnungs- und Gewerbebau sowie der Umsetzung städtebaulicher Pla-nungen tätig ist. Die Beschäftigten arbeiten im Freien und sind permanent der Sonne ausgesetzt. Nachdem der weiße Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt worden ist, sind Unternehmer verpflichtet, ihre Beschäftigten vor schädigender UV-Strahlung zu schützen. Firma Benning reagierte prompt und lud einen Fachmann ein, der über die Entstehung dieser Krankheit referierte. Aber sie installierte auch sehr schnell in den Bauwagen Sonnenschutzspender mit Sonnencreme Faktor 50. Was für eine gute Kommunikation spricht: Sie tes-teten gemeinsam verschiedene Produkte. „Sonnenschutz ist wichtig, aber wir arbeiten mit viel Staub. Wenn da die Cremes nicht sofort einziehen, setzt sich der Staub im Gesicht ab und wirkt wie Panade bei einem Schnitzel“, so Thomas Eckertz. „Bei Firma Benning gab es einen Produkttest wie bei der Persönlichen Schutzausrüstung. So praktisch muss man die Kampagne kommmitmensch umsetzen, dann bietet sie eine tolle Klammer für die Prävention“, sagt Andrea Engemann, Aufsichtsperson bei der SVLFG und dort im Kompetenzzentrum Arbeit und Gesundheit als Gesundheitswissenschaftlerin tätig.
Zukunft gestalten
„Wir haben die Firma Benning als Best-Practice-Betrieb ausgesucht, weil wir von Anfang an von deren Themenfülle in punkto Arbeits- und Gesund-heitsschutz begeistert waren“, so Andrea Engemann. Wenn etwas verbessert werden soll, sei es im Umgang miteinander oder im Umgang mit gefährlichen Maschinen, muss zuerst eine Idee da sein: „Es muss eine Idealvorstellung geben, wie die Firma aussehen soll. Dazu muss ich immer wieder alles auf den Prüfstand stellen. Stimmt das noch? Dazu muss ich Visionen entwickeln und alle aus dem Gehirn-Standby reißen, sie wachrütteln. Habe ich zehn wachgerüttelt, gehen zwei einen neuen Weg mit. Und wenn ich überzeugt bin, dass der Weg ein richtiger ist, dann sage ich ‚komm mit Mensch‘ “, so Thomas Eckertz.
Herausforderung annehmen
„Die Möglichkeiten, zusammen mit den Mitarbeitern etwas zu verändern, ist viel größer als man denkt. Man kann richtig was bewegen, man muss halt immer dranbleiben. Ob Bewegung oder Ernährung, etwas organisieren ist nicht so schwer und dann die Leute zu motivieren, dran zu bleiben“, so Frank Benning.
Ein gutes Händchen für Menschen und Maschinen
Ein geglücktes Betriebliches Gesundheitsmanagement ist es dann, wenn das, was theoretisch erlernt wurde, praktisch Anwendung findet und am Ende alle davon profitieren. Dazu braucht es eine motivierte Führung und eine gute Kommunikation. Die Mitarbeiter der Firma Benning wurden befragt, was für sie wichtig ist beim Thema Gesundheitsförderung. Mehr Bewegung stand ganz weit oben auf der Liste. Doch es blieb nicht beim Fragen, Frank Benning hat rasch reagiert und einen Trainer engagiert.