Wie funktioniert der Pflanzenschutz im Biolandbau?

Wie funktioniert der Pflanzenschutz im Biolandbau?

Transkription

Viele Hobbygärtnerinnen und –gärtner haben es schon erlebt: Die Ernte von Tomaten, Kartoffeln und Co. ist gleich null, weil Krautfäule, Schnecken oder Läuse sie vernichtet haben. Was für Gärtnerinnen und Gärtner ärgerlich ist, bedeutet für landwirtschaftliche Betriebe gegebenenfalls einen großen wirtschaftlichen Schaden. Den gilt es zu verhindern, zum Beispiel mit biologischem Pflanzenschutz.

Das heißt im Ökolandbau zunächst einmal Wissen um Vorbeugung und ökologische Selbstregulationsmechanismen. Biobäuerinnen und -bauern setzen dazu auf ein ganzes Bündel von Kulturmaßnahmen, wie etwa Standort- und Sortenwahl, Bodenbearbeitung, Fruchtwechsel, Düngung etc., damit die Pflanzen gesund und entsprechend widerstandsfähig gegen Schaderreger sind. Treten dann doch einmal Krankheiten oder Schädlinge auf, können zu ihrer Abwehr natürliche Substanzen eingesetzt werden.

Ökologisches Gleichgewicht fördern

In der Natur schützen sich die Pflanzen auf ganz unterschiedliche Art und Weise vor Schädlingen und Krankheiten. Sie bilden Stacheln oder dicke Zellwände gegen Fraßfeinde aus oder senden bei Schädlingsbefall Botenstoffe, um gezielt Nützlinge herbeizurufen. Andere Pflanzen bilden bestimmte Substanzen, die für Insekten giftig sind, wie beispielsweise der Neembaum. Daher ist Pflanzenschutz etwas, was tagtäglich in der Natur vorkommt. Biobäuerinnen und Biobauern haben das Wissen über diese komplexen Zusammenhänge und nutzen es. Mit dem natürlichen Pflanzengift Neem bekämpfen sie beispielsweise den Kartoffelkäfer im Kartoffel- und saugende Insekten im Gemüseanbau.

Sie legen Blühstreifen zwischen den Weinreben an, die als Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Nützlinge dienen. Florfliegen und Schwebfliegen helfen zum Beispiel, einen Läusebefall in Schach zu halten. Hecken, Bäume und Totholz dienen als Versteck für Igel, Spitzmaus, Amsel und Eichhörnchen, zu deren Leibspeise Schnecken gehören.
Insgesamt zielt die ökologische Bewirtschaftung nicht auf eine vollständige Befallsfreiheit von Schädlingen und Beikräutern ab. Vielmehr sollen diese nicht Überhand nehmen und das ökologische Gleichgewicht trotz Erwerbsanbau erhalten bleiben.

Natürliche Stoffe, Nützlinge und Mikroorganismen nutzen

Nützlinge, wie etwa Schlupfwespen, werden auch bewusst vermehrt und in von Schädlingen (zum Beispiel Läusen, Weißen Fliegen) befallenen Kulturen wie Gurken und Tomaten ausgesetzt. Im Gewächshaus funktioniert das besonders gut und wird auch im konventionellen Anbau immer mehr genutzt.

Eine weitere Methode zur Schädlingsbekämpfung sind synthetisch nachempfundene Sexuallockstoffe, die in kleinen Dispensern beispielsweise in Weinreben, Zwetschen- und Pflaumenhaine gehängt werden. Sie machen die Männchen von Schädlingen wie dem Traubenwickler (eine Falterart) orientierungslos, sodass sie nicht zu den Weibchen finden und sich nicht vermehren.

Auch Bakterien, Pilze und Viren werden im ökologischen Landbau gezielt gegen Schädlinge eingesetzt. Ampelomyces quisqualis etwa ist ein spezieller Pilzstamm gegen den Echten Mehltauschadpilz, der in vielen Kulten (zum Beispiel Erdbeeren, Gurken und Kürbis) vorkommt.

Das Bakterium Bacillus thuringiensis bildet ein spezifisches tödliches Gift. Es entfaltet seine Wirkung nur bei bestimmten schädlichen Schmetterlingsraupen (zum Beispiel Traubenwickler, Schwammspinner, Kohlweißling, Kartoffelkäfer, Maiszünsler). Das im Ökolandbau angewendete Verfahren kann sehr spezifisch eingesetzt werden.

Probleme im Pflanzenschutz

Trotz all dieser gut wirksamen Mittel und der Förderung der Pflanzengesundheit gibt es einige Problembereiche im Ökolandbau, beispielsweise im Obst-, Wein- und Kartoffelbau. Gegen Pilzkrankheiten bei Hopfen, Wein, Obst und Kartoffeln werden deshalb im Bedarfsfall kupfer- und/ oder schwefelhaltige Mittel angewendet. Auf den Früchten sind meist keinerlei Rückstände mehr nachzuweisen, doch der Boden reichert Kupfer an. Im Ökolandbau gelten deshalb strenge Mengenbegrenzungen. Forschung sowie Landwirtinnen und Landwirte arbeiten außerdem daran, die angewandte Menge weiter zu reduzieren.

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