Warum der Torfanteil im Öko-Gartenbau reduziert werden muss

Warum der Torfanteil im Öko-Gartenbau reduziert werden muss

Der Abbau von Torf sowie der Einsatz torfhaltiger Kultursubstrate ist schädlich fürs Klima und die Artenvielfalt in Moor-Ökosystemen. Lesen Sie hier, warum das so ist und wie der Staat und die Branche an Lösungen für dieses Problem arbeiten.

Torf ist ein organisches Sediment, das über Jahrtausende im Moor entstanden ist und große Mengen an Kohlenstoff speichert. Werden Moore für den Torfabbau trockengelegt, gehen große Mengen des im Torf gespeicherten Kohlenstoffs als Kohlendioxid in die Atmosphäre verloren und tragen auf diese Weise zum Klimawandel bei. Zu den Emissionen aus dem Torfabbau kommen noch jene hinzu, die bei der gärtnerischen Verwendung des Torfs entstehen.

Der Torfabbau und die Torfverwendung sind aber nicht nur schädlich fürs Klima. Sie haben auch weitreichende Folgen für eine Vielzahl von Pflanzen und Tiere, die im Ökosystem Moor leben. Durch Trockenlegung und Torfabbau werden diese sensiblen Lebensräume unwiederbringlich zerstört und die Artenvielfalt gemindert.

Wie hoch ist der Anteil des Torfabbaus an den Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden?

Von den Treibhausgas (THG)-Emissionen, die auf die Nutzung von Moorböden zurückgehen (insgesamt 53 Millionen Tonnen), hat der Torfabbau laut Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) mit 2,2 Millionen Tonnen einen Anteil von etwa 4,2 Prozent. Der weitaus größte Teil der THG-Emissionen aus Moorböden (80 Prozent) entsteht durch die landwirtschaftliche Nutzung (Acker und Grünland) der trockengelegten Flächen.

Ziele und Konzepte zur Reduktion von Torf

Laut Industrieverband Garten e.V. (IVG) ist der Torfabbau in Deutschland seit einigen Jahren zwar insgesamt rückläufig. Die Nutzung von Torf für die Substratherstellung bleibt jedoch hoch und wird heute zunehmend aus Importen – größtenteils aus dem Baltikum – gedeckt.

Um dieses Problem zu mindern, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Ziele und Konzepte entwickelt, die einen verantwortungsvolleren Umgang mit der wertvollen Ressource Torf gewährleisten sollen.

Im Klimaschutzprogramm 2030 hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Torf als Kultursubstrat und Bodenverbesserer zu verringern und, wo machbar, ganz darauf zu verzichten. Im Rahmen der Moorschutzstrategie setzt man sich zudem dafür ein, dass in den Bundesländern keine neuen Anträge zum Torfabbau mehr genehmigt werden. Außerdem wird die Erforschung und Entwicklung von qualitativ hochwertigen Torfersatzstoffen für den Gartenbau gefördert.

Diesen Ansatz greift auch die Torfminderungsstrategie auf. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert darüber Projekte, in denen Betriebe intensiv dabei unterstützt werden, auf torfreduzierte Substrate umzustellen.

Die Gartenbaubranche unterstützt die Ziele der Bundesregierung, indem sie sich verpflichtet hat, den Anteil von Torfersatzstoffen in Hobbyerden bis 2025 auf 50 Prozent und bei Kultursubstraten auf 20 Prozent zu erhöhen. Diese Ziele konnten laut IVG bereits vorzeitig erreicht werden. So lag der Anteil von Torfersatzstoffen 2023 bei 27 Prozent bei Profisubstraten und bei 59 Prozent im Bereich Hobbyerden.

In einem weiteren Schritt sollen die Anteile ab 2030 auf 70 Prozent bei Hobbyerden und auf 30 Prozent bei Kultursubstraten gesteigert werden.

Basilikum-Topfpflanzen in einem Gewächshaus.

25.07.2024Landwirtschaft

Torfreduktion im Öko-Gartenbau

Torf ist wegen seiner besonderen Eigenschaften auch im Öko-Gartenbau eine wichtige Komponente von Kultursubstraten. Der Abbau und die Verwendung von Torf wirken sich jedoch negativ auf das Klima und das Ökosystem Moor aus. Deshalb werden geeignete Torfalternativen gesucht. Wie kann der Einsatz von Torf reduziert werden? Ist Kompost eine zukunftsfähige Alternative? Welche Erfahrungen haben Praktikerinnen und Praktiker im Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau gesammelt?

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Forschungsprojekte rund um den Bereich Torfersatzstoffe

Um den Torfminderungszielen von Bundesregierung und Gartenbaubranche nachkommen zu können, müssen passende Ersatzstoffe für gärtnerische Substrate gefunden werden. Dazu laufen seit einigen Jahren bereits verschiedene Projekte. Ein Modell- und Demonstrationsvorhaben im Zierpflanzenbereich (TerZ) ist bereits abgeschlossen und bietet Praktikerinnen und Praktikern ausführliche Fachinformationen an:

Die folgenden, derzeit noch laufende Projekte beschäftigen sich mit dem Einsatz von Torfersatzstoffen in anderen Produktionsbereichen des Gartenbaus:

  • TerÖko: Das BÖL-geförderte Projekt "Torfreduzierte und Torffreie Substrate für den Ökologischen Kräuterbetrieb – Erprobung, Optimierung und Wissenstransfer" (TerÖko) entwickelt stärker torfreduzierte bis hin zu torffreien Substraten für die ökologische Topfkräuterproduktion.
  • FiniTo: Das BMEL-geförderte Projekt "Fachinformation für Gartenbaubetriebe zur Umstellung auf torffreie und torfreduzierte Kultursubstrate" (FiniTo) bietet Gartenbaubetrieben aller Sparten die Möglichkeit, sich von Fachberatungsstellen, die über das Bundesgebiet verbreitet sind, betriebsindividuell bei der Umstellung auf torfreduzierte und torffreie Substrate unterstützen zu lassen.
  • ToSBa: Das BMEL-geförderte Projekt "Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Praxiseinführung von torfreduzierten Substraten in Baumschulen – Modellregion Pinneberg (ToSBa)" soll zeigen, dass auch mit stark torfreduzierten Substraten qualitativ hochwertige Gehölze produziert werden können.

Wo finden Öko-Betriebe Beratung zu torfreduzierten und torffreien Substraten?

Beratung für die Umstellung auf torfreduzierte oder torffreie Substrate gibt es unter anderem bei den ökologischen Anbauverbänden, Landwirtschaftskammern sowie einigen freien Öko-Beraterinnen und -Beratern. Eine spezielle betriebsindividuelle Begleitung zur Torfreduktion und weitreichende Fachinfos werden über das Projekt FiniTo angeboten. Das Projekt richtet sich nicht nur an Topfkräuterbetriebe, sondern an alle Gartenbausparten.



Letzte Aktualisierung 25.07.2024

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