Bio-Jugendbündnis: Starke Stimme für die Öko-Jugend

Bio-Jugendbündnis: Starke Stimme für die Öko-Jugend

Auf der Biofach 2024 gründete sich das "Bündnis JöLL (Junge ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft)" mit dem Ziel, jungen und engagierten Menschen in der Bio-Branche eine Stimme zu verleihen. Ziel ist es, die Land- und Lebensmittelwirtschaft voranzutreiben. Im Interview spricht Mitgründerin Johanna Zierl über die Ziele des Bündnisses.

Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis die Gründung des Jugendbündnisses Realität wurde. Am 14. Februar 2024 war es dann soweit: Auf der Biofach in Nürnberg kamen die Beteiligten zum Gründungstreffen zusammen. Ein ganz schönes Auf und Ab für alle Beteiligten, die mit dem Bündnis eine "starke junge Stimme in der nationalen wie internationalen politischen Landwirtschaft etablieren wollen, die die Interessen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft vertritt", wie es in der Gründungserklärung (PDF-Dokument) heißt.

Die Gründerinnen und Gründer sind überzeugt, dass sie als junge Generation die Auswirkungen einer fehlgeleiteten Landwirtschafts- und Ernährungspolitik am stärksten zu spüren bekommen werden. Deswegen fordern sie eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Ernährungssystems ein. Warum die Gründung einer Jugendorganisation notwendig ist und welche Ziele diese verfolgt, erläutert Johanna Zierl im Interview. Die 28-jährige Landwirtin ist seit 2023 Vorstandsmitglied vom "Junge Bioland e.V." und Mitunterzeichnerin der Gründungserklärung.

Oekolandbau.de: Herzlichen Glückwunsch zur Gründung des Bündnisses Junge ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft! Wie kam es dazu?

Johanna Zierl: Vielen Dank! Es gibt zwar in einzelnen Verbänden Jugendorganisationen, aber der Wunsch nach einem Sprachrohr für die gesamte junge Generation in der Bio-Branche wurde immer lauter. Deshalb haben sich einige motivierte Menschen im November 2022 – kurz nach der Öko-Jungland*wirtinnen-Tagung in Fulda –  für ein paarTage in einer Ferienwohnung eingeschlossen, um eine solche Organisation zu gründen. Eine grobe Satzung haben wir dort tatsächlich auf die Beine gestellt. Aber da alle sowieso schon genug um die Ohren hatten, ruhte das Projekt anschließend einige Zeit – so eine Vereinsgründung ist ganz schön zeitintensiv!

Zudem hätten wir keinen Dachverband gründen können, da der Junges Bioland e.V. immer noch die einzige konstituierte Jugendorganisation in der Bio-Branche ist. Wir mussten uns hier also ein anderes Konzept überlegen. Ein Jahr später kam wieder Bewegung in die Sache: diesmal gemeinsam mit dem BÖLW und der Schweisfurth Stiftung hatten wir die Biofach 2024 anvisiert, um dort das Bündnis zu gründen.

Die Mitglieder des Jugendbündnisses

Mitglieder des "Bündnis JöLL" sind bislang Vertreterinnen und Vertreter von

  • Junges Bioland e.V.,
  • BNN.next,
  • Slow Food Youth,
  • Biokreis,
  • Demeter und
  • Naturland.

Weitere Organisationen sind herzlich willkommen.

Oekolandbau.de: Warum ist ein Dachverband für die Jugendorganisationen der Bio-Branche notwendig?

Zierl: Ich bin der Meinung, dass die Jugend in allen Bereichen des Lebens viel mehr eingebunden und beteiligt werden muss. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein! Denn wie soll die Zukunft – unsere Zukunft – ohne die Jugend gestaltet werden? Die Uhr tickt für unseren Planeten und wir müssen jetzt weitreichende Veränderungen anschieben. Und auch wenn die Öko-Branche meist Veränderungen gegenüber offen ist und nach vorne schaut, fehlte hier eine starke Stimme für junge Menschen.

Oekolandbau.de: Wen und was möchtet ihr erreichen?

Zierl: Wir wollen jungen Menschen, die sich bereits für eine ökologische Transformation des Ernährungssystems einsetzen, vereinen und ihnen eine Stimme geben. Wir sind ein Dachverband für bereits bestehende Jugendorganisationen, weniger ein Verein für Einzelpersonen. Deswegen sehen wir unsere Aufgabe primär darin, unsere gebündelten Forderungen an Politik und Wirtschaft zu tragen und uns dort Gehör zu verschaffen.

Oekolandbau.de: Wie wollt ihr das erreichen?

Zierl: Das Besondere an unserem Bündnis ist, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, inklusive der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das ist ein Novum, was auch schon dem europäischen Dachverband IFOAM aufgefallen ist, der deswegen auf uns zu kam. In einem Arbeitskreis erarbeiten wir gemeinsam unsere Positionen, die über unsere ehrenamtlichen Sprecherinnen und Sprecher nach außen getragen werden. Jeder Teil der Wertschöpfung wird hier von mindestens einer Person mit der entsprechenden Expertise vertreten.

Da unsere Mitglieder bereits in Verbänden vertreten sind, können wir natürlich gewisse Ressourcen dort nutzen. So haben wir zum Beispiel zur Europawahl eine abgestimmte Social-Media-Kampagne über die Kanäle der beteiligten Verbände veröffentlicht, die sich mit ernährungspolitischen Themen an junge Leute richtete.

Oekolandbau.de: Wer kann sich bei euch engagieren?

Zierl: Wir empfangen alle mit offenen Armen, die sich für eine nachhaltige Transformation der Land- und Lebensmittelwirtschaft und eine lebenswerte Zukunft einbringen möchten. Denn zurzeit haben wir noch nicht die Kapazitäten, um alle Themen zu bearbeiten, die wir gerne bespielen würden. Aus den gleichen Gründen sind auch leider noch nicht alle Öko-Jugendgruppierungen mit an Bord.

Du hast Interesse, dich beim Bündnis "Junge ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft" (JöLL) einzubringen? Melde dich per E-Mail an junge-oekos@boelw.de

Oekolandbau.de: Wie sind die Reaktionen innerhalb der Bio-Branche auf euren Verband?

Zierl: Bisher sehr positiv! Dass Silvia Bender als Staatssekretärin und Tina Andres als BÖLW-Vorsitzende beim Gründungstreffen dabei waren, ist für uns auch ein ganz klares Zeichen, dass ein ernsthafter Wille da ist, uns zuzuhören. Über die Bio-Branche hinaus stehen wir bereits in einem guten Austausch mit anderen Jugendorganisationen.

Letzte Aktualisierung 15.08.2024

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