Prassler schätzt neben der Auflockerung der Fruchtfolge und der Eignung zur Direktsaat vor allem den hohen Vorfruchtwert der Bohne. Je nach Flächengüte und Witterung komme er auf Erträge zwischen 15 und 60 Dezitonnen pro Hektar. "Die neuen Sorten ermöglichen aber nochmal einen Sprung nach oben beim Ertrag", sagte Prassler. Die Vermarktung sei anfangs schwierig gewesen, mittlerweile laufe es aber gut. Die Nachfrage vom lokalen Landhandel übersteige derzeit das Angebot.
Astrid Hansen baut die Ackerbohne auf ihrem 275 Hektar-Bio-Betrieb im ostholsteinischen Bentheim vor allem zur Vermehrung als Saatgut an. "Hier haben wir im Öko-Landbau eine kontinuierliche Nachfrage", sagte Hansen. Für die schweren, tiefgründigen Böden und das maritime Klima der Region sei die Bohne bestens geeignet.
Um den Qualitätsanforderungen für Saatgut zu genügen, müsse eine Keimfähigkeit von mindestens 80 Prozent erreicht werden. Außerdem sei ein vorsichtiger Drusch bei relativ hoher Feuchte zwischen 15 und 18 Prozent notwendig, damit die Körner nicht brechen. Als Nachteil des Bohnenanbaus sieht Hansen die relativ hohen Ertragsschwankungen. Je nach Schädlingsbefall und Niederschlagsmenge ernte man auf dem sehr guten Standort zwischen 25 und 40 Dezitonnen pro Hektar.
Wilke Claus nutzt die Ackerbohne auf seinem Betrieb in Verden bei Bremen als Proteinkomponente für seine Mastschweine. Er baut die Bohne immer nach einer Zwischenfrucht ohne Kreuzblütler an, weil diese zum Teil erst im Frühjahr aufgehen und die Saatbettbereitung beeinträchtigen. Wie die anderen Betriebe habe auch er mit Schädlingsbefall zu kämpfen, etwa durch den Blattrandkäfer oder die Bohnenlaus. "Meine Erfahrung ist aber, dass sich zum Beispiel der Blattfraß durch den Blattrandkäfer bei guter Pflanzenentwicklung auswächst. Einen stärkeren Schädlingsbefall sehe ich vor allem in Stressjahren mit Hitzestress und Trockenheit", sagte Claus.
In diesem Jahr habe er bei ausreichenden Niederschlägen knapp 70 Dezitonnen pro Hektar geerntet. Im trockenen Jahr 2018 mit starkem Schädlingsbefall waren es dagegen nur 20 Dezitonnen pro Hektar. Die Lagerung im Blechsilo mit Lüftung und das Mahlen mit einem Vier-Millimeter-Lochsieb sei völlig problemlos. "Das Mehl ist perfekt und sehr gut rieselfähig", berichtete Claus.
Nachhaltigkeit der Ackerbohne wird nicht honoriert
Beim Rohproteingehalt kommt er im Schnitt auf 26 Prozent. Je nach Mastphase füttert er die Bohne mit Anteilen zwischen zwei und zwölf Prozent zu. Dabei sieht er weder Vor- noch Nachteile im Vergleich zur Fütterung mit Soja. Aber er bedauert, dass die besondere Nachhaltigkeit heimischer Leguminosen in der Fütterung nicht beim Verkauf der Schweine honoriert wird.
Bei der Bauernland GmbH in Grimma bei Leipzig setzt Geschäftsführer Wolfgang Vogel seit 2013 auf den Anbau von Erbsen. "Für die Ackerbohne ist unser Standort zu trocken", sagte Vogel. Er habe sich von Anfang an intensiv um die Vermarktung gekümmert und deshalb im Jahr 2016 eine Erzeugergemeinschaft gegründet. Dazu gehören heute 75 Betriebe der Region, die auf etwa 400 Hektar Erbsen im Vertrag anbauen.
"Ich bin fest davon überzeugt, dass Erzeugerinnen und Erzeuger und Abnehmerinnen und Abnehmer von einer langfristigen Partnerschaft im Vertragsanbau profitieren", sagte Vogel. Bei durchschnittlichen Erträgen von 43 Dezitonnen pro Hektar und Preisen von über 20 Euro/Dezitonne komme man auf Deckungsbeiträge von 1.200 Euro/Hektar. Damit seien alle Betriebe zufrieden. Die Erzeugergemeinschaft würde gerne weitere Betriebe für den Anbau gewinnen. Aber viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter tun sich laut Vogel schwer mit dem Einstieg.
Im abschließenden Schwerpunkt zu den Herausforderungen in der Vermarktung wurden als wichtigste Hemmnisse für eine Anbauausdehnung fehlende Strukturen in der Verarbeitung, niedrige Preise im konventionellen Bereich und eine fehlende Preistransparenz genannt.