Ein weiteres Projekt, welches über die Förderrichtlinie RiWert gefördert wurde, ist der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten für den Bio-Fachhandel im Osten Deutschlands. Bei diesem Projekt sollte gezielt die Vermarktung von Bio-Produkten, beispielsweise Produkten aus Leguminosen wie Tempeh, Milch aus kuhgebundener Kälberaufzucht und Fleisch aus der Milchviehhaltung („Brudertierprodukte“), in den Fachhandel aufgebaut werden und bestehende Hindernisse für die erfolgreiche Vermarktung aus dem Weg geräumt werden.
Oekolandbau.de: Wie sind Sie auf die staatliche Förderung aufmerksam geworden?
Anja Ettner: Zum einen waren die Mitarbeitenden des Referats 333 bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sehr engagiert, welches für das Informationsmanagement des Bundesprogramms Ökologischer Landbau zuständig ist. Zusätzlich wurden wir von Kolleginnen und Kollegen anderer Verbände darauf aufmerksam gemacht. Letztendlich gingen dann alle wichtigen Informationen über die Homepage der BLE zu uns, um dann in unserer Fachhandels-Strategie, die wir damals hatten, eingefügt zu werden.
Oekolandbau.de: Welche Partnerinnen und Partner aus dem Handel waren am Projekt beteiligt?
Anja Ettner: Als Partnerunternehmen mit dabei waren die Bio-Fachhändler Bio Company in Berlin und BioMare in Leipzig, außerdem die Bio-Großhandelsunternehmen Naturkost Erfurt und Terra Naturkost. Diese vier Unternehmen sind die größten und wichtigsten Bio-Akteure in der Region, sie beliefern den gesamten Osten mit Bio-Lebensmitteln.
Oekolandbau.de: Gibt es Bio-Produkte, wo der Aufbau der Wertschöpfungskette im Rahmen des Projekts gut umgesetzt werden konnte? Bei welchen Bio-Produkten gab es bei der Verarbeitung und Vermarktung Schwierigkeiten?
Anja Ettner: Einfache Produkte sind solche, die es bereits in einer bestehenden Wertschöpfungskette gibt, wo eine gewisse Verfügbarkeit besteht und wo die Anforderungen an die Produktion und Verarbeitung Standard sind. Zu nennen sind hier das Trockensortiment, Molkereiprodukte, Gemüse oder Rindfleisch.
Schwieriger wird es bei Produkten, die wenig verfügbar sind, wo eine Wertschöpfungskette von Grund auf neu entwickelt werden muss und wo die Akteurinnen und Akteure erst gefunden werden müssen. Beispiele hierfür sind Schweinefleisch, vegane Produkte, Mischprodukte mit spezieller Zutatenliste wie Obst und Beeren oder hochverarbeitete Produkte mit speziellen Verarbeitungsverfahren.
Aber auch bei Standards, die neu entwickelt werden müssen und wo es erst einmal die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte braucht, in Tierwohl oder Artenschutz zu investieren, ist es schwieriger. Muttergebundene Haltungsverfahren, Strohschweine oder Artenschutz sind hierfür Beispiele.
In diesem Zusammenhang ist eine nachhaltige Verbindlichkeit von Handelsunternehmen Voraussetzung, dass diese in gewisser Weise das Handelsrisiko neuer Produkte mit entsprechenden Standards tragen und die Kommunikation für diese Standards forcieren.