Förderprogramme erleichtern den Weg in den Handel

Förderprogramme erleichtern den Weg in den Handel

Damit mehr Bio-Lebensmittel im Zuge der Bio-Strategie des Bundes ihren Weg in die Vermarktung finden, können Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Food Start-ups Förderprogramme in Anspruch nehmen. Zwei geförderte Projekte zeigen, wie das beispielsweise für Produkte von Bruderhähnen oder aus kuhgebundener Kälberhaltung funktionieren kann.

Im Rahmen der Bio-Strategie 2030 der Bundesregierung wurden sechs Handlungsfelder mit insgesamt 30 Maßnahmen bestimmt. Bei Maßnahme 13 sollen Förderprogramme für kleine und mittelständische Unternehmen der Bio-Wertschöpfungskette nutzbar gemacht werden. Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) bietet Förderprogramme an, um die Wertschöpfungsketten für regionale Bio-Produkte aufzubauen und zu unterstützen.

Dabei spielen verlässliche Handelsbeziehungen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle, um die Lebensmittelverarbeitung, insbesondere das Lebensmittelhandwerk, zu stärken. In einigen Fällen gibt es die Bio-Produkte noch kaum am Markt und in einem ersten Schritt müssen alle Akteurinnen und Akteure der Wertschöpfungskette zusammengeführt werden.

Bio-Wertschöpfungskette im Bruderhahn-Projekt gefördert

Larissa Ochel ist Wertschöpfungskettenkoordinatorin für Bruderhähne bei der Bio-Handel Nordwest GmbH und im Projekt "Verwertung von Bio-Verarbeitungsfleisch aus Legehenne und Bruderhahn – Initialveranstaltungen und Aufbau einer Koordinierungsstelle" tätig. Das Projekt ist ein Beispiel für die Förderung der Bio-Wertschöpfungsketten des Bundes für kleine und mittelständige Unternehmen (KMU):

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt und welche Ziele sollen erreicht werden?

Larissa Ochel: Das Projekt "Verwertung von Bio-Verarbeitungsfleisch aus Legehenne und Bruderhahn – Initialveranstaltungen und Aufbau einer Koordinierungsstelle", kurz Bruderhahn-Projekt, ist aus dem Verbot des Kükentötens seit dem 1. Januar 2022 entstanden. Es wurde im Rahmen der RiWert-Förderrichtlinie des Bundesprogramms Ökologischer Landbau gefördert und hat zum Ziel, die Wertschöpfung von Bruderhähnen und Althennen innerhalb der gesamten Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung zu ermitteln und darzustellen. Meine Stelle als Wertschöpfungskettenmanagerin wurde im Rahmen des Projekts geschaffen.

Oekolandbau.de: Wie sind Sie auf die staatliche Förderung aufmerksam geworden? Welche Voraussetzungen muss man als Unternehmen erfüllen?

Larissa Ochel: Der Bioland-Verband ist auf die Bio-Handel Nordwest GmbH zugekommen und hat die mögliche Finanzierung eines solchen Projektes vorgestellt. Gemeinsam mit der Bio-Gut Rosenthal GmbH & Co.KG und dem Bioland-Verband als Projektpartner hat sich die Bio-Handel Nordwest GmbH dann auf den Weg zur Antragsstellung gemacht.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Larissa Ochel: Im Laufe des Projektes wurden Marktpartnerinnen und -partner aus Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Bruderhähnen und Althennen aus Nordwest-Deutschland identifiziert und ein Netzwerk aufgebaut. Das Projekt läuft noch bis 30. September 2024.

Oekolandbau.de: Mit welchem Ergebnis kann das Projekt abgeschlossen werden?

Larissa Ochel: Viele Akteurinnen und Akteure wurden identifiziert und miteinander in den Austausch gebracht. Langfristige Partnerschaften ergaben sich in der Direktvermarktung, dem Lebensmitteleinzelhandel bzw. Großhandel und der Außer-Haus-Verpflegung. Die Herausforderung ist und bleibt die kostenintensive Schlachtung, hier sehen wir auch weiterhin Unterstützungsbedarf. Die Fördermaßnahmen waren wichtig, um die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure in der Region voranzubringen und die jeweiligen Bedarfe zu ermitteln.

Projekt: Bio für den Fachhandel im Osten

Ein weiteres Projekt, welches über die Förderrichtlinie RiWert gefördert wurde, ist der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten für den Bio-Fachhandel im Osten Deutschlands. Bei diesem Projekt sollte gezielt die Vermarktung von Bio-Produkten, beispielsweise Produkten aus Leguminosen wie Tempeh, Milch aus kuhgebundener Kälberaufzucht und Fleisch aus der Milchviehhaltung („Brudertierprodukte“), in den Fachhandel aufgebaut werden und bestehende Hindernisse für die erfolgreiche Vermarktung aus dem Weg geräumt werden.

Oekolandbau.de: Wie sind Sie auf die staatliche Förderung aufmerksam geworden?

Anja Ettner: Zum einen waren die Mitarbeitenden des Referats 333 bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sehr engagiert, welches für das Informationsmanagement des Bundesprogramms Ökologischer Landbau zuständig ist. Zusätzlich wurden wir von Kolleginnen und Kollegen anderer Verbände darauf aufmerksam gemacht. Letztendlich gingen dann alle wichtigen Informationen über die Homepage der BLE zu uns, um dann in unserer Fachhandels-Strategie, die wir damals hatten, eingefügt zu werden.

Oekolandbau.de: Welche Partnerinnen und Partner aus dem Handel waren am Projekt beteiligt?

Anja Ettner: Als Partnerunternehmen mit dabei waren die Bio-Fachhändler Bio Company in Berlin und BioMare in Leipzig, außerdem die Bio-Großhandelsunternehmen Naturkost Erfurt und Terra Naturkost. Diese vier Unternehmen sind die größten und wichtigsten Bio-Akteure in der Region, sie beliefern den gesamten Osten mit Bio-Lebensmitteln.

Oekolandbau.de: Gibt es Bio-Produkte, wo der Aufbau der Wertschöpfungskette im Rahmen des Projekts gut umgesetzt werden konnte? Bei welchen Bio-Produkten gab es bei der Verarbeitung und Vermarktung Schwierigkeiten?

Anja Ettner: Einfache Produkte sind solche, die es bereits in einer bestehenden Wertschöpfungskette gibt, wo eine gewisse Verfügbarkeit besteht und wo die Anforderungen an die Produktion und Verarbeitung Standard sind. Zu nennen sind hier das Trockensortiment, Molkereiprodukte, Gemüse oder Rindfleisch.

Schwieriger wird es bei Produkten, die wenig verfügbar sind, wo eine Wertschöpfungskette von Grund auf neu entwickelt werden muss und wo die Akteurinnen und Akteure erst gefunden werden müssen. Beispiele hierfür sind Schweinefleisch, vegane Produkte, Mischprodukte mit spezieller Zutatenliste wie Obst und Beeren oder hochverarbeitete Produkte mit speziellen Verarbeitungsverfahren.

Aber auch bei Standards, die neu entwickelt werden müssen und wo es erst einmal die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte braucht, in Tierwohl oder Artenschutz zu investieren, ist es schwieriger. Muttergebundene Haltungsverfahren, Strohschweine oder Artenschutz sind hierfür Beispiele.

In diesem Zusammenhang ist eine nachhaltige Verbindlichkeit von Handelsunternehmen Voraussetzung, dass diese in gewisser Weise das Handelsrisiko neuer Produkte mit entsprechenden Standards tragen und die Kommunikation für diese Standards forcieren.

Modernisierungsmaßnahmen durch Förderprogramme

In manchen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen gibt es Förderprogramme, die Investitionen in die Verarbeitung und Vermarktung ökologischer Produkte unterstützen. Diese Programme zielen darauf ab, die regionale Wertschöpfungskette zu stärken und die Marktfähigkeit von Bio-Produkten zu verbessern. Die Förderprogramme bieten finanzielle Unterstützung für verschiedene Aspekte des Bio-Handels und tragen dazu bei, die ökologische Landwirtschaft und nachhaltige Praktiken zu fördern. Beispiele hierfür sind die „Stärkung der Ökovermarktung durch Marktstrukturförderung“ in Baden-Württemberg oder ähnliche Programme in Bayern, Hessen und anderen Bundesländern.

Die Terra Naturkost Handels KG, ein Bio-Großhändler in Berlin, nahm Förderprogramme in Anspruch, um die Lager- und Logistiksysteme zu verbessern und die Qualität der gelagerten Bio-Produkte sicherzustellen. In einem Interview mit "fair-regional.de" beschreibt Firmeninhaber Meinrad Schmitt, wie Terra Naturkost Fördermittel nutzte, um den Ausbau und die Modernisierung der Logistik- und Lagerkapazitäten zu finanzieren. Dies ermöglichte es dem Unternehmen, die Effizienz zu steigern und die Lagerhaltung der über 15.000 Bio-Produkte zu optimieren. Besonders wichtig waren dabei regionale Förderungen und Programme, die nachhaltige und ökologische Projekte unterstützen.

Auch der Naturkost Kontor Bremen GmbH erhielt eine Förderung für den Ausbau und die Modernisierung der Lagerkapazitäten. Das Unternehmen befindet sich auf dem Gelände des Bremer Großmarkts und verfügt über eine Fläche von 2.200 Quadratmetern, einschließlich 1.000 Quadratmetern Kühlräumen, um ein breites Sortiment an Bio-Waren optimal zu lagern. Diese Modernisierungsmaßnahmen wurden unterstützt, um die Effizienz der Lagerung und den schnellen Transport der Produkte zu gewährleisten, wodurch die Frische und Qualität der Waren sichergestellt wird. Diese Investitionen verbesserten die Lagerbedingungen und erhöhten die Marktchancen für regionale Bio-Produkte.

Letzte Aktualisierung 17.07.2024

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