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Ukraine setzt auf Ausbau erneuerbarer Energiequellen

Der Aktionsplan bis 2030 sieht Milliardeninvestitionen vor. Diversifizierung der Energiequellen und die Versorgungssicherheit sind dabei wichtigste Ziele. 

Von Waldemar Lichter | Warschau

Zwei Monate nach der Vorstellung des Nationalen Energie- und Klimaplans (National Energy and Climate Plan; NECP) reicht die ukrainische Regierung mit dem Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energien bis 2030 eine Agenda für den Ausbau grüner Energien nach. Demnach soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch bis Ende diesen Jahrzehnts auf mindestens 27 Prozent erhöht werden - von 8 Prozent im Jahr 2020. Der Investitionsbedarf wird auf nahezu 19 Milliarden Euro beziffert. Mit der Agenda will die Regierung in Kyjiw im Hinblick auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft bereits auf die EU-Klimaziele einzahlen.

Wind, Bioenergie, Sonne. Und der Rest

Besonders im Fokus liegt der Ausbau dreier Sparten. So soll bis 2030 die installierte Windkraftkapazität auf über 6 Gigawatt steigen und dann 40 Prozent der gesamten Produktion grünen Stroms von knapp 44 Terawattstunden beisteuern. Dieser Bereich wird als Schlüsseltechnologie angesehen, um die Klimaziele zu erreichen.

Deutliche Zuwächse erwartet die Regierung auch bei Bioenergien. Anders als in Deutschland werden Biogas, Biomasse und Biotreibstoffe in der Ukraine hauptsächlich aus Abfällen der Landwirtschaft gewonnen. Entsprechend motiviert sind die in dem Sektor dominierenden Großkonzerne die zusätzliche Einnahmequelle anzuzapfen. Am Höhepunkt 2029 sollen sie das Äquivalent von über 4 Terawattstunden Strom liefern.

Auch die Solarenergie soll massiv ausgebaut werden. Die Kapazitäten sollen von um nahezu 5 auf über 12 Gigawatt steigen. Die Investitionskosten dafür bis 2030 werden auf rund 3,5 Milliarden Euro geschätzt.

Mit Geothermie soll zudem der ukrainische Energiemix um eine bisher ungenutzte Quelle bereichert werden. Dafür wird die Wasserkraft, die 2020 über ein Drittel des erneuerbaren Stroms lieferte, nur geringfügig ausgebaut und deutlich an Anteilen verlieren.

Erfolg hängt an externer Finanzierung

Da der Staatsaushalt angesichts der durch den russischen Angriffskrieg bedingten Verteidigungsausgaben keine Spielräume bietet, müssen die Vorhaben überwiegend von externen Geldgebern finanziert werden. Einzelheiten hierzu sind im Aktionsplan nicht enthalten. Die Hoffnungen dürften aber auf internationalen Gebern wie der EU und internationalen Finanzorganisationen wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) oder der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ruhen.

Daneben setzt die ukrainische Regierung auf private Investoren. Als Ansporn fördert sie unter anderem die Installation kleiner, dezentraler Anlagen durch Privatpersonen und Unternehmen, die so einen Teil ihres Bedarfs selbst decken können. Dazu gehört beispielsweise ein Programm für erschwingliche oder zinslose Kredite für den Einbau erneuerbarer Energieanlagen in Privathaushalten. Ein Programm des Fonds für Energieeffizienz unterstützt des weiteren die Installation solcher Anlangen in Mehrfamilienhäusern.

Neues Auktionssystem soll private Investoren locken

Größere Projekte anziehen helfen soll ein neues Auktionssystem. Es ersetzt das bisherige Einspeisetarifsystem und soll mehr Wettbewerb schaffen, für effizientere Nutzung von Fördermitteln sorgen und die kosteneffektivsten Projekte fördern. Der Wechsel zum Auktionsmodell ist Teil der Bemühungen der Ukraine, ihr Energiesystem zu modernisieren und näher an EU-Standards heranzuführen.

Ausschlaggebend für die Neusortierung waren aber auch Erfahrungen mit dem bisherigen System der festen Einspeisetarife ("grüner Tarif"). Dieses hatte zwar zufolge, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen kräftig gestiegen ist. Die hohen garantierten Tarife führten allerdings zu einem deutlichen Anstieg der Zahlungen an Stromerzeuger und somit des Subventionsvolumens. Der "Garantierte Käufer" musste in diesem System den kompletten Strom aus erneuerbaren Energien zu festen, hohen Preisen kaufen. Folge waren nicht nur ein explosionsartiger Anstieg der Verbindlichkeiten des "Garantierten Käufers", sondern auch große technische Herausforderungen beim Ausbalancieren des Stromnetzes.

Das Auktionsmodell soll die Koordination des Ausbaus erneuerbarer Quellen erleichtern und ihn marktkonformer gestalten. Die Planung von flexiblen Erzeugungskapazitäten und Energiespeichern zeigt zudem, dass die Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz ganzheitlich gedacht wird.

Die ersten Pilotauktionen sind noch für 2024 geplant.

Positives Feedback

Entsprechend beurteilen Experten das Vorgehen positiv. "Der Aktionsplan bildet einen guten Rahmen für die Entwicklung erneuerbarer Energieerzeugung in der Ukraine", so Igor Dykunskyy, Partner bei der Kyjiwer Rechtsanwaltskanzlei DLF. Auch für in- und ausländische Investoren gibt das Dokument wichtige Hinweise über die Richtung, in die sich das Land bewegen will. Es wäre aber wichtig genau zu verfolgen, wie die Umsetzung des Plans stattfinde und welche begleitenden Vorschriften dazu verabschiedet würden. Schließlich arbeiten die Regierung und die Wirtschaft derzeit unter Kriegsbedingungen.

"Investoren sollten die Lage auf dem Markt deshalb genau beobachten und möglichst dafür sorgen, ihre Projekte gut abzusichern",

empfiehlt Dykunskyy.

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