Zeit seines Lebens widmete sich Konrad Duden Fragen der deutschen Sprache. Mit seinem „Orthographischen Wörterbuch“ schuf er die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. Als Mensch war Duden aber bei Weitem kein trockener Stubengelehrter.
- Geboren 3.1.1829, Gut Bossigt (bei Wesel)
- Gestorben 1.8.1911, Sonnenberg (heute zu Wiesbaden)
Konrad Duden besuchte von 1837 bis 1846 in Wesel das Gymnasium und schloss es mit dem Abitur ab. Im Anschluss daran nahm er in Bonn ein Studium der Philosophie, klassischen Philologie, Geschichte sowie der deutschen Sprache und Literatur auf.
Vom Hauslehrer zum Gymnasialdirektor und Lexikografen
Nach erfolgreich bestandenem Lehramtsexamen im Jahr 1854 arbeitete er zunächst als Hauslehrer in Frankfurt am Main und in Genua. Nach seiner Promotion im Jahr 1854 über die „Antigone“ des Sophokles lehrte er ab 1859 am Soester Gymnasium und wurde dort zum Prorektor berufen. Bereits in dieser Zeit zeigte sich sein Reformbestreben unter anderem darin, dass er den traditionellen Hebräischunterricht abschaffte und ihn durch den zeitgemäßeren Englischunterricht ersetzte. Er entwickelte sich zu einem Lehrer, der sich bemühte, seine Schüler allseitig zu bilden und zu erziehen. Seine Vorbildfunktion wurde später von seinen Schülern oft hervorgehoben.
Beliebter Lehrer und Mitbürger in Schleiz
1869 wechselte Duden als Gymnasialdirektor ins thüringische Schleiz. Bei der Eröffnung des neuen Schuljahrs hielt er eine programmatische Ansprache und bat die Bürger der Stadt um ihr Vertrauen und ihre Mitwirkung bei der schwierigen Aufgabe der Jugenderziehung. Die konnte seiner Meinung nach nur im Zusammenwirken von Schule und Elternhaus gemeistert werden. Als Grundsatz für seine Amtsführung als Direktor nannte Duden einen lateinischen Spruch, der frei übersetzt heißt: Dort, wo es notwendig ist, Einheit der Meinung; dort, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, Freiheit der Entscheidung; immer jedoch Wohlwollen und Fürsorge.
Um den Schülern das Lernen zu erleichtern und den Unterricht effektiver zu gestalten, änderte Duden die Lehrpläne. So wurden die Fächer „Schönschreiben“ und „Tonlesekunst“ abgeschafft, musische Fächer wie Singen und Zeichenunterricht und ebenso Turnen wurden gefördert. Duden gründete in Schleiz einen „Allgemeinen Bildungsverein“, eine Art Volkshochschule, und war bei den Bürgern beliebt. Neben seinen pädagogischen Erfolgen war er ein guter Unterhalter, sein rheinischer Humor war ebenso geschätzt wie seine witzigen Ansprachen zu unterschiedlichen Gelegenheiten.
In dieser Zeit wurden ihm auch die Rechtschreibprobleme seiner Zeit besonders deutlich: Jedes Gymnasium, jeder Verlag, jede Dienststelle hatte sich – wenn überhaupt – intern auf eine eigene Hausorthografie geeinigt, weil es im 1871 gegründeten Deutschen Reich noch keine übergeordnete Regelung gab. Seine Vorstellungen von einer zweckmäßigen und einheitlichen deutschen Orthografie hätte er von dem kleinen Fürstentum Reuß aus nur schwer verwirklichen können. Deshalb nahm er 1876 das Angebot an, die Leitung des Gymnasiums in Hersfeld in der preußischen Provinz Hessen-Nassau zu übernehmen. Dort trat er in ein unmittelbares Dienstverhältnis mit den preußischen Schulbehörden, ohne die er seine Reformvorstellungen nicht hätte verwirklichen können.
27.000 Wörter auf 187 Seiten für eine Mark: Mit dem „Urduden“ von 1880 begann die erfolgreiche Markengeschichte von Duden.
Erste Bemühungen um eine Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung
Um den schlechten Zustand der damaligen Orthografie zu dokumentieren und Wege zur Überwindung aufzuzeigen, legte Konrad Duden 1872 seine Ansichten zu dem Thema in der Schrift „Die deutsche Rechtschreibung“ dar, der er ein Wörterverzeichnis mit Regeln hinzufügte. Das machte ihn als Experten für orthografische Fragen bekannt, sodass er zur Teilnahme an der „1. Orthographischen Konferenz“ von 1876 nach Berlin eingeladen wurde. Er wirkte dort als Vertreter der gemäßigt phonetischen Richtung mit, die sich im Wesentlichen auf die Formel „Schreibe, wie du sprichst“ stützte. Dies empfand Duden als demokratisch, weil es jedem – unabhängig von seiner sozialen Herkunft und Bildung – das Erlernen der Orthografie am ehesten ermögliche. Das von seinen Widersachern favorisierte historische Prinzip, das sich stark an der Schreibung des Mittelhochdeutschen orientierte, lehnte er als aristokratisch ab. Die Konferenz scheiterte und die Beschlüsse wurden durch die Mehrheit der Bundesratsmitglieder des Deutschen Reichs abgelehnt. Dies hatte Einzelmaßnahmen der Länder zur Folge.
Bedeutung und Wirkung des „Orthographischen Wörterbuchs“ von 1880
Konrad Duden, der seit 1876 das Königliche Gymnasium zu Hersfeld leitete, erkannte, dass ohne die Zustimmung Preußens eine einheitliche Regelung nicht möglich sein würde. Deshalb verfasste er 1880 sein „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ auf der Grundlage der preußischen sowie unter Hinzuziehung der bayerischen Regeln und veröffentlichte es im Verlag Bibliographisches Institut in Leipzig. Obwohl das Nachschlagewerk vorrangig zur Durchsetzung einer einheitlichen Schulorthografie dienen sollte, hatte Konrad Duden es so konzipiert, dass es mit seinen etwa 27 000 Stichwörtern auch über den Schulgebrauch hinaus Anwendung finden konnte. Mit seinem Wörterbuch schuf Konrad Duden die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. Deshalb gilt er heute als deren „Vater“. Das Werk setzte sich schnell allgemein durch und erschien bis zur Jahrhundertwende in insgesamt sechs Auflagen, die von Konrad Duden überwiegend allein bearbeitet wurden.
„Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“ von 1901 als Geburtsstunde der Dudenredaktion
Im Jahr 1901 kamen Vertreter der deutschen Bundesstaaten und Österreich-Ungarns zur „2. Orthographischen Konferenz“ zusammen, an der auch Konrad Duden beteiligt war. In der Folge einigten sich die deutschen Kultusminister auf eine einheitliche Rechtschreibung, die ab Januar 1903 amtlich werden sollte. Österreich und die Schweiz schlossen sich an.
Um die Ergebnisse der Konferenz zügig in das „Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“ einarbeiten zu können, stellte der Verlag Bibliographisches Institut Konrad Duden einige Mitarbeiter zur Seite – das war die Geburtsstunde der Dudenredaktion, die nach dem Tod Konrad Dudens die Fortentwicklung seines Wörterbuchs übernahm.
Vom „Orthographischen Wörterbuch“ zum Duden
Ab der 7. Auflage (1902) war Konrad Dudens Werk faktisch das für die deutsche Rechtschreibung verbindliche Wörterbuch. Auch die 8. Auflage (1905), die die Entwicklung der einheitlichen Rechtschreibung in den ersten Jahren nach ihrer Einführung dokumentierte, wurde noch unter Federführung von Konrad Duden bearbeitet. Nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst widmete er sich weiter seinem Lebenswerk. Als Konrad Duden am 1. August 1911 starb, befand sich auf seinem Schreibtisch das nahezu fertige Manuskript für die 9. Auflage, die im Jahr 1915 erstmals unter dem Titel „Duden – Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter“ erschien.
Bis zum heutigen Tag ist dieses Standardwerk das anerkannte Wörterbuch zur deutschen Orthografie geblieben. „Die Dudenredaktion“, so der ehemalige Leiter der Dudenredaktion, Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, „bleibt dem Anliegen Konrad Dudens nach einer einfachen, einheitlichen und für jedermann leicht anwendbaren deutschen Rechtschreibung verpflichtet.“