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Neue Branchen-Studie bestätigt menschenrechtliche Risiken in Wertschöpfungsketten der deutschen Wirtschaft

Deutsche Unternehmen sind aufgrund ihrer starken internationalen Verflechtung in besonderer Weise herausgefordert, in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten für die Einhaltung grundlegender Arbeits- und Umweltstandards zu sorgen. Wie die im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erstellte Studie „Die Achtung von Menschenrechten entlang globaler Wertschöpfungsketten - Risiken und Chancen für Branchen der deutschen Wirtschaft“ zeigt, finden sich in den Wertschöpfungsketten nahezu aller volkswirtschaftlich bedeutenden Branchen erhebliche menschenrechtliche Risiken.

In dieser Studie werden aus rund 100 Branchen 29 identifiziert, deren Wertschöpfungsketten erkennbare menschenrechtliche Risiken aufweisen. Elf Branchen, die sowohl für die deutsche Volkswirtschaft bedeutend, stark international verflochten als auch mit Menschenrechtsrisiken mit besonderer Relevanz konfrontiert sind, werden dabei vertieft analysiert. Zu diesen Fokusbranchen gehören:

  • Automobil
  • Chemie
  • Elektronik, Telekommunikation und Digitales
  • Energieversorgung
  • Finanzdienstleistungen
  • Groß- und Einzelhandel
  • Maschinenbau
  • Metallindustrie
  • Nahrungs- und Genussmittel
  • Textilien und Leder
  • Tourismus und Freizeit

Viele der aufgeführten Branchen produzieren mehrheitlich arbeits- oder rohstoffintensiv, sind teilweise in Ländern tätig, in denen rechtsstaatliche Grundsätze nicht oder unzureichend durchgesetzt werden. Aufgrund ihrer hohen wirtschaftlichen Relevanz haben alle genannten Sektoren potentiell eine große Marktmacht und können bei gemeinschaftlichem Handeln hohe Hebelwirkung entfalten. Die Studie analysiert, welche Branchenaktivitäten zur Ausübung menschenrechtlicher Sorgfalt in den Fokusbranchen bereits umgesetzt werden und wo es Ansatzpunkte für weitere Aktivitäten gibt. Zudem werden Herausforderungen bei der Umsetzung thematisiert.

Die identifizierten Risiken für Menschenrechtsverletzungen betreffen vor allem die körperliche Unversehrtheit von Beschäftigten und Anwohnenden. In der Nahrungs- und Genussmittelbranche etwa weisen Berichte der Zivilgesellschaft auf Vorfälle von Kinder- und Zwangsarbeit hin. Rohstoffintensive Branchen wie Automobil, Maschinenbau oder Metall sind oftmals im Rahmen der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung mit erheblichen Risiken wie Kinderarbeit, Umweltschädigung oder menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen konfrontiert. Zu den problematischen Stoffen gehören eine breite Palette und große Mengen an bergbaulich gewonnenen Mineralien und Metallen, aber auch Leder, Naturkautschuk oder Kunststoffe. Durch den Wandel zur Elektromobilität und beispielsweise den steigenden Bedarf an Batterien kann das Risiko von Menschenrechtsverletzungen in den Lieferketten der Automobilindustrie weiter steigen, z.B. bei der Gewinnung von Lithium, Grafit, Nickel oder Kobalt.

Die Studie "Die Achtung von Menschenrechten entlang globaler Wertschöpfungsketten - Risiken und Chancen für Branchen der deutschen Wirtschaft" wurde von der Berliner Beratungseinrichtung adelphi in Zusammenarbeit mit Ernst & Young erstellt.

Die vorliegende Studie fokussiert auf Brancheninitiativen, welche sich auf einen gemeinsamen Standard zur Vermeidung sozial-ökologischer Nebenfolgen bei ihren Lieferanten geeinigt haben.