Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit über den gesamten Erwerbsverlauf fördern und erhalten
Der demografische Wandel sorgt für älter werdende Belegschaften. In diesem Zusammenhang entwickelt und kommuniziert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) präventive Maßnahmen und Konzepte, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten über die gesamte Erwerbsbiografie zu erhalten.
Bereits seit einigen Jahren stellen sich Unternehmen und Gesellschaft erfolgreich den damit verbundenen Herausforderungen und verbessern die Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere. Inzwischen sind in Deutschland Jahr für Jahr mehr Personen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren erwerbstätig. So erreichte 2014 die Erwerbstätigenquote dieser Altersgruppe mit 66 Prozent ihren bisherigen Höchststand. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag ihr Anteil bei nur 46 Prozent. Damit hat die Erwerbsbeteiligung in den vergangenen Jahren in keiner Altersgruppe so stark zugenommen wie bei den 55- bis 64-Jährigen. Selbst in der Gruppe der 60- bis 64-Jährigen hat sich die Erwerbstätigenquote in den letzten zehn Jahren von 28 Prozent (2005) auf 53 Prozent (2014) nahezu verdoppelt.
Aktuell belegt Deutschland bei der Beschäftigung Älterer in der EU Platz zwei – nur in Schweden sind noch mehr Ältere erwerbstätig. Trotz dieser unbestreitbaren Erfolge liegt die Erwerbstätigenquote der Älteren in Deutschland aber weiterhin deutlich unter derjenigen der 15- bis 64-Jährigen insgesamt, die 74 Prozent beträgt.
Lange Erwerbstätigkeit als Ziel
Insofern gilt weiterhin das Ziel, die Voraussetzungen für eine möglichst lange Erwerbstätigkeit für möglichst viele Beschäftigte zu verbessern. Dabei geht es keineswegs ausschließlich um die Frage des Umgangs mit älteren Beschäftigten und alternden Belegschaften – Stichworte hier sind Anerkennung und Wertschätzung. Vielmehr gilt es den Blick auf eine präventive Gestaltung der Arbeit zu richten, die sowohl die Gesundheit als auch die Arbeitsfähigkeit von allen Beschäftigten über die gesamte Erwerbsbiografie hinweg erhält und fördert.
Erwerbsarbeit als Gesundheitsfaktor
Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass Teilhabe an Erwerbsarbeit eine Ressource für individuelle Gesundheit ist. Arbeit ausschließlich unter dem Aspekt von Belastungen und Anforderungen zu diskutieren, greift insofern zu kurz.
Soziodemografische Aspekte
Die BAuA betrachtet unter dem Aspekt des demografischen Wandels aber nicht nur die Alterung des Erwerbspersonenpotenzials. Sie berücksichtigt vielmehr auch weitere soziodemografische Aspekte der Bevölkerungsstruktur. Neben dem Alter sind für die Arbeitswelt beispielsweise auch das Geschlecht oder der Migrationshintergrund (kulturelle Identität und Sprachkompetenz) von Bedeutung. Diese zunehmende Vielfalt (Diversität) auf dem Arbeitsmarkt bietet zum einen große Chancen, stellt Unternehmen aber auch vor neue Herausforderungen.
Erweiterte Präventionskultur
Der Erhalt und die Förderung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit über den gesamten Erwerbsverlauf ist die entscheidende Strategie für gesundes Älterwerden in der Arbeit. Die bereits beschlossene stufenweise Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters und das Ziel, die Lücke zwischen tatsächlichem und gesetzlichem Renteneintrittsalter zu schließen, erfordern alterns- und altersgerechte Maßnahmen. Insbesondere die starke, berufsgruppenspezifische Streuung (Varianz) der gesundheitsbedingten vorzeitigen Beendigung des Erwerbslebens macht flexible Arbeitsmodelle, kräfteschonende Verfahren und eine neue Arbeitskultur notwendig. Kernelement dieser Strategie ist die Verwirklichung einer erweiterten Präventionskultur in den Betrieben.
BAuA-Handlungsfeld "Demografischer Wandel"
Das Thema "Demografischer Wandel" wird in der BAuA auf vielfältige Art und Weise behandelt: Die erarbeiteten Forschungsergebnisse dienen der Politikberatung und werden in Handlungshilfen für die betriebliche Praxis übersetzt, um so die Gestaltung sicherer und gesunder Arbeitsplätze mit aktuellem Wissen zu unterstützen. Schwerpunkte der Forschung sind die Analyse und Bewertung der Wirkung von Belastungen und Beanspruchungen. Auf dieser Grundlage lassen sich dann die Chancen und Risiken der Erwerbsarbeit für die Gesundheit sowie für die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit analysieren.
Neben der Forschung werden Programme und Initiativen unterstützt, die praxisorientierte Instrumente entwickeln und direkt in Betrieben erproben. Schwerpunkte sind hier die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) und ihre Netzwerke.
Links
INQA Kompetenz gewinnt. Wie wir Arbeits-, Wettbewerbs- und Veränderungsfähigkeit fördern können
INQA Mit Prävention die Zukunft gewinnen. Strategien für eine demografiefeste Arbeitswelt
INQA Demographischer Wandel und Beschäftigung - Plädoyer für neue Unternehmensstrategien
BMAS Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit - Arbeitsmedizinische Empfehlung
BMAS 2. Fortschrittsreport "Altersgerechte Arbeitswelt"
Gesunde Arbeitsplätze - für jedes Alter. Kampagne der EU-OSHA 2016-17