Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt
Kontrolle oder Einfluss auszuüben stellt ein Hauptmotiv menschlichen Handelns dar. In der Arbeitswelt spiegelt sich dies im Tätigkeitsspielraum wider. Der Tätigkeitsspielraum ist in zahlreichen arbeitswissenschaftlichen Theorien und Modellen ein bedeutsamer Faktor zur Vorhersage von Beanspruchungsfolgen.
Beim Tätigkeitsspielraum handelt es sich um ein heterogenes Konstrukt, sodass verschiedene Begriffe dafür existieren, die teilweise unterschiedliche Schwerpunkte haben. Der Tätigkeitsspielraum wird zum Beispiel dadurch bestimmt, wie umfangreich und abwechslungsreich Arbeitsaufgaben gestaltet sind. Man versteht darunter auch die Möglichkeit, den Verlauf der Arbeitstätigkeit zu beeinflussen oder Entscheidungen treffen zu können. Ein weiteres Merkmal des Tätigkeitsspielraums ist die Vollständigkeit von Arbeitsaufgaben. Damit umfasst der Tätigkeitsspielraum den Handlungs- und Entscheidungsspielraum sowie die Aufgabenvariabilität.
Modelle und Theorien zum Tätigkeitsspielraum sind das Job-Characteristics-Model (Hackman & Oldham, 1974), die Handlungsregulationstheorie (Volpert, 1985) oder das Job-Demand-Control-Model (Karasek, 1979).
Aktueller Erkenntnisstand
Eine Überblicksarbeit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fasst den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Tätigkeitsspielraum zusammen und betrachtet dessen Zusammenhänge mit (psychischer) Gesundheit und Befinden. Sie beschreibt außerdem dessen Beziehungen zu Motivation, Arbeitszufriedenheit und Leistung. Die Arbeit beleuchtet außerdem Schnittstellen zum Konzept vollständiger Tätigkeiten sowie die Bedeutung von Tätigkeitsspielräumen in der modernen Arbeitswelt. Inhaltlich-konzeptionelle Überlegungen und (mess-)methodische Abwägungen sind ebenfalls Bestandteil der Arbeit. Die Verfasserinnen zeigen darüber hinaus Forschungslücken auf und diskutieren Optionen zur Gestaltung dieses Faktors.
Das Projekt "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt"
Die Übersichtsarbeit zum Tätigkeitsspielraum ist Bestandteil des Projekts "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - Wissenschaftliche Standortbestimmung". Das Projekt zielt darauf ab, psychische Belastungsfaktoren anhand des wissenschaftlichen Kenntnisstands zu bewerten.