Einzigartige Landschaften in Wert setzen

05.09.2024 – Umweltbildung, Erholungsräume, Abenteuer – in unserer Landschaft lässt sich dank spannender Angebote viel erleben. Für diese Angebote braucht es innovative Ideen und engagierte Menschen, die sie tatkräftig umsetzen. In den folgenden erfolgreichen Projekten wurden die Besonderheiten von Landschaften erkannt, deren Potenzial herausgeschält und für andere Interessierte erlebbar gemacht. Diese Projekte lösen «Lust auf Landschaft» aus.

Wohlensee bei Bern
Stadt und Land verbinden wie am Wohlensee bei Bern – dafür braucht es ein gutes Team und die nötigen Mittel
© Bern Welcome

Die Perspektive der Landschaft einnehmen

Landschaft ist mehr als Seen, Flüsse, Wald und Berge. Mehr als grün und blau. Oder mehr als ergreifende Bilder auf Tourismuswerbung für unsere schöne Schweiz. Landschaft ist der Raum, der uns umgibt und in dem wir leben, arbeiten und Freizeit verbringen. Auch die weitläufigen Agglomerationen, stark bewirtschaftete Felder oder Regionen rund um die Autobahnen gehören dazu. Landschaft muss viele unterschiedliche Ansprüche erfüllen. Sie ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Der Bevölkerung muss sie Bewegung, Erholung und Genuss ermöglichen, für sie Lebensmittel produzieren und attraktiver Wirtschaftsstandort sein. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Sorge zu ihr tragen, die Ansprüche und ihre Erhaltung in der Balance halten und rücksichtsvoll agieren. Nur so kann die Qualität hochgehalten werden.

Der Bund und die Kantone sind bestrebt, dass die Akteure der Regionen die lokalen Besonderheiten und die Werte ihrer Landschaft erkennen, diese Potenziale erfassen und daraus so Lustvolles gestalten, dass es die Menschen berührt. Gemeint sind innovative Projekte, wie die Folgenden:

Gute Beispiele für mehr Landschaftsqualität

UW-2417-D

Gute Beispiele für mehr Landschaftsqualität. 2024

Drei Regionen, in denen sich Menschen für die Landschaft einsetzen

Um die Menschen in den Regionen zu motivieren, die «Landschafts-Brille» aufzusetzen und ihre Projekte aus dieser Perspektive zu gestalten, hat das Bundesamt für Umwelt zusammen mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft, dem Bundesamt für Raumentwicklung und weiteren Bundesstellen praxisorientierte Hilfestellungen erarbeitet und viele Modellvorhaben der nachhaltigen Raumentwicklung, finanziell unterstützt. Man nennt diesen Ansatz «landschaftsbezogene Regionalentwicklung».

Die übergeordnete Mission all dieser Bestrebungen ist es, dass sich Regionen mit attraktiven Natur- und Kulturerlebnissen, authentischen Produkten und Dienstleistungen und gesundheitsfördernden Lebensräumen

Die Kulturlandschaft der Berggemeinde Valsot erleben und verstehen

Abderhalden
© Pro Terra Engadina

«Viele Menschen geniessen unsere Berglandschaft und schöpfen Kraft aus ihr. Manche Gäste reisen von weit her an. Mit unseren neuen Angeboten wirkt die Begeisterung für Landschaft nachhaltig.»
Angelika Abderhalden, Fundaziun Pro Terra Engiadina

In Valsot, einer Gemeinde im Unterengadin mit 900 Einwohnerinnen und Einwohnern, hat die malerische Landschaft eine hohe Qualität. Die Initiantinnen und Initianten (Fundaziun Pro Terra Engiadina) des Projekts «Inscuntrar – Kulturlandschaft erleben, verstehen und erzählen» wollten sich nicht darauf ausruhen. Sie fragten sich, was eine solche Bilderbuchlandschaft der Gesellschaft zu bieten hat und gingen davon aus, dass man schützt, was man kennt.

Vaslot Umfrage
© Pro Terra Engiadina

Im Rahmen des Projekts wurde eine App entwickelt, an der man an über 50 Standorten einfach verständliche Informationen zur Geschichte und Nutzung der Landschaft, zu Ökologie und Kultur sowie zu den Ortschaften erhält. Zudem wurde ein Abenteuer- und Aufgabenspiel entwickelt, das Umweltbildung mit Spass und Bewegung verbindet und zur aktiven Auseinandersetzung mit der lokalen Landschaft anregt. Unter dem Motto «nachhaltig unterhaltend».

Die Gartenagglo Langenthal – ein Gestaltungsraum für alle

Stirniman
© Ursina Steiner

«Wir verstehen die Landschaft unserer Agglomeration als einen grossen Garten, den wir für und mit der Bevölkerung entwickeln wollen. Die Grundlagen dafür haben wir nun gelegt, das Konzept und die Schwerpunkte für die nächsten zehn Jahre stehen.»
Werner Stirnimann, Biodiversia

Die Agglomeration Langenthal ist ein stark vernetzter Wirtschafts- und Lebensraum mit rund 30‘000 Menschen, die hier leben und arbeiten. Und gleichzeitig ist sie das Zentrum des grössten «Smaragdgebiets» der Schweiz, das zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Im Rahmen des abgeschlossenen Modellvorhabens (MoVo) hat der Verein Smaragdgebiet Oberaargau als Projektträgerschaft sogenannte Gartenwelten entwickelt – also Gebiete, mit charakteristischen Landschaftsformen, Natur- und Kulturwerten. Und er will diese erlebbar machen.

Grüner Erholungsraum in Langenthal
Grüner Erholungsraum in Langenthal.
© Werner Stirnimann

Eine festgelegte «Landschaftsroute» soll diese Gartenwelten vernetzen. Im Rahmen eines anlaufenden Umsetzungsprojekts wird sie mit Aussichtspunkten, Sitzgelegenheiten, Baumpflanzungen, Verbesserungen der Wanderwege und der Installation von begehbaren «Landschaftsfenstern» aufgewertet. Das Angebot ermöglicht die Fortbewegung mit dem Velo oder zu Fuss und sensibilisiert für die lokalen Landschaftsqualitäten. Das Projekt steigert die Attraktivität der Region als Wohn- und Arbeitsort.

Sitten macht seine Natur- und Kulturschätze zugänglich

Wilk grezes
© Vincent Grezes

«Wir haben die Bevölkerung zur Mitgestaltung eingeladen. Besonders gut haben die einfachen Formate funktioniert: Quartierfeste und Projekttage an Schulen. Begeisterung für die Landschaft entsteht, wenn die Menschen einen emotionalen Bezug haben.»
Rolf Wilk, HES-SO Valais-Wallis

In Sitten liegen ländliche und städtische Räume dicht beieinander und sie verändern sich rasant. Schützenswerte Ortsbilder von nationaler Bedeutung und artenreiche Naherholungsgebiete bilden eine reichhaltige Schatzkiste, die der Bevölkerung und den Gästen bis anhin zu wenig bekannt war. In Sitten wurde stark auf Co-Creation gesetzt, sprich den Einbezug der Zielgruppen in die Entwicklung der Angebote. Entstanden ist die Idee, die Stadtbäume als Aufhänger für die Landschaftsinterpretation zu nutzen und Quartierfeste zu feiern, bei denen sich alle Aktivitäten um die Bäume drehen: Quiz, Schnitzeljagd, Malen, Lesungen, Erkennen der Baumarten, Demonstration von Baumpflege.

In der Primarschule gestalteten die Lehrpersonen als Team fächerübergreifenden Unterricht für Geographie, Geschichte, Französisch und gestalterisches Arbeiten zum Thema Stadtlandschaft Sitten. Die Schüler haben auch die Quartierbevölkerung in ihre Arbeiten einbezogen. In einem weiteren Angebot können Gäste neu mit einem Avatar auf dem Tablet auf Entdeckungsreise durch Sitten spazieren und sich dank Augmented Reality Geschichten erzählen lassen, zum Beispiel zu aufgewerteten Landschaften.

Schülerinnen und Schüler in Sitten
Wohin soll die nächste Reise gehen? Schülerinnen und Schüler in Sitten.
© Francois Rothen

Gemeinsam anpacken – und Wertschöpfung generieren

Landschaftsprojekte lassen sich nicht im Alleingang umsetzen. Sie entstehen stets aus einer Zusammenarbeit mit dem Tourismus, dem Naturschutz, Bewegung und Sport, Bildung oder weiteren Institutionen. Gemeinsame Ziele verbinden und motivieren. Die Projektträgerschaften können verschiedene Formen haben; vom Verein, einer Stiftung bis zu einer Fachhochschule oder einer politischen Gemeinde. Was zählt, ist die breite Abstützung des Projekts.

Landschaftsbezogene Projekte tragen zur regionalen Wertschöpfung bei. Neben Arbeitsplätzen und zusätzlichen Umsätzen lassen sich Mehrwerte im Immobilien- und Steuerbereich generieren. Dies zeigte eine Analyse von zwölf beispielhaften Regionen in der Studie «Landschaft als Leitthema für eine nachhaltige Regionalentwicklung». So sind in der Energieregion Goms (VS) neue Arbeitsplätze entstanden und im Valposchiavo konnten 10% mehr Übernachtungen, ein grösseres Tagesgästeaufkommen und höhere Preise mit einer zusätzlichen Wertschöpfung von 2 bis 3 Millionen Franken generiert werden.

Verschiedene andere Untersuchungen verdeutlichen mit eindrücklichen Zahlen, welchen monetären Wert Landschaften mit hoher Qualität haben. Beispielsweise beträgt der Nutzen der Landschaft für den Tourismus zwischen 2,4 und 2,8 Milliarden Franken pro Jahr. Der Gesamtwert des Erholungsnutzens der Schweizer Wälder liegt zwischen 1,9 und 3,9 Milliarden Franken pro Jahr (Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung: Natürliche Ressourcen klug nutzen; Seite 26).

Den Qualitäten und Werten von Landschaften auf der Spur

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Vademecum für die landschaftsbezogene Entwicklung von Regionen. 2024

Mit einem Reiseführer unterwegs: Von der Idee zum Projekt

Das Bundesamt für Umwelt hat zusammen mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft einen praktischen «Reiseführer» entwickelt, der Projektinitiantinnen und Initianten inspiriert und unterstützt. Einfach und verständlich. Die folgende Darstellung zeigt einen bewährten Weg. Wichtig ist dabei: Nachdem die Qualitäten und Werte der Landschaft erkannt wurden, führen viele Routen zum Ziel. Auch ein Umweg gehört manchmal dazu. Viele Anlaufstellen unterstützen situativ.

Mehr Informationen zur landschaftsbezogenen Regionalentwicklung und eine Zusammenstellung nützlicher Werkzeuge zur Entwicklung und Umsetzung von Projekten bietet regiosuisse, die Plattform für Regionalentwicklung, mit der neuen Themenseite Landschaft.

Grafik Landschaftsbezogene Regionalentwicklung - planval.PNG
Mögliche Wege und Stationen der landschaftsbezogenen Regionalentwicklung.
© BAFU

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Letzte Änderung 05.09.2024

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